Immobilien

Adler sucht verzweifelt nach Wirtschafts­prüfer

Die angeschlagene Adler Group bekommt keinen Fuß auf den Boden. Für den Abschluss 2022 lässt sich kein Wirtschaftsprüfer finden, und auch die Liquiditätsplanung wird immer herausfordernder.

Adler sucht verzweifelt nach Wirtschafts­prüfer

ab Köln – Die angeschlagene Adler Group hat große Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Wirtschaftsprüfer für den Abschluss 2022. Auf die nach der Absage von KPMG ver­öffentlichte Ausschreibung, die am 13. Juli ablief, ging kein Angebot ein. „Das ist enttäuschend, aber nicht überraschend“, sagte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten bei der Vorlage des Halbjahresberichts. Seither versucht Adler gezielt Wirtschaftsprüfungsgesellschaften anzusprechen, bislang jedoch ohne Erfolg.

Refinanzierung gefährdet

Ohne testierten Abschluss gerät aber die Finanzierung der Gruppe ins Wanken. Denn in den Anleihebedingungen ist festgeschrieben, dass Adler jeweils zum 30. April einen geprüften Konzernabschluss vorlegt. Passiert das nicht, werden die Anleihen automatisch fällig und Adler wäre am Ende. Schon 2022 hatte der Immobilienkonzern die Frist nur mit Hängen und Würgen einhalten können, auch wenn KPMG Luxembourg das Testat letztlich verweigerte. „Ohne Abschlussprüfer könnten die Aktivitäten der Adler Group zur Sicherung künftiger Refinanzierungen potenziell gefährdet sein“, heißt es im aktuellen Risikobericht.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch Darlehensverträge mit der Landesbank Baden-Württemberg und der Commerzbank Kündigungsrechte in Verbindung mit der Veröffentlichung von Konzernabschlüssen enthalten. Mit beiden Instituten bestünden aktuell Verzichtserklärungen, die fortlaufend neu verhandelt würden. In Summe geht es um Kredite im Volumen von 469 Mill. Euro. Ohnehin ist Adler bis auf weiteres die Aufnahme von neuem Fremdkapital untersagt, da der Zinsdeckungsgrad nicht die geforderte Mindestgröße erreicht. Aus der Nichteinhaltung des Schwellenwerts leiten sich nach den Angaben aber keine Kündigungsrechte ab.

Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, bescherten Impairments dem Immobilienkonzern im ersten Halbjahr einen Verlust von gut 600 Mill. Euro. Zwar hält sich der frisch gekürte Finanzchef Thomas Echelmeyer zugute, dass die Sonderlasten nicht zahlungswirksam sind, auf den Verschuldungsgrad (LTV) haben sie dennoch gravierende Auswirkungen. Mit 58 (Ende März: 52) % rückte der LTV zum 30. Juni nämlich näher an den Schwellenwert von unter 60 % heran, der ebenfalls Kündigungsrechte auslöst.

Die Wertkorrekturen setzten sich nach den Angaben aus Forderungsberichtigungen in Höhe von 375 Mill. Euro und der Abschreibung des noch verbliebenen Goodwills beim Projektentwickler Consus von 91 Mill. Euro zusammen. Zudem sank der beizulegende Zeitwert der Anlageimmobilien um 147 Mill. Euro. Die Neubewertung der Forderungsrisiken will Echelmeyer als Maßnahme verstanden wissen, mit der Risiken aus der Bilanz genommen werden. Die alternativ mögliche Rücknahme der Assets sei mit Blick auf die Liquiditätslage nicht vorgenommen worden, erläuterte Kirsten im Investorengespräch. An der Rechtsposition habe sich durch die Abschreibungen jedoch nichts geändert.

Cash-Planung gesenkt

Zwar verfügte Adler zum 30. Juni über Cash-Reserven von 771 Mill. Euro, doch nach vorne geblickt wird die Luft dünner. Waren die Luxemburger im Mai noch von einem Cash-Bestand zum Jahresende von 1,5 bis 1,7 Mrd. Euro ausgegangen, stehen jetzt nur noch 534 bis 634 Mill. Euro in der Planung. 2023 werden Verbindlichkeiten von 1 Mrd. Euro fällig. Grund für die revidierte Cash-Planung ist zum einen, dass die LEG den Erwerb der Beteiligung an Brack Capital Properties (BCP) endgültig abblies. Die Transaktion hätte Adler 765 Mill. Euro in die Kasse gespült. Zum anderen plant Adler jetzt konservativer, was Verkaufserlöse anbelangt. Projektverkäufe sollen in der zweiten Jahreshälfte 450 bis 550 Mill. Euro einspielen. Anlässlich der Präsentation zum ersten Quartal hatte Adler noch mit Erlösen zwischen 1,0 und 1,2 Mrd. Euro kalkuliert.

Mit Blick auf die BCP-Beteiligung arbeite Adler an Alternativen, um den aus dem Verkauf geplanten Mittelzufluss auf anderem Weg zu generieren, heißt es. Ein Gutes hat der geplatzte Deal jedoch, wird BCP doch auch für den Rest des Jahres zum operativen Ergebnis beitragen. Entsprechend erhöht Adler die Prognose für die Nettomieterträge im laufenden Turnus um 30 Mill. auf 233 bis 242 Mill. Euro. Zugleich wird der operative Mittelzufluss (FFO 1) in einer Spanne von 84 bis 88 (bislang: 73 bis 76) Mill. Euro erwartet.

Adler Group
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Mieteinnahmen195231
Bewertungsergebnis−86501
Finanzergebnis−420−157
Funds from Operations5068
Periodenergebnis−604355
Immobilienwert9 5009 965*
Net Tangible Assets (NTA)3 5354 269*
Beleihungsquote (%)58,050,9*
Leerstand (%)1,61,1*
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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