Investorenkonferenz

Adler zeigt Cash-Reserven auf

Mit einer bis Ende 2023 reichenden Liquiditätsplanung versucht der angeschlagene Wohnimmobilienkonzern Adler Group, die Gemüter der Bondhalter zu beruhigen.

Adler zeigt Cash-Reserven auf

hek Frankfurt

Da der Wirtschaftsprüfer KPMG Luxembourg der Adler Group das Testat für den Jahresabschluss 2021 versagt hat, steht der angeschlagene Wohnimmobilienkonzern nach eigener Einschätzung fürs Erste vor geschlossenen Bank- und Kapitalmärkten. Für die Bondholder ist das eine missliche Situation. Denn der sonst übliche Weg, auslaufende Anleihen über die Emission neuer Schuldverschreibungen zurückzuzahlen, ist versperrt. Umso mehr richten Anleiheinhaber ihren Blick auf Liquiditätsreserven und Cashflow. Die Notierungen der Adler-Bonds sind zu Wochenbeginn abermals abgestürzt.

In einer Telefonkonferenz mit Investoren und Analysten versuchten am Dienstag der seit Februar amtierende Verwaltungsratschef Stefan Kirsten und CEO Thierry Beaudemoulin die Situation zu beruhigen. „Wir sind nicht in einer bedrohlichen Lage“, betont Kirsten. Adler habe genügend Geld auf der hohen Kante. Nach Firmenangaben hatten sich 700 Teilnehmer für den Call angemeldet.

Beaudemoulin präsentierte eine Finanzplanung, die veranschaulichen soll, dass der Liquiditätsbedarf gedeckt ist. Demnach rechnet Adler mit knapp 4 Mrd. Euro Cash-Zufluss bis Ende 2023. Einschließlich des Bestands von gut 700 Mill. Euro per April 2022 ergebe sich ein Betrag von 4,6 Mrd. Euro. Ihm stünden erwartete Abflüsse von knapp 2,7 Mrd. Euro gegenüber. Allerdings setzt diese Rechnung unter anderem voraus, dass die Immobilien- und Projektveräußerungen wie erwartet umgesetzt werden. In einer „Wort-Case-Szenario“-Planung liege der prognostizierte Cashbestand aber noch um 17 % über den Abflüssen, rechnet Beaudemoulin vor.

Bis Ende 2022 soll das Liquiditätspolster den Angaben zufolge auf über 1,5 Mrd. steigen. Denn 768 Mill. Euro werden aus dem Verkauf der Tochtergesellschaft Brack Capital Properties (BCP) erwartet, auf die LEG Immobilien eine bis Ende September 2022 laufende Call-Option hat. Adler hat sich in einem Tender Agreement verpflichtet, die verbliebene Beteiligung von 63 % in ein öffentliches Erwerbsangebot einzubringen. Kirsten geht davon aus, dass LEG die Option ziehen wird. Der Konkurrent hält bereits 32 % an BCP. Weitere 975 Mill. Euro soll der Verkauf von Immobilienprojekten bringen.

Dem stünden gut 900 Mill. Euro Abflüsse bis Ende 2022 gegenüber, vor allem Investitionsausgaben für Bauprojekte und Abflüsse für Finanzierungen. Sollten die Projektverkäufe scheitern und LEG die BCP-Option verfallen lassen, brauche man einen zweiten Plan, räumt Adler ein.

Fälligkeitenprofil

Aus einer Übersicht der Fälligkeiten geht hervor, dass im kommenden Jahr 1,07 Mrd. Euro Schulden zur Rückzahlung anstehen, darunter 500 Mill. Euro Bonds und 466 Mill. Euro Bankkredite. 2024 sind es 1,0 Mrd. Euro, die großteils auf auslaufende Anleihen (732 Mill. Euro) entfallen. Der dickste Batzen wird mit mehr als 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2026 fällig. Er stammt ganz überwiegend aus fälligen Anleihen. Aktuell hat Adler insgesamt 4,4 Mrd. Euro Bonds draußen. Im April hat der Wohnungskonzern einen 400-Mill.-Euro-Bond zurückgezahlt.

Dass die in einer Anleihe der Vorgängergesellschaft Ado Properties enthaltene Mindestgrenze von 125 % für den Anteil der unbelasteten Vermögenswerte unterschritten wird, stelle kein Ausfallereignis dar, versichert Adler abermals. Dort sei festgelegt, dass Adler dann keine weiteren Mittel aufnehmen dürfe. Durch die immens hohe Goodwillabschreibung von 1,08 Mrd. Euro auf die Projektentwicklungstochter Consus ist die Quote laut den Angaben auf 114,5 % gesunken. Man brauche 490 Mill. Euro unbesicherte Assets, um wieder über 125 % zu kommen, geht aus der Präsentation hervor. Mit dem Verkauf des BCP-Anteils werde der Anteil auf mehr als 135 % steigen.

Für Irritationen sorgt eine am Wochenende veröffentlichte Mit­teilung des Wirtschaftsprüfers KPMG Luxembourg, wonach dieser nicht in der Lage gewesen sei, die Abschlussprüfung abzuschließen. Bei dieser Aussage handele es sich um ein Missverständnis, sagt Kirsten. Man habe KPMG gebeten, den Passus zu streichen.

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