ROUNDUP 2: US-Wirtschaft schafft mehr Stellen - Arbeitslosenquote steigt dennoch
ROUNDUP 2: US-Wirtschaft schafft mehr Stellen - Arbeitslosenquote steigt dennoch
(neu: Einschätzung von Ökonomen)
WASHINGTON (dpa-AFX) - Der erste Arbeitsmarktbericht der US-Regierung nach dem Ende der Teilschließung von Behörden zeigt einen unerwartet starken Anstieg der Beschäftigung. In der größten Volkswirtschaft der Welt wurden im September 119.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur 51.000 neue Jobs erwartet. Die Arbeitslosenquote stieg allerdings um 0,1 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Herbst 2021.
Nach dem längsten sogenannten Shutdown der US-Geschichte, der mit einer Dauer von 43 Tagen Mitte des Monats beendet worden war, werden US-Konjunkturdaten von staatlichen Behörden wieder nach und nach veröffentlicht. Der Arbeitsmarktbericht spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die ihre geldpolitischen Entscheidungen auch von der Lage auf dem Arbeitsmarkt abhängig macht.
Für künftige Zinsentscheidungen spielt zudem die Lohnentwicklung eine maßgebliche Rolle, die im September schwächer als erwartet ausgefallen ist. Das Ministerium meldete einen Anstieg der Stundenlöhne um 0,2 Prozent im Monatsvergleich. Analysten hatten einen stärkeren Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Allerdings wurde der Anstieg im Vormonat noch oben revidiert, von zuvor 0,3 Prozent auf 0,4 Prozent.
Nach Einschätzung des Chefvolkswirtes Thomas Gitzel von der VP Bank deuten die September-Daten auf einen „robusten Arbeitsmarkt“ hin. Allerdings habe der Rückgang der Beschäftigung im August gezeigt, dass sich die Dynamik auf dem US-Arbeitsmarkt insgesamt abschwäche. „Umfragen unter Verbrauchern zeigen, dass es deutlich schwieriger geworden ist, eine neue Stelle zu bekommen.“
Paul Ashworth, Chefvolkswirt für Nordamerika beim Analysehaus Capital Economics, wertete den Arbeitsmarktbericht für September insgesamt als etwas besser als erwartet. Dies dürfte Mitglieder der US-Notenbank beruhigen, die sich zuletzt Sorgen um die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt gemacht hätten. „Wir gehen nun davon aus, dass die Fed ihre nächste Zinssenkung bis Januar verschieben wird“, sagte Ashworth.
Trotz der Arbeitsmarktdaten für September bleibt weiterhin eine Unsicherheit über die Entwicklung der Wirtschaft der Vereinigten Staaten. Denn: Die US-Regierung hat die Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts für Oktober auf den letzten Monat des Jahres verschoben. Die Daten werden ebenfalls als Folge des Shutdowns gemeinsam mit dem Bericht für November am 16. Dezember veröffentlicht, wie das Bureau of Labor Statistics am Mittwochabend mitteilte.
Die Arbeitsmarktdaten für Oktober und November werden also erst nach der nächsten Zinssitzung der US-Notenbank am 9. und 10. Dezember veröffentlicht und fehlen daher für die Fed-Entscheidung. Die Unsicherheit der Anleger zeigte sich bei der Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer erneuten Zinssenkung der Fed im Dezember, die aktuell bei knapp 40 Prozent liegt. Am Mittwoch wurde die Wahrscheinlichkeit bei etwa 50 Prozent eingeschätzt./jkr/la/he