Das Scheinwerferlicht hat die Familie Thiele meist gemieden. Im Oktober 2018 allerdings steht auch Julia Thiele-Schürhoff im Zentrum des Interesses. Es gilt, auf dem Frankfurter Parkett den Börsengang des bisherigen Familienkonzerns Knorr-Bremse zu feiern. Es ist ein Freudentag, öffentlich umarmt Heinz Hermann Thiele seine Tochter Julia.

Mehr als zwei Jahre später sind die Blicke wieder auf Julia Thiele-Schürhoff gerichtet – aus einem traurigen Anlass. Ihr Vater Heinz Hermann Thiele ist überraschend im Alter von 79 Jahren gestorben (vgl. BZ vom 24. Februar). Mit dem Trauerfall wächst seiner Tochter eine noch wichtigere Rolle zu bei Entscheidungen über die Beteiligungen nicht nur an Knorr-Bremse, sondern auch an Lufthansa und Vossloh. Wenngleich die Regelungen aus dem Testament in Grundzügen erst in einigen Tagen bekannt sein werden, so hat der IPO-Prospekt im September 2018 offengelegt, dass die damals 47-Jährige und ihr Vater vor dem IPO die alleinigen Eigentümer von Knorr-Bremse waren.

Seit dem Jahr 2016 gehört Julia Thiele-Schürhoff, die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studierte, dem Aufsichtsrat des Unternehmens an. Zuvor hatte die Juristin in dem Konzern operativ gearbeitet: 2002 bis 2008 war sie als Rechtsberaterin aktiv, anschließend leitete sie bis zum Jahr 2014 die Corporate Social Responsibility. Unverändert führt sie die von ihr gegründete Knorr-Bremse Global Care.

Als im vergangenen Sommer der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitz mit einem Familienmitglied besetzt wurde, war es Heinz Hermann Thiele, der diesen Posten übernahm. Seine Tochter habe sich nie um eine Managementkarriere bemüht und ihre Familie in den Vordergrund gestellt, hatte Thiele einmal in einem Interview erläutert.