Die Schwäche in China ist nicht zu vernachlässigen

Gerade deutsche Unternehmen sind betroffen - Dürftige Informationen erschweren eine Einschätzung

Die Schwäche in China ist nicht zu vernachlässigen

Von Dietegen Müller, FrankfurtUm China ist es auffällig ruhig geworden. Im Sommer grassierte die Sorge vor einem Einbruch der – immer noch vergleichsweise hohen – Wachstumsraten. Nun sind diese Sorgen in den Hintergrund gerückt, und von der Befürchtung abgelöst worden, die Anschläge in Paris könnten die Konjunktur beeinträchtigen.Doch sollte das China-Risiko nicht unterschätzt werden, gerade für deutsche Unternehmen, die stark auf das Land ausgerichtet sind. Weiter fallende Rohstoffpreise sind ein Warnsignal (siehe Seite 17). Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) hat festgestellt, dass die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre, die auf den Boom der Infrastrukturausgaben zurückzuführen waren, sich günstig auf die Ratings von Unternehmen niedergeschlagen haben, die einen hohen Umsatz- oder Ergebnisanteil im Reich der Mitte oder in Asien erzielt haben. Umgekehrt gilt damit: Sinken die Wachstumsraten in China dauerhaft und kräftig, belastet dies auf Sicht von fünf Jahren auch die Kreditwürdigkeit dieser Unternehmen.Allerdings fällt es Analysten schwer, konkrete Einschätzungen abzugeben. Viele Unternehmen legen keine separaten Zahlen zu ihren Chinaaktivitäten vor. Dies mag Wettbewerbsgründe haben oder weniger marktwirtschaftlich orientierten Gepflogenheiten entgegenkommen. Rudimentäre Schätzungen oder indirekte Berechnungen bilden darum die Grundlage vieler Studien. Risiken in InvestitionsgüternWilliams nimmt dazu keine Stellung, da er keine Einzelwerte kommentieren kann, erklärt aber, die in Deutschland am stärksten betroffenen Branchen entsprächen etwa dem allgemeinen Bild. Das bedeutet, dass Produzenten langlebiger Verbrauchsgüter, Technologieanbieter und Maschinenbauer dazuzählen. Laut Schätzungen der französischen Großbank Société Générale sowie dem Researchhaus Alphavalue sind unter den gelisteten deutschen Unternehmen besonders die Autobauer BMW und Volkswagen betroffen. Auch Adidas und Heidelberger Druckmaschinen fallen mit einem geschätzten Umsatzanteil im zweistelligen Prozentbereich auf.”Für deutsche Unternehmen dürfte der Wechsel von einer investitionsgetriebenen zu einer konsumorientierten Wirtschaft etwas Schwierigkeiten bereiten”, sagt Williams. Wenn die chinesische Bevölkerung wohlhabender werde, dürfte dies etwa Konsumgüterherstellern Vorteile verschaffen. Dies lässt sich so interpretieren, dass eine Adidas mit ihrem China-Exposure bessere Karten als ein Investitionsgüteranbieter hat.Niedrigere Input-Kosten – dank sinkender Rohstoffpreise – könnten aber auch eine Erleichterung bedeuten, so dass der Nettoeffekt einer Abschwächung der chinesischen Konjunktur gering ausfallen dürfte, so S & P-Analyst Williams. Da der Anteil Chinas an den deutschen Exporten viel höher sei als in anderen Ländern, würde aber ein scharfer Rückgang des China-Wachstums deutsche Unternehmen stärker treffen.