KommentarAnleihemärkte

Nicht immer nur Rekorde

Wenn am Anleihemarkt mal keine Nachfragerekorde erzielt werden, ist das kein Beinbruch. Italiens Retail-Bond hat zwar eine Nachfrage unter Rekordniveau gesehen, aber keinen Käuferstreik erlebt.

Nicht immer nur Rekorde

Anleihemarkt

Nicht immer
nur Rekorde

Von Kai Johannsen

Man kann nicht immer nur Rekorde aufstellen. Und wenn man eben mal keinen Rekord aufstellt, ist das auch kein Grund, alles infrage zu stellen oder gar in Panik zu verfallen. Das gilt auch für Anleiheplatzierungen, die mal ohne Rekordorders auskommen müssen. So geschehen in der vergangenen Wochen in Italien. Der Staat bot einen an Retail-Investoren adressierten Bond an. 3,35% Zinsen in den ersten drei Jahren, 3,9% in der zweiten Dreijahresperiode und noch einen Bonus von 0,8% für den Investor, der das Papier bis zur Endfälligkeit hält und eben nicht verkauft, auch wenn es an den Märkten wackelt. Das Papier hatte mit diesen Konditionen durchaus das Zeug, eine hohe Nachfrage anzuziehen. 11,3 Mrd. Euro wurden es am Ende, aber damit wurde der Rekord von 18,3 Mrd. Euro eines Retail-Bonds des Landes im Februar nicht in den Schatten gestellt. Ohne Zweifel zeigt es, dass sich eben nur eine bestimmte Kapitalmenge über die Privatanleger mit diesen Papieren mobilisieren lässt und dieses Volumen eben nicht nach Belieben nach oben gehievt werden kann. Aber 11,3 Mrd. Euro an Nachfrage kann man jetzt auch nicht einfach vom Tisch wischen und auf dieser Grundlage einen Käuferstreik ausrufen. Das sähe bei einem Nachfragevolumen von 1 Mrd. Euro oder weniger sicherlich anders aus. Und ohnehin geht ja niemand davon aus, dass das mit fast 3 Bill. Euro hoch verschuldete Italien nun große Teile der öffentlichen Verschuldung auf die Schultern der Privatanleger laden will.

Eine recht vernünftige Erklärung für die geringere Nachfrage kommt von Andrea Rocchetti, Global Head of Investment bei Moneyfarm. Die Italiener hatten bereits im Februar einen fast identisch ausgestalteten Retail-Bond im Angebot, der eben die Rekordnachfrage von mehr als 18 Mrd. Euro erzielte. Damit wurde laut Rocchetti wohl der Großteil der potenziellen Nachfrage seitens der privaten Anleger absorbiert. Und wer zugegriffen hat, greift dann bei einem ausstattungsgleichen Titel nicht nochmal zu. So was kommt vor, und dann ist es eben kein Rekord. Ist auch kein Beinbruch.

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