Chinas Immobilienmarkt

China schleust Hypothekenzinsen nach unten

Chinas Zentralbank sorgt für eine Senkung der Referenzzinsen für Hypothekenkredite. Die Maßnahme zielt auf die Klemme am Wohnimmobilienmarkt ab, dürfte aber kaum durchschlagende Wirkung entfalten.

China schleust Hypothekenzinsen nach unten

China schleust Bauzinsen nach unten

Peking schiebt Immobilienmarkt an – Mehr Lockerung erst nach Volkskongress in Sicht

nh Schanghai

Sorgen um die schwache Immobilienmarktverfassung in China führen zu einer unerwartet kräftigen Senkung der Referenzzinsen für Hypothekenkredite. Wie die Zentralbank mitteilte, wird die Loan Prime Rate (LPR) als Benchmark für die Verzinsung von fünfjährigen Hypothekendarlehen um 25 Basispunkte von 4,2 auf 3,95% ermäßigt. Letztmalig war sie im Juni 2023 um 10 Basispunkte nach unten geschleust worden.

Verzicht auf breiteren Impuls

In China werden die Eckzinsen für Unternehmens- und Hypothekenkredite jeweils am 20. eines Monats von einem Großbankenkonsortium neu austariert. Das Prozedere unterliegt allerdings einer wesentlichen Beeinflussung durch die Notenbank. Diesmal verzichtet man dabei auf einen breiter angelegten Lockerungsimpuls.

So bleibt die geld- und konjunkturpolitisch relevantere LPR für einjährige Unternehmenskredite bei 3,45%. Erst vor wenigen Tagen ließ die People’s Bank of China (PBOC) ihren wichtigsten Steuerungszins für die Refinanzierung von Geschäftsbanken mit einjährigen Geldern unverändert. Damit galt eine Anpassung der LPR-Benchmark für Unternehmenskredite in diesem Monat als eher unwahrscheinlich.

Signal für Aktionsbereitschaft

Analysten werten die einseitige Lockerung bei den Hypothekenzinsen in erster Linie als neues Signal für Aktionsbereitschaft seitens der Regierung und Finanzregulierer, um auf die Flaute am Immobilienmarkt einzuwirken. Sie gehen allerdings nicht davon aus, dass die Zinsgeste einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Probleme am Immobilienmarkt und Wiederanregung von Wohnungskäufen leisten kann.

Börse nicht beeindruckt

Auch am chinesischen Aktienmarkt scheint am Dienstag kein Funke übergesprungen zu sein. Der Leitindex für die Festlandbörsen CSI 300 schob sich nach einem lustlosen Handel um 0,2% höher. Der Wechselkurs des chinesischen Yuan zum Dollar zeigte sich nach stützenden Devisenhandelstransaktionen seitens staatlicher Großbanken weitgehend unverändert.

Späte Reaktion

Marktteilnehmer verweisen darauf, dass die Rücknahme des LPR-Zinses eine Nachzügler-Aktion darstellt. Tatsächlich hatte sich die Durchschnittsverzinsung für neue Hypothekenkredite im Monat Dezember bereits auf 3,97% ermäßigt. Sie lag also nur geringfügig über der neuen Referenzmarke von 3,95%.

Bei Bestandsdarlehen dürfte sich die Veränderung zunächst wenig auswirken. Hier werden die Konditionen in der Regel zu Beginn eines Kalenderjahres angepasst.

Der LPR-Schritt fügt sich in ein Sammelsurium von Maßnahmen und Signalen, mit denen die Regierung seit Jahresbeginn versucht, Konjunkturoptimismus zu wecken und den Aktienmarkt zu stabilisieren. Dabei ist es bislang allerdings nicht zu wuchtigen fiskalischen oder monetären Stimuli gekommen.

Warten auf den Volkskongress

Die Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Zentralbank Mitte März den derzeit bei 2,5% stehenden MLF-Zins senken wird. Dann wäre auch eine Anpassung der einjährigen LPR für Unternehmenskredite zu erwarten. Das Timing einer breiteren Zinsmaßnahme dürfte im Zusammenhang mit dem am 5. März beginnenden jährlichen Volkskongress stehen, wo die Wachstums- und Wirtschaftsziele der Staats- und Parteiführung festgelegt werden.

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