Airbus legt Schlusssprint hin

Beim europäischen Flugzeugbauer gehen 2016 mehr Bestellungen ein als bei Boeing - Auslieferungen höher als erwartet

Airbus legt Schlusssprint hin

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat dank eines Schlusssprints 2016 mehr Bestellungen verzeichnet. Sorgenkind bleibt der Riesen-Airbus A380.wü Toulouse – Airbus ist der Überraschungscoup gelungen: Der europäische Flugzeugbauer hat im vergangenen Jahr weit mehr Bestellungen eingeflogen, als Branchenbeobachter erwartet hatten. Von den Aufträgen her hat er seinen US-Rivalen Boeing auf der Zielgeraden mit insgesamt 731 Netto-Bestellungen 2016 im Wert von 104,9 Mrd. Dollar laut Listenpreis überholt. Allerdings sind in der Flugzeugbaubranche deutliche Preisnachlässe üblich. Noch Ende November hatte Airbus gerade mal 410 Netto-Aufträge für 2016 in seinen Büchern stehen. Boeing dagegen kam im vergangenen Jahr auf 668 Netto-Aufträge.Wie bei den Aufträgen legte Airbus auch bei den Auslieferungen im Dezember den Turbo ein und übergab 111 Flugzeuge an Kunden. Dadurch konnte der Flugzeugbauer das selbstgesteckte Ziel von 670 Auslieferungen im Gesamtjahr mit 688 im Wert von 101,3 Mrd. Dollar übertreffen und wie geplant eine Book-to-Bill-Rate von über 1 erreichen. Allerdings hatte Boeing bei den Auslieferungen mit 748 Fliegern wieder die Nase vorn, auch wenn der US-Flugzeugbauer damit auf eine Book-to-Bill-Rate von weniger als 1 kam. Zudem verpasste Airbus das selbstgesteckte Auslieferungsziel für den Langstreckenjet A350, wenn auch knapp: Statt 50 Exemplaren wie geplant wurden nur 49 ausgeliefert.In diesem Jahr will Airbus die Auslieferungen auf mehr als 700 steigern. So will er die dreifache Menge an A320neos übergeben, also rund 200. Im vergangenen Jahr gingen 68 Exemplare der neumotorisierten Version des Mittelstreckenjets an Kunden. Konkretere Zahlen zu den Zielen nannte Fabrice Brégier, der Chef der Flugzeugbausparte, nicht. Er wollte sich mit Hinweis auf die Jahresbilanz des Airbus-Mutterkonzerns am 22. Februar auch nicht näher zu Bestellungen in diesem Jahr äußern. Allerdings geht Verkaufschef John Leahy davon aus, dass sich der Auftragsrückgang, den Boeing und Airbus 2016 hinnehmen mussten, in diesem Jahr fortsetzen wird. Die alle zwei Jahre in Le Bourget bei Paris stattfindende weltweit größte Luftfahrtmesse dürfte von den Auftragseingängen her ruhiger als in der Vergangenheit werden, sagte Brégier.”Ich werde kein Verkaufsziel für den A380 für 2017 nennen, so wie ich auch 2016 keins genannt habe”, sagte Verkaufschef Leahy. “Wir arbeiten an ein paar Verkaufskampagnen. Ich bin überzeugt, dass die Zeit dieses Flugzeugs kommen wird.” Insgesamt liegen Airbus für den doppelstöckigen Riesen-Jet 319 Bestellungen vor, doch davon wurden bereits 207 ausgeliefert, 28 im letzten Jahr. Bis 2018 soll die Produktion nun mehr als halbiert werden, auf zwölf Exemplare pro Jahr. Brutto verbuchte der Flugzeugbauer 2016 zwei neue Aufträge für den A380, davon blieb wegen Abbestellungen unter dem Strich jedoch keiner übrig.Auch die zunächst Anfang 2016 vom Iran in Aussicht gestellte Bestellung von zwölf A380s realisierte sich nicht. “Wir haben in der nahen Zukunft noch nicht die richtige Infrastruktur dafür”, erklärte Iran-Air-Chef Farhad Parvaresh am Mittwoch, als die Airline in Toulouse ihren ersten Airbus ausgeliefert bekam. Deshalb sei die Kaufabsichtserklärung erstmal nicht in eine Festbestellung umgewandelt worden. Dies könne aber noch kommen. Brégier bekannte sich erneut zum A380. “Wir haben eine Zukunft mit diesem Flugzeug”, sagte er. “Wir arbeiten jetzt daran, die Kosten des A380 zu senken.”