ACS nutzt Tochter Hochtief beim Kampf um Abertis

Spanischer Mutterkonzern sammelt Finanzierungspartner zwecks Milliardenofferte für Autobahnbetreiber

ACS nutzt Tochter Hochtief beim Kampf um Abertis

cru Düsseldorf – Ein milliardenschwerer Übernahmekampf um den spanischen Autobahnbetreiber Abertis zeichnet sich ab. Die italienische Atlantia-Gruppe, hinter der die Benetton-Familie steht, hatte schon vor Monaten ein 16 Mrd. Euro schweres Gebot angekündigt und hat die Finanzierung aus Aktien und Barmitteln inzwischen auf die Beine gestellt. Jetzt kommt auch die spanische Bauholding ACS ins Spiel, die offenbar über ihre deutsche Tochter Hochtief ein noch höheres Gebot vorlegen will und sogar eine Fusion von Abertis mit Hochtief planen könnte. Das verlautet aus Kreisen des Bieterkonkurrenten Atlantia.Beraten wird ACS von den Investmentbanken Lazard und J.P. Morgan. Laut spanischen Medienberichten hat der Verwaltungsrat von ACS einigen internationalen Venture-Capital-Fonds bereits mitgeteilt, nach welchem Schema er beabsichtigt, ein Übernahmeangebot für Abertis zu unterbreiten, um sich gegen Atlantia durchzusetzen. Demnach besteht die von der spanischen Baugesellschaft vorgeschlagene Transaktion in der Gründung einer von Hochtief abhängigen Zweckgesellschaft, die eine spanische “Konzessionsholding” betreiben werde und später von der deutschen Gesellschaft im Wege einer Verschmelzung durch Aufnahme erworben werde. Dies sagte angeblich ACS-Chef Marcelino Fernández Verdes, der auch Vorstandschef von Hochtief ist, in der vergangenen Woche mehreren Infrastrukturfonds, mit denen er in London zusammenkam. Große Kapitalerhöhung?Angeblich ist eine große Kapitalerhöhung bei Hochtief geplant, an der sich ACS nicht beteiligen würde. Der Anteil von ACS würde dadurch von 72 % auf etwa 40 % sinken, heißt es. Zudem müsste Hochtief, die derzeit weitgehend schuldenfrei ist, rund 10 Mrd. Euro an Schulden aufnehmen und einige Unternehmensteile verkaufen. Hochtief selbst kommentiert die Gerüchte nicht.Der Kurs der Hochtief-Aktie reagierte am Montag auf die unbestätigten spanischen Medienberichte mit einem Plus von 0,6 % auf 148,20 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit aber immer noch seit Mai – als die ersten Gerüchte aufkamen – um rund 15 % auf 9,5 Mrd. Euro verringert, da die Fantasie einer Komplettübernahme von Hochtief durch ACS schwindet. Weltgrößter MautkonzernBei einer erfolgreichen Übernahme von Abertis durch Atlantia entstünde der größte Autobahnbetreiber der Welt mit einem Wert von rund 36 Mrd. Euro. Die beiden Unternehmen würden zusammen über 14 000 Kilometer Mautstraßen, sowie die Flughäfen Rom und Nizza verfügen und laut Atlantia Gewinne (Ebitda) in Höhe von 6,6 Mrd. Euro erwirtschaften. Die Übernahme soll im vierten Quartal 2017 abgeschlossen sein. Die spanische Regierung steht der geplanten Übernahme von Abertis durch Atlantia jedoch ablehnend gegenüber und befürwortet nach Angaben aus Atlantia-Kreisen ein Gegenangebot durch ACS.