Airbus ohne neue Bestellungen

Auslieferungen steigen wieder leicht an

Airbus ohne neue Bestellungen

wü Paris – Die Durststrecke für Airbus geht weiter: Der europäische Flugzeugbauer konnte im Juni erneut keine neuen Aufträge an Land ziehen, nachdem er bereits im Mai keine neue Bestellung eingeflogen hat. Da jetzt auch noch das Flugzeugleasingunternehmen Avolon Holdings eine Kaufverpflichtung für einen A330neo-Langstreckenjet storniert hat, der eigentlich 2022 hätte ausgeliefert werden sollen, kommt Airbus im ersten Halbjahr auf 298 Netto-Bestellungen. Der Großteil wurde unterzeichnet, bevor die Covid-19-Pandemie auch Europa und Nordamerika traf. Avolon hatte noch im April neun Maschinen aus der 320neo-Familie bestellt.Auch die Auslieferungen sind wegen der Pandemie stark zurückgegangen. Nachdem Airbus im April nur 14 Flugzeuge ausliefern konnte, waren es im Mai 24 und im Juni 36. In den ersten sechs Monaten kommt der europäische Flugzeugbauer nun auf insgesamt 196 Auslieferungen, während es im Vorjahreszeitraum noch 389 waren. Wollte man die Produktion vor der Coronavirus-Krise noch stark ausbauen, so muss sie nun nach unten angepasst werden. Sie soll in diesem und im nächsten Jahr rund 40 % unter dem Vorkrisenniveau liegen. Airbus hat deshalb letzte Woche angekündigt, bis Sommer nächsten Jahres 15 000 Stellen abbauen zu wollen. Konzernchef Guillaume Faury erwartet, dass der Flugverkehr nicht vor 2023, vielleicht sogar erst 2025 wieder zu dem Niveau von vor der Krise zurückkehren wird.Analyst Sandy Morris von Jefferies geht davon aus, dass Airbus sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr jeweils um die 550 Flugzeuge ausliefern wird. Er ist überzeugt, dass die Produktionsraten nicht den Auslieferungen der nächsten Monate entsprechen, sondern, dass Airbus versucht, ein für die kommenden 24 Monate optimales Produktionsniveau zu erreichen. Da Airbus noch immer mehr Flugzeuge produziere, als Fluglinien derzeit bereit seien, abzunehmen, könnte sich der Lagerbestand im zweiten Quartal um 4,5 Mrd. Euro erhöht haben, meint Morris. Nachdem Airbus Ende des ersten Quartals noch Bargeldbestände von 3,6 Mrd. Euro hatte, könnte Ende des zweiten Quartals eine Nettoverschuldung stehen. Die Airbus-Aktie gab am Donnerstag an der Börse von Paris um knapp 4 % auf 63,22 Euro nach, der CAC 40 um 1,2 %.