Commerzbank

Umbau wirft seinen Schatten voraus

 – Die Commerzbank schließt das abgelaufene Geschäftsjahr wie angekündigt mit tiefroten Zahlen ab. Wie das Institut am Donnerstag mitteilte, sanken die Erträge im vierten Quartal um 6,6% auf rund 2 Mrd. Euro. Einem Einbruch des Zinsüberschusses...

Umbau wirft seinen Schatten voraus

lee Frankfurt

 – Die Commerzbank schließt das abgelaufene Geschäftsjahr wie angekündigt mit tiefroten Zahlen ab. Wie das Institut am Donnerstag mitteilte, sanken die Erträge im vierten Quartal um 6,6% auf rund 2 Mrd. Euro. Einem Einbruch des Zinsüberschusses um 11,8% auf 1,1 Mrd. Euro stand dabei ein um 6,5% gestiegenes Provisionsergebnis von 837 Mill. Euro gegenüber.

Das Risikoergebnis erhöhte sich vor dem Hintergrund des zweiten Lockdowns und gestiegenen Rückstellungen für Rechtsrisiken im Zusammenhang mit den Frankenkrediten der polnischen Tochter MBank auf 681 Mill Euro. Hinzu kamen Aufwendungen für die gestern im Detail vorgestellte Restrukturierung: Von den erwarteten Kosten in Höhe von 1,8 Mrd. Euro hatte Finanzvorständin Bettina Orlopp 814 Mill. Euro bereits im abgelaufenen Jahr ge­bucht.

Aufgeräumte Bilanz

Unter dem Strich wies das Institut, das im Sommer bereits rund 180 Mill. Euro aus einem Kredit an den inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard abschreiben musste, zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder einen Verlust aus. Im Quartal lag der Konzernverlust bei 2,7 Mrd, Euro, im gesamten Geschäftsjahr kam sogar ein Minus von knapp 2,9 Mrd. Euro zusammen.

„Wir haben unsere Bilanz aufgeräumt und Vorsorge für ein weiter unsicheres Umfeld getroffen“, unterstrich Orlopp. Dank einer komfortablen Kapitalausstattung – die Kernkapitalquote (CET1) nach Abzug des Kupons für die dem verlustabsorbierenden Kapital zugerechneten Nachranganleihen sank im Coronajahr lediglich um 2 Prozentpunkte auf 13,2% – verfüge die Commerzbank über genügend finanziellen Spielraum, um die neue Strategie umzusetzen.

Rückläufige Erträge

Diese Aussicht und die nach um­fangreichen Goodwillabschreibungen blitzeblanke Bilanz reichte jedoch nicht, um den Markt gnädig zu stimmen. Für Enttäuschung sorgte der verhaltene Ausblick. Statt der von den Branchenexperten erhofften Ertragswende, laut Konsensschätzung war für 2021 ein Ertragszuwachs von etwa 3 % auf knapp 8,5 Mrd. Euro erwartet worden, stellte die Commerzbank erneut leicht sinkende Erträge in Aussicht. Als Grund hierfür nannte sie die angekündigte Optimierung der Risikoaktiva im Rahmen der neuen Strategie, die mit einem Verlust von Kunden einhergehen dürfte.

Auf der anderen Seite sollen die Kosteneinsparungen bereits im laufenden Jahr erste Früchte tragen. Trotz steigender Investitionen sollen die Kosten demnach von 6,7 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auf 6,5 Mrd. Euro sinken.

Einen großen Korridor ließ sich die Finanzchefin beim Risikoergebnis. Je nachdem, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickele, werde dieses im laufenden Jahr zwischen 800 Mill. Euro und 1,2 Mrd. Euro liegen. Zumindest operativ werde die Commerzbank 2021 mit einem positiven Ergebnis abschließen. Mit Blick auf das Konzernergebnis wollte sich Orlopp dagegen noch nicht festlegen lassen. Da dies von zu vielen von der Bank nicht steuerbaren Parametern abhänge, will sie hier erst im zweiten Quartal eine Prognose wagen.

Commerzbank
Kennzahlen nach IFRS
SchlussquartalGeschäftsjahr
in Mill. Euro2020201920202019
Zinsüberschuss1151130549755070
Provisionsüberschuss83778633173056
Fair-Value-Ergebnis18211666244
Sonstige Erträge– 142–36–172270
Erträge insgesamt2029217281868639
Risikoergebnis6812501748620
Verwaltungsaufwand1609160861606313
Pflichtbeiträge6765512453
Operatives Ergebnis–328249–2331253
Wertminderungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte sowie Markennamen 1578 28 1578 28
Restrukturierungsaufwendungen614101814101
Ergebnis aus aufgegebenem Geschäftsbereich vor Steuern –10 –9 30 –17
Konzernergebnis vor Steuern–2530111–25971108
Steuern199195264423
Minderheiten–26139100
Konzernergebnis  –2702–97–  2870585
Aufwandsquote im operativen Geschäft (%)82,67781,578,3
Eigenkapitalrendite auf das Konzernergebnis (%) –40,5 –1,6 –10,7 2
Harte Kernkapitalquote (%) 13,213,4
Bilanzsumme509916463450
Börsen-Zeitung