Deutsche Firmen optimistisch für US-Geschäft

Stimmung hellt sich auf - Fachkräftemangel und Handelsspannungen sind größte geschäftliche Herausforderung in Nordamerika

Deutsche Firmen optimistisch für US-Geschäft

Deutsche Unternehmen, die in den USA vertreten sind, werden zuversichtlicher. Im vergangenen Jahr war die Gemütsverfassung wegen der von der amerikanischen Regierung forcierten Handelskonflikte sowie einer verschärften Immigrationspolitik noch wesentlich schlechter gewesen. Von Norbert Kuls, New YorkDie Stimmung unter deutschen Unternehmen in den Vereinigten Staaten hellt sich auf. Eine große Mehrheit von Tochtergesellschaften deutscher Konzerne (96 %) rechnet für das laufende Geschäftsjahr 2020 mit Umsatzwachstum im wichtigen amerikanischen Markt. Das geht aus einer Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter 177 Unternehmen hervor. “Die Grundstimmung ist positiv”, sagte Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG in Deutschland, bei der Vorstellung der Umfrage in New York.Im vergangenen Jahr war die Gemütsverfassung deutscher Unternehmen aufgrund der von der amerikanischen Regierung verschärften Handelskonflikte sowie einer verschärften Immigrationspolitik noch deutlich schlechter gewesen. Fast ein Zehntel – doppelt so viel wie in diesem Jahr – hatte trotz positiver Effekte durch Steuersenkungen und Deregulierung mit einer Schrumpfung des Geschäfts gerechnet. Die Befürchtungen waren nicht unbegründet. Fast ein Fünftel (18 %) der befragten Unternehmen meldete für das Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr nachlassende Umsätze im Amerikageschäft – nahezu doppelt so viel wie im Jahr davor. “Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Lage deutscher Unternehmen in den USA verschlechtert hat – zumindest für einige Branchen”, heißt es in dem Bericht. Genauere Angaben zu den betroffenen Branchen gab es nicht.Unter Druck stand im vergangenen Jahr aber unter anderem die Automobilindustrie. “Wachstumsbranchen wie Informationstechnologie haben momentan aber ein richtig gutes Umfeld”, sagte Dietmar Rieg, der Vorstandschef der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in New York, am Rande der Veranstaltung. Das gelte auch für bestimmte Bereiche wie Offshore-Windparks im amerikanischen Nordosten oder für Unternehmen in New York, die auf Energieeffizienz spezialisiert sind.Die Aufhellung der Stimmung resultiert auch aus der im Vergleich zu Europa und Deutschland robusteren US-Konjunktur. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für die USA im Jahr 2020 aktuell ein Wirtschaftswachstum von 2,0 %. Für die Eurozone liegt die Wachstumsprognose bei 1,3 %, für Deutschland nur bei 1,1 %. Dazu lässt auch das Wachstum in China nach, dem nach den USA zweitwichtigsten außereuropäischen Auslandsmarkt für deutsche Unternehmen. “Das geschäftliche Umfeld in den USA ist recht stabil”, resümierte Andreas Fibig, der Verwaltungsratsvorsitzende (Chairman) der Handelskammer. Fibig nannte neben der Senkung der Unternehmenssteuern auch die fortgeschrittene Digitalisierung in den USA und das im Vergleich zu China profitablere Wachstum als Standortvorteile für die Tochtergesellschaften deutscher Firmen. Zuletzt waren fast 4 600 Unternehmen mit einer deutschen Muttergesellschaft in den Vereinigten Staaten tätig. Die Unternehmen beschäftigen nahezu 700 000 Mitarbeiter und kamen auf einen Gesamtumsatz von mehr als 480 Mrd. Euro.Als größte Herausforderungen für das Geschäftsjahr 2020 nannten die befragten Unternehmen den Fachkräftemangel (56 %) gefolgt von Handelsspannungen (50 %). Mehr als ein Viertel der Unternehmen haben bereits Ausbildungsprogramme gestartet, um Mitarbeiter zu qualifizieren.Ein Viertel der Unternehmen nannte die Disruption aufgrund von Digitalisierung und neuen Technologien als geschäftliche Herausforderung. Rund zwei Fünftel (41 %) der Befragten betreiben daher vor Ort in Amerika Forschung und Entwicklung – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (29 %). Bei der Kooperation mit externen Parteien ziehen deutsche Unternehmen aber weiter Universitäten vor (52 %). Nur weniger als ein Drittel (30 %) kooperieren mit Start-ups, also jungen innovativen Unternehmen, um Neuerungen voranzutreiben oder Technologien zu erwerben. Nur ein Fünftel (20 %) kooperiert dafür mit großen Technologiefirmen. Etwa ein Drittel der befragten Unternehmen (34 %) hält Start-ups für wichtig, um das eigene Geschäft schneller voranzutreiben. Dagegen messen zwei Fünftel der deutschen Firmen Start-ups nur eine geringe Bedeutung für Innovation und geschäftlichen Erfolg bei.