49-Mrd.-Dollar-Deal bei US-Konsumgütern
49-Mrd.-Dollar-Deal bei US-Konsumgütern
Megadeal bei US-Konsumgütern
Kimberly-Clark übernimmt einstige Johnson & Johnson-Sparte Kenvue für 49 Mrd. Dollar
Reuters/dpa-afx/das Frankfurt
Mitten in der vom Weißen Haus losgetretenen Kontroverse um ein angebliches Autismus-Risiko beim Schmerzmittel Tylenol wird Hersteller Kenvue von Kimberly-Clark übernommen. Der Deal in Bar und Aktien ist annähernd 49 Mrd. Dollar schwer – und die Investoren von Kimberly Clark mögen ihn gar nicht.
Der US-Konsumgüterkonzern Kimberly-Clark schmiedet mit der Übernahme des Konkurrenten Kenvue einen Riesen im Geschäft mit Gesundheits- und Pflegeprodukten. Bei dem Deal wird Kenvue mit 48,7 Milliarden Dollar bewertet, wie beide Unternehmen am Montag mitteilten. Zu Kimberly-Clark gehören Marken wie Kleenex-Taschentücher und Huggies-Windeln. Kenvue – die frühere Konsumgütersparte von Johnson & Johnson – ist für Produkte wie Listerine-Mundspülung, Neutrogena-Hautpflege und o.b.-Tampons bekannt.
Die Aktionäre von Kenvue sollen 3,50 Dollar in bar sowie 0,14625 Kimberly-Clark-Aktien für jedes ihrer Papiere erhalten. Dies entspricht einem Gesamtwert von 21,01 Dollar je Aktie, basierend auf dem Schlusskurs von Kimberly-Clark vom 31. Oktober. Nach Abschluss der Transaktion sollen die bisherigen Kimberly-Clark-Aktionäre etwa 54% und die Kenvue-Anteilseigner rund 46% an dem neuen Konzern halten.
Heftige Kursreaktion
Die Aktien von Kenvue legten im frühen Handel an der Wall Street um 16% zu, während die Anteilsscheine von Kimberly-Clark 12% verloren. US-Präsident Donald Trump hatte im September Schwangere davor gewarnt, Tylenol einzunehmen und dabei ein angebliches Autismus-Risiko ins Spiel gebracht. „Nehmen Sie kein Tylenol“, sagte Trump wiederholt vor TV-Kameras.
Der in den USA als Acetaminophen bekannte Wirkstoff von Tylenol ist identisch mit Paracetamol. Kenvue betont, wissenschaftliche Daten ergäben keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Autismus und der Einnahme des Medikaments. Auch Experten widersprachen Trumps Behauptungen. Ende Oktober zog der Bundesstaat Texas vor Gericht gegen Kenvue mit dem Vorwurf, einen Zusammenhang mit Autismus verschleiert zu haben.
32 Mrd. Dollar Jahresumsatz
„Wir freuen uns, zwei ikonische Unternehmen zusammenzubringen, um einen globalen Marktführer für Gesundheit und Wellness zu schaffen“, erklärte Kimberly-Clark-Chef Hsu unverdrossen. Er soll das kombinierte Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 32 Mrd. Dollar führen.
Kimberly-Clark will den Baranteil unter anderem durch neue Schulden und Erlöse aus dem Verkauf eines Geschäftsbereichs finanzieren. Der Abschluss des Deals wird für das zweite Halbjahr 2026 erwartet, sofern die Aktionäre beider Firmen und die Aufsichtsbehörden grünes Licht geben. Die Konzerne erwarten durch die Fusion Synergien von insgesamt 2,1 Mrd. Dollar pro Jahr. Zunächst entstehen aber Umbaukosten von rund 2,5 Mrd. Dollar.
Schwächelnde Geschäfte bei Kenvue
Der Übernahme ging eine längere strategische Überprüfung bei Kenvue voraus. Das Unternehmen hatte im Sommer mit einem schwächelnden Geschäft insbesondere bei Hautpflegemarken wie Neutrogena zu kämpfen und daraufhin seine Jahresprognose gesenkt. Zudem tauschte Kenvue im Juli seinen Vorstandschef aus. Analysten und Investoren hatten dies bereits als Vorbereitung für einen möglichen Verkauf des gesamten Unternehmens oder von Teilen davon gewertet.
Kenvue war 2023 von Johnson & Johnson an die Börse gebracht worden. Der Schritt sollte es dem ehemaligen Mutterkonzern ermöglichen, sich auf sein Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten und Medizintechnik zu konzentrieren.
