ABB kauft Sparte von General Electric

Siemens-Konkurrent zahlt 2,6 Mrd. Dollar für Elektrifizierungsprodukte - Abhängigkeit vom US-Markt steigt

ABB kauft Sparte von General Electric

Der Siemens-Konkurrent ABB verstärkt sich in den USA. Der Zürcher Elektrotechnikkonzern übernimmt die Sparte Industrial Solutions von General Electric für 2,6 Mrd. Dollar. Damit stärken die Schweizer ihre Position als globale Nummer 2 bei Elektrifizierungsprodukten hinter der französischen Schneider Electric.ds Frankfurt – ABB kauft wieder einmal in den USA zu, dem mittlerweile wichtigsten Markt für die Schweizer. Der Zürcher Siemens-Konkurrent übernimmt die Sparte Industrial Solutions vom US-Konglomerat General Electric (GE) für 2,6 Mrd. Dollar. GE hatte für den Geschäftsteil im Dezember den Bieterprozess gestartet.Mit dem Zukauf von GE wird die Abhängigkeit ABBs vom US-Markt noch größer. Der Schweizer Multi hat seit 2010 mehr als 11 Mrd. Dollar in den USA investiert. Im Jahr 2010 wurde unter dem früheren ABB-CEO Joe Hogan – ein US-Amerikaner – für gut 4 Mrd. Dollar der Motorenhersteller Baldor gekauft und 2012 der Niederspannungsprodukte-Spezialist Thomas & Betts für knapp 4 Mrd. Dollar (siehe Tabelle). Der amtierende CEO Ulrich Spiesshofer, der unter Druck des aktivistischen Investors Cevian steht, spielt nun weiter die US-Karte und setzt auf Expansion. Cevian hatte erfolglos auf eine Zerschlagung von ABB gedrungen.Für GE ist der Deal die erste große Transaktion im Portfolio, seit CEO John Flannery am 1. August den Chefposten von Jeff Immelt übernommen hatte. GE ist mit Gasturbinen, Flugzeugtriebwerken und Medizintechnikgeräten weitaus breiter aufgestellt als die auf Elektrotechnik konzentrierte ABB. GE steht unter Druck des aktivistischen Investors Trian und ist gehalten, Kosten zu reduzieren. Flannery will im November seine Zukunftspläne für GE detaillieren. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf kann GE die Restrukturierung vorantreiben.Die Sparte Industrial Solutions gehört mit rund 13 500 Beschäftigten zu den kleineren Teilen des US-Riesen. GE Industrial Solutions mit Hauptsitz in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia hat 2016 Erlöse von rund 2,7 Mrd. Dollar, eine operative Ebitda-Marge von rund 8 % und eine Ebita-Marge von rund 6 % erzielt. Hergestellt werden unter anderem Sicherungen, Schaltschränke oder Stromversorgungssysteme. Die Transaktion soll sich im ersten Jahr positiv auf den operativen Gewinn je Aktie auswirken. Im fünften Jahr nach Abschluss der Transaktion sollen jährliche Kostensynergien in Höhe von rund 200 Mill. Dollar erzielt werden, erklärt ABB. SanierungsbedürftigObwohl operativ in den schwarzen Zahlen, ist der übernommene GE-Geschäftsteil aus ABB-Sicht stark sanierungsbedürftig. Das Produktportfolio altere, der Marktanteil in den USA sinke, und die Marge sei niedriger als bei der Konkurrenz, ist einer ABB-Investorenpräsentation zu entnehmen. Die Europäer setzen auf Skaleneffekte. Mit der Transaktion festigt ABB ihre Position als globale Nummer 2 bei Elektrifizierungsprodukten (siehe Grafik).ABB-Chef Spiesshofer erklärte: “Zusammen mit dem Team von GE Industrial Solutions werden wir unseren sorgfältig konzipierten Plan für die Integration diszipliniert umsetzen, um GE Industrial Solutions als Teil der weltweiten ABB-Familie wieder auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen.” ABB will durch den Kauf des frühzyklischen Geschäfts zudem das Portfolio besser ausbalancieren.GE Industrial Solutions wird in ABBs Division Elektrifizierungsprodukte (EP) integriert. Mit der Übernahme erwirbt ABB auch das Recht, die Marke GE langfristig zu nutzen. Nach dem Abschluss werde die Transaktion zunächst die operative Ebita-Marge der Division vermindern. ABB wolle die Division jedoch im Jahr 2020 wieder zurück in den angestrebten Margenkorridor von 15 bis 19 % bringen. Im Jahr 2016 erzielte die Division eine Marge von 16,4 %. In der Sparte sind Produkte in der Nieder- und Mittelspannung gebündelt, die in der Stromversorgung vom Umspannwerk bis zur Steckdose zum Einsatz kommen.Nach der Integration von GE Industrial Solutions dürfte EP einen Umsatzanteil von 35 % aufweisen und die bislang größte ABB-Sparte Stromnetze (29 %) überholen. Zuletzt war die Division EP die margenstärkste Sparte. Aktienrückkauf liegt auf EisWegen der milliardenschweren Übernahme will ABB nun das zuvor angekündigte Aktienrückkaufprogramm übergangsweise auf Eis legen. Der Abschluss des Deals wird fürs erste Halbjahr 2018 erwartet. Credit Suisse und Dyal Co. fungierten als Finanzberater, Davis Polk & Wardwell als Rechtsberater von ABB. Die ABB-Aktie legte am Montag zeitweise 0,5 % auf 24,05 sfr zu.—– Wertberichtigt Seite 8