Sportartikelindustrie

Adidas kann Nachfrage nicht vollständig bedienen

Fabrikschließungen in Vietnam wegen der Corona-Pandemie treffen das Unternehmen. Die Jahresprognose erhöht Adidas dennoch.

Adidas kann Nachfrage nicht vollständig bedienen

jh München

Die Folgen der Corona-Pandemie und der politischen Spannungen mit China kosten Adidas nach Schätzungen des Vorstands rund eine halbe Mrd. Euro Umsatz in der zweiten Hälfte dieses Jahres. Wie dem Konkurrenten Puma machen dem Sportartikelkonzern Fabrikschließungen in Vietnam seit Mitte Juli und bis zum 15. August zu schaffen. Von dort bezieht Adidas 28% der Produkte, vor allem Schuhe.

Um die Folgen zu mildern, verlagere Adidas einen Teil der Fertigung, berichtete der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted in einer Telefonkonferenz. Zudem versuche das Unternehmen, sich zusätzliche Produktionskapazitäten zu sichern. Auch werde ein Teil der Produktion aus Asien per Luftfracht, die teurer, aber schneller als der Schiffstransport ist, in die Märkte gebracht.

Der Bedarf an Sportartikeln ist groß. Die Nachfrage sei höher als erwartet, sagte Rorsted. In Nordamerika und Europa habe sich der Umsatz im zweiten Quartal nahezu verdoppelt. Die großen Produktkategorien Fußball und Outdoor erzielten sogar Erlöszuwächse mit dreistelligen Raten. Der Konzernumsatz stieg im zweiten Quartal währungsbereinigt um 55% auf knapp 5,1 Mrd. Euro. Im Vergleich mit 2019 ergibt sich ein Plus von 5%.

Nicht nur dank des Wachstums verbesserte sich die Profitabilität. Nach den zahlreichen Rabattaktionen im vergangenen Jahr ist der Anteil der Produkte, die zum vollen Preis verkauft wurden, nach den Worten des Vorstands beträchtlich gestiegen. Der Bestand der Vorräte verringerte sich im Vergleich mit Mitte 2020 um rund ein Fünftel.

Das Betriebsergebnis stieg im zweiten Quartal auf 543 (i.V. –263) Mill. Euro, unter dem Strich steht ein Gewinn aus fortgeführten Geschäften von 387 (–243) Mill. Euro. Die operative Marge erholte sich auf 10,7 (–7,8)% und kam damit dem vor der Pandemie erreichten Niveau nahe.

Negativ wirkten sich die höheren Beschaffungskosten aus sowie ein „ungünstigerer Markt- und Vertriebskanalmix“. Hinter dem letzten Aspekt verbirgt sich ein Rückgang der Umsätze im Onlinehandel um 14%, nachdem dieser Vertriebskanal vor einem Jahr wegen der zum größten Teil geschlossenen Geschäfte stark zugelegt hatte.

China war die einzige Region mit einem Umsatzrückgang (um 16% auf 1 Mrd. Euro). Zum einen hatte sich dort nach dem frühen Ausbruch des Coronavirus das Geschäft schon im zweiten Quartal 2020 erholt. Zum anderen traf der Boykott westlicher Waren in China auch Adidas.

Trotz aller Hemmnisse erhöhte der Vorstand die Prognose für das gesamte Jahr: Der Umsatz soll nun um bis zu 20% steigen, die operative Marge auf 9,5 bis 10% und der Gewinn auf 1,4 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro. Dennoch fiel der Aktienkurs nach einem starken Lauf seit Mai um 6% auf 316,00 Euro.

Wertberichtigt Seite 8

Adidas
Konzernzahlen nach IFRS1
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Umsatz103457 733
Bruttoergebnis5 3623 898
Bruttomarge (%)51,850,4
Betriebsergebnis1248–215
Ergebnis vor Steuern1179–279
Konzernergebnis2955–264
Operativer Cash-flow1077–819
Nettofinanzschulden331464988
1) fortgeführtes Geschäft; 2) auf Anteilseigner ent-fallend; 3) bereinigt Börsen-Zeitung
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