"2017 wird das fünfte Rekordjahr in Folge"
In Tausenden deutscher Familienunternehmen fehlt ein Nachfolger. Solche Firmen übernimmt die Beteiligungsgesellschaft Indus und wählt dabei die Perlen im deutschen Mittelstand aus. Vorstandschef Jürgen Abromeit erwartet 2017 das fünfte Rekordjahr in Folge und will in das neue Geschäftsfeld der Sicherheitstechnik einsteigen.Von Christoph Ruhkamp, DüsseldorfDie Bergisch Gladbacher Beteiligungsgesellschaft Indus geht weiter mit voller Kraft voran. “Trotz der politischen Turbulenzen wird 2017 für Indus aller Voraussicht nach das fünfte Rekordjahr in Folge”, sagte Vorstandschef Jürgen Abromeit im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der operative Gewinn für 2016 wird das obere Ende der Prognose von 138 Mill. Euro ganz sicher erreichen und möglicherweise übertreffen – und auch im laufenden Jahr sei mit einem weiteren Zuwachs zu rechnen. Indus legt seine vorläufigen Zahlen voraussichtlich in den nächsten zwei Wochen vor, die offizielle Prognose für 2017 folgt zur Bilanzpressekonferenz am 27. März.Schon jetzt ist sich Abromeit sicher: “Wir werden vorschlagen, dass die Dividende für 2016 spürbar über dem Niveau des Vorjahres liegt. Damit erfüllen wir unser Versprechen an die Aktionäre, stets 40% bis 50% vom Gewinn auszuschütten – auch wenn ich selbst lieber thesaurieren würde, um das Kapital in Gewinn bringendes Geschäft zu investieren.” Für 2015 hatte Indus eine Dividende von 1,20 Euro gezahlt. Für 2016 könnten es nun 1,30 Euro oder mehr werden. Größter einzelner Ankeraktionär ist die Bayerische Versicherungskammer mit einem Anteil von 19 %. Inklusive eines festen Kreises aus mehreren Privataktionären, die 6 % halten, ergibt sich eine Sperrminorität, die vor ungewollter Übernahme schützt. Zukauf im MaschinenbauAbromeit hat gerade die zweite Akquisition dieses Jahres in Arbeit. Abermals gehe es um ein “kerngesundes Unternehmen” aus dem Maschinenbau, dessen Namen er noch nicht verraten will. Zuvor hatte Indus die kleine Hannoveraner Messtechnikfirma M+P GmbH erworben. Dieses Mal gehe es um eine etwas größere Akquisition, kündigte der Manager an. Geplant seien für 2017 zudem noch ein bis zwei Übernahmen, vorzugsweise aus der Bereichen Medizin- und Messtechnik.Darüber hinaus bereitet sich Indus darauf vor, in ein neues Geschäftsfeld “Sicherheitstechnik” einzusteigen. “Das haben wir im Strategierat beschlossen”, sagte Abromeit. Die Perspektiven des Sektors seinen angesichts einer zunehmenden Bedrohungslage äußerst gut. Bisher ist Indus in fünf Geschäftsfeldern tätig: im Bau, im Maschinenbau, in der Medizintechnik, der Fahrzeugtechnik und dem Metallbau.Indus hat in den vergangenen Jahren erfolgreich ein Geschäftsmodell daraus gemacht, dass in Tausenden deutschen Familienunternehmen ein Nachfolger fehlt. Dezent und mit Bedacht wählt Indus die Perlen des Mittelstands aus. Die Beteiligungsgesellschaft hat inzwischen 45 Tochtergesellschaften mit rund 75 weiteren “Enkelgesellschaften”. Fast 10 000 Beschäftigte arbeiten in der Gruppe – davon aber nur rund 30 Mitarbeiter in der schlank aufgestellten Holding, die als “Förderbank für die Töchter” fungiert und deren Finanzierung sichert. Börsenwert verdoppeltDer Börsenwert von Indus hat sich seit November 2013 verdoppelt auf 1,4 Mrd. Euro. Das Unternehmen gehört damit zu den drei schwersten Titeln im SDax. Der Umsatz hat sich seit 2011 um ein Viertel auf 1,4 Mrd. Euro erhöht.Abromeit hat das Finanzierungsgeschäft von der Pike auf gelernt. 16 Jahre arbeitete er für die Dresdner Bank. Dann agierte er als Manager im Bereich Finanzen, M&A sowie Maschinen- und Anlagenbau für Jürgen Großmann, den Eigentümer des Stahlkonzerns Georgsmarienhütte, bevor der heute 56-Jährige im Jahr 2008 zu Indus wechselte und seit 2012 an deren Spitze steht.Indus agiert ganz anders als die herkömmlichen Private-Equity-Gesellschaften. Wenn es um eine Übernahme geht, dann zählen persönliche Bindung und Vertrauen. Keine Bank sitzt für die Finanzierung mit am Tisch. “Wir halten stets genug Liquidität vor, um nicht für einen einzelnen Zukauf Kredite in Anspruch nehmen zu müssen”, sagt Abromeit. Das ermögliche ungestörte Gespräche mit den Altgesellschaftern der Unternehmen, die zugekauft werden. “Da geht es oft um große Emotionen. Man muss mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen”, sagt Abromeit.Betriebsbesichtigungen finden oft in Jeans, Rollkragenpullover und Pudelmütze statt, um nicht erkannt zu werden und zu früh Unruhe zu stiften. Berater würden da nur stören. Deshalb gibt Indus nur juristische Dinge an Rechtsanwaltskanzleien – und lässt ansonsten alles Nötige intern erledigen.Indus bürdet den übernommenen Unternehmen keine Schulden auf – im Gegenteil: oft wird ihnen Kapital zugeführt, damit sie ihre Geschäfte ausbauen können. Das Ergebnis sind – je nach Geschäftsfeld – operative Margen um die 10%.