UNTERNEHMEN IM AUSNAHMEZUSTAND

Air France streicht Flüge

Französisch-niederländische Airline fährt Angebot um bis zu 90 Prozent zurück

Air France streicht Flüge

Die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM streicht ihr Angebot angesichts der Coronavirus-Pandemie und der dadurch verursachten Reisebeschränkungen drastisch zusammen. Bereits geplante Kosteneinsparungen dürften jedoch nicht reichen, die erwarteten Umsatzeinbußen wettzumachen. wü Paris – Air France-KLM will angesichts der Ausweitung der Coronavirus-Krise ihr Flugangebot drastisch zurückfahren. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft kündigte Montag an, die Flugaktivitäten in den nächsten Tagen wegen der zunehmenden Einschränkungen der Reisemöglichkeiten und des starken Einbruchs der Nachfrage schrittweise um 70 bis 90 % der angebotenen Sitzplatzkilometer zu reduzieren. Frankreichs Regierung hatte Samstag weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Ansteckungsgefahren wie die Schließung von Restaurants sowie nicht auf Lebensmittel spezialisierten Geschäften beschlossen und dabei die Bevölkerung aufgefordert, auf Überlandreisen zu verzichten.Umweltministerin Elisabeth Borne und Verkehrsstaatssekretär Jean-Baptiste Djebbari hatten deshalb Sonntag angekündigt, Verbindungen mit Fernreisebussen, Zügen und Flugzeugen würden nach und nach gesenkt. Zusätzlich dazu haben zuletzt viele Länder Einreiseverbote oder Beschränkungen für Passagiere aus von der Coronavirus-Epidemie betroffenen Ländern wie eben Frankreich verhängt. In den letzten Stunden habe sich alles verändert, urteilt Air France-KLM-Chef Ben Smith deshalb. Die von ihm verkündete drastische Reduzierung des Flugangebots soll zunächst für zwei Monate gelten. Air France will deshalb ihre aus neun Maschinen bestehende A380-Flotte komplett am Boden lassen, KLM ihre sieben 747-Großraumflugzeuge.Angesichts der durch die Coronavirus-Pandemie ausgelösten Turbulenzen hat die französisch-niederländische Fluggesellschaft bereits weitere Maßnahmen beschlossen. So will sie in diesem Jahr zusätzlich 200 Mill. Euro einsparen und die geplanten Investitionen zunächst um 350 Mill. Euro kürzen. Die geplante Reduzierung der Aktivitäten dürfte sich auch auf die Investitionen der Wartungseinheit auswirken, erklärte die Fluggesellschaft. Sie verhandelt jetzt auch mit den Gewerkschaften über Maßnahmen wie Teilzeitbeschäftigung. KLM hat bereits Freitagabend angekündigt, wegen der Coronavirus-Krise bis zu 2 000 Stellen streichen zu wollen.Die Kosteneinsparungen dürften nur die Hälfte der durch die Reduzierung der Aktivitäten erwarteten Umsatzeinbußen im Passagiergeschäft wieder wettmachen, warnte Air France-KLM jetzt. Die Fluggesellschaft könnte schon bald eine Kapitalerhöhung benötigen, mutmaßen Branchenbeobachter. Der französische Staat soll laut Informationen der Wirtschaftszeitung “Les Échos” erwogen haben, sich daran zu beteiligen und seine Beteiligung zu erhöhen. Er hält derzeit 14,3 % des Kapitals. Das Finanzministerium dementierte den Bericht über mögliche Kapitalhilfen. Gleichzeitig signalisierten die Niederlande am Wochenende, sie würden KLM “alles Nötige” zur Verfügung stellen. Der niederländische Staat hält 14 % an Air France-KLM. Delta hält 8,8 % der französisch-niederländischen Fluggesellschaft, China Eastern ebenfalls.Die Aktie von Air France-KLM brach Montag in Paris um 10 % auf 4,32 Euro ein.