Höheres Gebot in Sicht

Adnoc erhöht Druck auf Covestro

Der Druck steigt: Mit der Nachbesserung der indikativen Offerte will der Staatskonzern Adnoc den Blick in die Bücher des Übernahmeziels Covestro erzwingen.

Adnoc erhöht Druck auf Covestro

Adnoc erhöht Druck auf Covestro

60 Euro je Aktie im Gespräch – Chemiekonzern bleibt schmallippig – Investor sieht Zeit für Due Diligence gekommen

ab Düsseldorf

Mit einem nachgebesserten Angebot erhöht der Staatskonzern Adnoc aus Abu Dhabi den Druck auf das Covestro-Management, die Bücher für eine Due Diligence zu öffnen. Beide Seiten schweigen sich über von Bloomberg verbreitete Details aus. "Zeitnah" soll an den Verhandlungstisch zurückgekehrt werden.

In den Übernahmevorstoß für Covestro durch den Staatskonzern Adnoc aus Abu Dhabi kommt Bewegung. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg arbeitet der Ölkonzern an einer aufgebesserten Offerte. Im Gespräch ist ein Angebot über 60 Euro je Aktie. Damit würde der Chemiekonzern mit 11,3 Mrd. Euro bewertet.

Covestro, die sich Anfang September für Gespräche mit den Arabern geöffnet hatte, lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Mit einem nachgebesserten Gebot hofft Adnoc, den Weg für eine Due Diligence zu ebnen. Solange kein offizielles Angebot auf dem Tisch liegt, dürfte Covestro die Vorgänge unkommentiert lassen. Dass es in den Verhandlungen nicht schneller voranging, dürfte auch daran gelegen haben, dass Adnoc-CEO Sultan Ahmed Al Jaber mit der UN-Klimakonferenz COP beschäftigt war, deren Präsident er war.

Beschäftigungsgarantie

Um die Reserviertheit der Deutschen zu knacken, soll gegenüber der Belegschaft eine mehrjährige Beschäftigungsgarantie ausgesprochen werden, schreibt Bloomberg unter Verweis auf mit dem Sachverhalt vertraute Personen. Zudem wolle Adnoc Investitionszusagen machen. Konkret geht es um bis zu 8 Mrd. Euro an Investitionen, die die Araber nach der vollständigen Übernahme bereit wären, in die Hand zu nehmen.

Sowohl die Beschäftigungsgarantie als auch die Investitionszusagen waren schon im September Bestandteil der Verhandlungsmasse. Damit hatte Adnoc den Weg geebnet, um offiziell mit dem Management des Kunststoffkonzerns ins Gespräch zu kommen. Gleichwohl hat Covestro stets betont, ergebnisoffen in die Verhandlungen einzutreten. Bislang war aus den hinter verschlossenen Türen stattfindenden Gesprächen nichts nach außen gedrungen.

War die Übernahmefantasie zuletzt aus der Aktie gewichen, verlieh die Nachricht von der in Arbeit befindlichen Gebotserhöhung dem Dax-Wert Kursauftrieb. Am Dienstag legte die Aktie in einem freundlichen Gesamtmarkt in der Spitze um 3,2% Euro zu. Mit 53,74 Euro stand zum Handelsende ein Tagesgewinn von 1,4% zu Buche.

Hohe Übernahmeprämie

Erste Übernahmespekulationen hatten im Juni die Runde gemacht und Covestro angesichts der schwachen Geschäftsentwicklung vor einem Kurseinbruch bewahrt. Damals war von einem Angebot über 55 Euro je Aktie die Rede, später erhöhte Adnoc das indikative Angebot auf 57 Euro je Aktie.

Mit der jetzt kolportierten Offerte von 60 Euro je Aktie – gegenüber dem unbeeinflussten Kurs vor Aufkommen der Übernahmefantasie entspräche das einer Prämie von 50% – erhöht der Staatskonzern den Druck auf den Vorstand. Einen feindlichen Vorstoß hat Adnoc ausgeschlossen. Bei diesem Preis müsse das Management dem Kaufinteressenten einen Blick in die Bücher gewähren, heißt es bei Union Investment.

Einzig der Preis entscheidet

"Unserer Ansicht nach erfüllt eine solche Angebotshöhe die Voraussetzung für den Eintritt in tiefgehende Übernahmeverhandlungen", sagte Fondsmanager Arne Rautenberg gegenüber Bloomberg. Die entscheidende Frage dürfe nicht sein, ob Covestro unabhängig bleibe, sondern was genau Adnoc mit dem Kunststoffkonzern vorhabe und wir groß die Investitionsbereitschaft des Ölkonzerns sei. Denn am Ende erhöhe Covestro mit einem finanzstarken Investor im Rücken die eigene Wettbewerbsfähigkeit.

Das Aktienkapital von Covestro befindet sich vollständig im Streubesitz. Von daher dürfte das Gelingen der Übernahme einzig vom Preis abhängen. Analyst Markus Mayer von Baader Helvea lag im Juni also gar nicht falsch mit der Einschätzung, dass "Adnoc mindestens 60 Euro je Aktie bieten muss, um erfolgreich zu sein".

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