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Airbnb kehrt dem Reich der Mitte den Rücken

Sechs Jahre nach Erschließung des chinesischen Marktes sieht das Online-Portal für die Vermittlung von Ferienunterkünften und anderen Reisediensten Airbnb die Zeit gekommen, die Aktivitäten im Reich der Mitte wieder einzustellen.

Airbnb kehrt dem Reich der Mitte den Rücken

nh Shanghai

Sechs Jahre nach Erschließung des chinesischen Marktes sieht das Online-Portal für die Vermittlung von Ferienunterkünften und anderen Reisediensten Airbnb die Zeit gekommen, die Aktivitäten im Reich der Mitte wieder einzustellen. In einem offenen Brief an die Airbnb-Nutzer und Unterkunftsanbieter in China erklärt der Gründer und Chef des kalifornischen Tech-Unternehmens, Brian Chesky, dass die Dienste rund um das Angebot von Ferienwohnungen und Kurzzeitmieten für chinesische Inlandsreisende bis Ende Juli komplett eingestellt werden. Als einzige Aktivität verbleibt die Ansprache von chinesischen Kunden, die auf Auslandsreisen Airbnb-Unterkünfte in anderen Ländern buchen wollen.

Der Rückzug aus dem chinesischen Markt wird mit „Pandemie-Herausforderungen“ begründet und ist damit eindeutig als Reaktion auf die von der chinesischen „Nulltoleranzpolitik“ zu Corona und weitreichenden Lockdowns und Mobilitätsbeschränkungen hervorgerufene Flaute im chinesischen Reisemarkt zurückzuführen. China hatte in der ersten Jahreshälfte 2021 eine regelrechte Renaissance des vom ursprünglichen Pandemieausbruch lahmgelegten Reisegeschäfts erlebt, die allerdings bereits im Juli nach ersten Warnungen zu vereinzelten Coronafällen in chinesischen Großstädten rasch wieder verkümmerte. Auch die nachfolgenden Saisonhöhepunkte der „Goldenen Oktoberwoche“, des chinesischen Neujahrsfests im Februar und zuletzt der ersten Maiwoche sind von immer schärferen Mobilitätsbeschränkungen und nunmehr harten Lockdowns in Reiseknotenpunkten wie Schanghai komplett ausgehebelt worden. Eine signifikante Belebung des Reisemarktes gilt für das laufende Jahr als praktisch ausgeschlossen.

Für Airbnb, die in den meisten westlichen Ländern eine Marktführerposition gewohnt ist, hat in China tatsächlich eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Außerdem war Airbnb wie praktisch alle datenlastigen US-Fir­men auf wachsende Konflikte mit chinesischen Datenkontrollbestimmungen und dem Zwang zur Datenweitergabe an den Staat gestoßen.