Anlageprodukte

Geldmarkt-ETF warten auf ihr Comeback

Eonia-Produkte leiden unter niedrigen Zinsen - Tagesgeld-Zertifikate weisen attraktivere Renditen auf

Geldmarkt-ETF warten auf ihr Comeback

Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Geldmarkt-ETF haben im vergangenen Jahr deutlich an Beliebtheit verloren. Die Staatsschuldenkrise hat einen großen Druck auf die Zinsniveaus ausgeübt. Das niedriges Zinsumfeld und die steigenden Aktienkurse haben zu starken Abflüssen aus Exchange Traded Funds (ETF) und Zertifikaten auf Tagesgeldsätze geführt. So musste der ehemals größte Geldmarkt-Indexfonds, der Eonia ETF (LU0290358497) von DB X-Trackers, seit März 2009 Abflüsse von rund 4 Mrd. Euro hinnehmen. Mitte Dezember 2010 verwaltete er nur noch Anlegergelder in Höhe von knapp 1,1 Mrd. Euro.Derzeit werden in Europa 20 Geldmarkt-Produkte in Form von ETF gehandelt. Die meisten börsennotierten Indexfonds bilden den Eonia (Euro Overnight Index Average) ab, der den effektiven umsatzgewichteten Tagesgeldzinssatz für den Euro abbildet. Mit Verwaltungsgebühren von 0,05 bis 0,15 % jährlich sind die Produkte nach Angaben von Morningstar besser als 70 % aller traditionellen aktiv gemanagten Geldmarktfonds. Deren Gebühren reichen von 0,02 bis 1,1 % p. a. Zu den größten Produkten am Markt für passiv gemanagte Produkte gehören neben dem Eonia-ETF der Deutsche-Bank-Tochter DB X-Trackers der Lyxor ETF Euro Cash (Eonia) (FR0010510800) mit einem Volumen von 1,1 Mrd. Euro und der iShares eb.rexx Money Market (DE000A0Q4RZ9) mit 710 Mill. Euro.Die Anlegergelder flossen parallel mit den nachgebenden Zinssätzen aus diesen Geldmarktprodukten. Der Eonia ist allerdings niedriger als gewöhnlich. Mit einem Zinssatz von 0,389 % notiert er seit der Finanzkrise in der Nähe des Zinssatzes der Einlage-Fazilität der Europäischen Zentralbank (EZB) von 0,25 % und damit deutlich unter dem Leitzins von 1 %. Das ist eine Folge der lockeren Geldpolitik der EZB.Die Geldmarkt-ETF sind dem Kurs des Eonia gefolgt, sodass sich die Anleger derzeit mit Magerzinsen zufriedengeben müssen. So kamen Produkte wie der Eonia-ETF von DB X-Trackers oder der Lyxor ETF Euro Cash auf eine Rendite über zwölf Monate von 0,3 %. Einen steigenden Eonia und damit eine höhere Attraktivität der Geldmarkt-ETF werden erst dann erwartet, wenn sich die Situation am Geldmarkt normalisiert. Letzteres sehen Experten erst für das erste Quartal 2012 voraus.Höhere Renditen als die Geldmarkt-ETF erzielten dagegen die Geldmarktprodukte in Zertifikate-Hülle. Der 6 Monats Total Return Swap Index von Vontobel (DE000BVT46R6) bildet die Wertentwicklung eines Basket mit Zinssatzswaps mit konstanter Restlaufzeit ab. Der Index basiert auf der gleichgewichteten Investition in mindestens fünf sogenannte Receiver-Zinssatzswaps. Aus dem festen Zahlungsstrom hat Vontobel ein synthetisches Geldmarkt-Investment mit der gewünschten Restlaufzeit von sechs Monaten konstruiert. Die angefallenen Zinsen werden nicht ausgezahlt, sondern bei der Berechnung der Zertifikats berücksichtigt. Das Zertifikat erwirtschaftet fortlaufend den kurzfristigen Sechs-Monats-Euribor-Zins. In den vergangenen zwölf Monaten erreichte das Produkt eine Rendite von rund 0,8 %.Den Drei-Monats-Euribor bildet das Tagesgeld XXL Zertifikat der Royal Bank of Scotland (DE000AA01PQ7) ab. Dieser wird in Dreimonatsabständen fixiert. Die Zinserträge werden auf täglicher Basis dem Zertifikat gutgeschrieben. Beim Euribor handelt es sich um die Euro Interbank Offered Rate, also den Zinssatz für Termingelder in Euro im Interbankengeschäft. Der Drei-Monats-Euribor notiert bei einem Zinssatz von 0,99 % p. a. und damit deutlich über dem Eonia. Das Zertifikat kommt auf Jahressicht ebenfalls auf einen Ertrag von 0,8 %.