ROUNDUP 2: Broadcom überzeugt mit Ausblick und enttäuscht in Telefonkonferenz

ROUNDUP 2: Broadcom überzeugt mit Ausblick und enttäuscht in Telefonkonferenz

(neu: Kurs und Experten)

SAN JOSE (dpa-AFX) - Der Apple<US0378331005>- und Google<US02079K1079>-Chipzulieferer Broadcom <US11135F1012> hat Umsatz und Gewinn im vierten Geschäftsquartal deutlich gesteigert und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Für das erste Quartal geht das Unternehmen von einem deutlicheren Wachstum aus, als die Marktexperten zuvor angenommen hatten. Dabei profitiert Broadcom von Lösungen rund um die Künstliche Intelligenz (KI). Nach der jüngsten Rekordrally der Aktie enttäuschte der Konzern aber die teils überaus hohen Erwartungen von Anlegern mit Blick auf die künftigen Geschäfte mit KI-Chips sowie mit Äußerungen zur Bruttomarge.

Der Aktienkurs knickte am Freitag um gut zehn Prozent auf 364,24 US-Dollar ein. Allerdings hatten die Papiere auch erst zur Wochenmitte ein Rekordhoch von knapp 415 Dollar erreicht. Das Jahresplus summiert sich damit immer noch auf rund 57 Prozent. Zum Vergleich: Der Techwerte-Index Nasdaq 100 gewann gut 20 Prozent.

Schon vor Veröffentlichung der Quartalszahlen am Vorabend hatte es Zweifel gegeben, ob sich die Rally fortsetzen könnte. So befürchtete etwa Peter Sorrentino, Manager für globale Wachstumsaktien-Strategie bei der Huntington National Bank, dass die Aktie geradezu prädestiniert für Enttäuschungen sein könnte.

Im abgelaufenen Quartal verbesserte sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 34 Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verdiente Broadcom 8,5 Milliarden Dollar, nach 4,3 Milliarden ein Jahr zuvor. Das Unternehmen gehört in den Augen vieler Anleger wie Nvidia <US67066G1040> zu den großen Profiteuren des Ausbaus von KI-Rechenzentren.

Allerdings sprach Konzernchef Hock Tan in einer Telefonkonferenz mit Analysten von einem Auftragsbestand von 73 Milliarden US-Dollar (rund 62,3 Mrd Euro) für KI-Produkte, die in den nächsten sechs Quartalen ausgeliefert werden sollen - eine Zahl, die einige Anleger enttäuschte. Tan stellte dabei allerdings klar, dass es sich um einen „Mindestwert“ handle. „Wir erwarten deutlich mehr, sobald weitere Bestellungen für Lieferungen in den nächsten sechs Quartalen eingehen“, sagte er. „Unsere Lieferzeit kann daher, je nach Produkt, zwischen sechs Monaten und einem Jahr liegen.“

Broadcom hielt sich auch mit einer Umsatzprognose für KI für das laufende Jahr zurück, dazu gab es Bedenken hinsichtlich sinkender Gewinnmargen. Obwohl Tan erklärte, dass das Unternehmen im vierten Quartal einen Auftrag über 11 Milliarden US-Dollar vom KI-Startup Anthropic PBC erhalten habe, warnte er, dass die Margen insgesamt aufgrund der KI-Produktverkäufe sinken würden. Den Verzicht auf eine Jahresprognose der KI-Umsätze begründete der Konzernchef damit, dass diese sich ständig verändern würden. „Es fällt mir schwer, genau vorherzusagen, wie das Jahr 2026 aussehen wird“, sagte er in der Analystenkonferenz. „Daher möchte ich Ihnen lieber keine Prognose geben.“

Analysten bleiben insgesamt zuversichtlich. So lobten die Experten der Citigroup die Resultate und den Ausblick. Das KI-Geschäft habe im Geschäftsjahr 2025 schon fast ein Drittel des Konzernumsatzes ausgemacht. Zudem habe der Konzern mit Anthropic seinen vierten KI-Kunden bekannt gegeben, weitere dürften folgen. Der für einige Investoren wohl eher enttäuschende Bruttomargen-Ausblick sollte nicht überbewertet werden, die Marge sollte sich erholen. Die Citi-Analysten hoben denn auch ihr Kursziel von 415 auf 480 Dollar an und bestätigten ihre Kaufempfehlung wegen der fortgesetzten KI-Stärke.

Analyst Vivek Arya von der Bank of America schraubte sein Kursziel sogar von 460 auf 500 Dollar nach oben. So seien mit Blick auf den KI-Auftragsbestand eigentlich nur die Erwartungen sehr großer Optimisten verfehlt worden. Das sollte Anleger nicht beunruhigen. Broadcom überzeuge mit einer immer breiteren Kundenbasis und bilanzieller Stärke. Die Papiere blieben ein „Top Pick“./nas/jha/err/stk/jha/