Luftverkehr

Air France-KLM schließt Kapitalerhöhung ab

Investoren bleiben skeptisch, ob die Kapitalerhöhung über 2,26 Mrd. Euro ausreichen wird. Sie straften die Fluggesellschaft deshalb an der Börse ab.

Air France-KLM schließt Kapitalerhöhung ab

wü Paris

Air France-KLM hat die Ende Mai angekündigte Kapitalerhöhung über 2,26 Mrd. Euro erfolgreich abgeschlossen und nun eine veränderte Aktionärsstruktur. Das eingesammelte Geld soll dazu dienen, einen Teil der nach Ausbruch der Covid-Pandemie erhaltenen Staatshilfen über 7 Mrd. Euro zurückzuzahlen, die Schulden abzubauen und die Kosten zu senken. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft hatte bereits im April letzten Jahres eine Kapitalerhöhung über 1,04 Mrd. Euro durchgeführt. Dennoch war das Angebot mit einem Bezugsverhältnis von rund 116% überzeichnet.

„Der Erfolg unserer Kapitalerhöhung ist der starke Vertrauensbeweis unserer bestehenden und neuen Aktionäre in die Perspektiven von Air France-KLM“, erklärte Konzernchef Ben Smith. Dagegen straften Investoren die Aktie der Airline ab, so dass das Papier Dienstag an der Börse von Paris Dienstag im Verlaufe des Tages um zeitweise 14 % auf 1,29 Euro nachgab. Anleger sind skeptisch, ob die Kapitalerhöhung ausreichen wird. Die Analysten von Stifel etwa gehen davon aus, dass Air France-KLM trotzdem ein negatives Eigenkapital von 3,2 Mrd. Euro ausweisen wird.

Der Hauptteil der durch die Ausgabe neuer Aktien eingesammelten Gelder, nämlich 1,7 Mrd. Euro, sollen dazu dienen, die im Frühjahr 2021 ausgegebenen nachrangigen Titel zurückzuzahlen. Mit den restlichen 600 Mill. Euro soll die Nettoverschuldung abgebaut werden. Sie belief sich Ende März auf 7,7 Mrd. Euro.

Die Rückzahlung der staatlichen Hilfen wird Air France-KLM auch helfen, sich schrittweise von den Auflagen der Europäischen Kommission hinsichtlich der erwarteten Konsolidierung der Branche zu befreien. Denn sie hindert Unternehmen, die von staatlichen Hilfen profitiert haben, daran, sich mit mehr als 10 % am Kapital anderer Firmen zu beteiligen, wenn sie nicht mindestens 75 % der staatlichen Hilfen zurückgezahlt haben. Air France-KLM will in den nächsten Monaten damit fortfahren, diese Hilfen zu erstatten.

Die finanzielle Operation hat auch die Aktionärsstruktur verändert – bis auf die Beteiligung des französischen und des niederländischen Staates. Da die beiden staatlichen Aktionäre sich entsprechend ihren Rechten beteiligten, sind ihre Anteile unverändert geblieben. Frankreich hält nach wie vor 28,6 % des Kapitals und die Niederlande 9,3 %. Dagegen verwässerte sich der Anteil der chinesischen Fluggesellschaft China Eastern von 9,6 % auf 4,7 % und der der US-Air­line Delta von 5,8 % auf 2,9 %.

Gleichzeitig ist die französische Reederei CMA CGM ins Kapital von Air France-KLM eingestiegen. Mit 9 % ist sie nun einer der Hauptaktionäre. Wie auf der Hauptversammlung im Mai beschlossen, wird CMA-CGM-Chef Rodolphe Saadé Mitglied des Verwaltungsrates werden. Die in Marseille beheimatete Reederei ist inzwischen auch der exklusive strategische Partner der Fluggesellschaft im Frachtgeschäft. Nachdem sie Anfang letzten Jahres eine erste Annäherung mit der Dubreuil-Gruppe, dem Eigentümer der Fluggesellschaft Air Caraibes und French Bee beendet hatte, hat sie zehn Frachtflugzeuge gekauft und ihre eigene Fracht-Airline gestartet. Zusammen wollen Air France-KLM und CMA CGM nun eine Flotte von zunächst zehn Frachtflugzeugen betreiben und bis 2027 auf 22 Maschinen ausbauen.

Keine weiteren Schritte

Die jetzt durchgeführte Kapitalerhöhung stelle einen wichtigen Schritt der Umsetzung der am 17. Februar angekündigten Rekapitalisierungsmaßnahmen dar, zu denen die Ausgabe von Aktien und Quasi-Eigenkapital für bis zu 4 Mrd. Euro gehören, erklärte Air France-KLM. Angesichts der guten Perspektiven und einer bis 2024 angepeilten operativen Marge von 7 % bis 8 % sei man zuversichtlich, dass keine weiteren verwässernden Maßnahmen notwendig seien. Ende März belief sich die Air France-KLM zur Verfügung stehende finanzielle Liquidität auf 10,8 Mrd. Euro.

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