Air Berlin hofft weiter auf Deal mit Easyjet

Komplizierter Vertrag mit Lufthansa - Tuifly muss Teil ihrer Flugzeuge zurücknehmen - Technik mit Zukunft

Air Berlin hofft weiter auf Deal mit Easyjet

Von Ulli Gericke, BerlinNach dem Verlesen von gut 250 Seiten ist der am Donnerstag begonnene “Signing-Marathon” für die Übernahme großer Teile von Air Berlin am Freitagmittag beendet und der Kaufvertrag notariell besiegelt worden. Dies vermeldete die Lufthansa-Pressestelle über den Kurznachrichtendienst Twitter. Dabei wurde die Übergabe von 54 Flugzeugen samt Start- und Landerechten (Slots) beurkundet. 20 dieser Maschinen stammen von der Luftverkehrsgesellschaft Walter (LGW) und 21 von der österreichischen Ferienfluggesellschaft Niki. Beide Air-Berlin-Töchter konnten die Insolvenz vermeiden, weswegen die Crews mit übernommen werden, ohne dass sich die Mitarbeiter neu bewerben müssen. Darüber hinaus hat Lufthansa weitere 13 Airbus A 320 von der einstmals zweitgrößten Fluggesellschaft hierzulande erworben.Mit der Tui-Tochter Tuifly hat die Kranich-Linie ergänzend vereinbart, dass die Hälfte der 14 Jets, die bisher zu lukrativen Konditionen an Niki im Wet Lease (also mit Besatzung) vermietet worden waren, von Lufthansa übernommen wird. Die restlichen sieben Flugzeuge gehen wieder an Tuifly zurück – zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, wollten die Hannoveraner doch eigentlich ihre Flotte von 25 Jets (neben den 14 vermieteten) mit Beginn des Winterflugplans verringern. Als Folge werden jetzt die schon länger laufenden Gespräche mit den Tarifpartnern intensiviert, um Kosten zu sparen, heißt es bei Tui.Darüber hinaus ist Lufthansa bei 20 der schon seit Frühjahr von Air Berlin verleasten 38 Maschinen in die alten Leasingverträge zu günstigeren Konditionen eingestiegen, als sie die relativ kleine Air Berlin vereinbaren konnte. Diese selbst übernommenen Jets wurden dann “dry” (ohne Crews) an die Berliner verleast, die sie “wet” zurückvermieten. Alle drei Abkommen zusammen ergeben die 81 Flugzeuge, von denen Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag gesprochen hatte, dass sie die Airline übernehme. Easyjet oder Ryanair?In Berlin zeigt man sich zuversichtlich, auch mit dem zweiten Bieter Easyjet in einigen Tagen zu einem Ergebnis zu kommen. “Wir verhandeln weiter”, heißt es bei Air Berlin – ohne sich weiter zu den laufenden Gesprächen äußern zu wollen. Der Billigflieger erwäge den Erwerb von bis zu 25 Flugzeugen am Standort Berlin, teilten die Briten ihrerseits mit. Kommt eine Vereinbarung zustande, könnte Easyjet vom verranzten außerstädtischen Flughafen Schönefeld zum innerstädtischen Airport Tegel umziehen – bis eines fernen Tages der neue BER eröffnet. Kommt kein Deal zustande, würden die begehrten Slots Ende des Monats mit dem Aus von Air Berlin frei und stünden anderen Fluggesellschaften zur Verfügung – wie etwa Ryanair, so die unter Pilotenmangel leidende Airline überhaupt neue Berlin-Flüge organisieren kann.Bei Lufthansa wird zugleich heftig dem Eindruck widersprochen, mit der Übernahme der meisten Berliner Flugzeuge gebe es künftig keine Aufgabe mehr für die Air-Berlin-Technik, für die noch Käufer gesucht werden. Es gebe “keinen Automatismus”, nach dem die neu hinzukommenen Jets nur bei der Kranich-Airline gewartet würden, wird versichert. Vielmehr könne sich auch eine neue Technikgesellschaft um Lufthansa-Aufträge bewerben.