Airbus-Probleme setzen Zulieferer unter Druck

Konsolidierungswelle erwartet - Sozialpläne und Lohnkürzungen - Staatlicher Hilfsplan

Airbus-Probleme setzen Zulieferer unter Druck

wü Paris – Nach der Ankündigung von Airbus, bis Sommer 2021 weltweit 15 000 Stellen abbauen zu wollen, fürchten Flugzeugbauzulieferer einen mörderischen Sommer. Die Schwierigkeiten, mit denen der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern infolge der Covid-19-Pandemie kämpft, sind auch für sie eine Katastrophe. Zumal etliche von ihnen zuvor bereits unter dem Debakel um den mit einem weltweiten Flugverbot belegten Boeing-Mittelstreckenjet 737 Max gelitten haben. Einige Zulieferer im Südwesten Frankreichs, der für den Flugzeugbau wichtigsten Region Europas, haben deshalb in den letzten Tagen ebenfalls Sozialpläne angekündigt.Rund 450 Zulieferer mit 94 500 Mitarbeitern zählt die Branche allein in der Region Occitanie, in der sich auch die Konzernzentrale von Airbus befindet. Kurzfristig könnten dort bis zu 40 000 Arbeitsplätze bedroht sein, warnt Alain Di Crescenzo, der Vorsitzende der regionalen Industrie- und Handelskammer. Luftfahrtaktivitäten machen dort für viele kleine und mittelständische Betriebe rund 70 % des Umsatzes aus. Da Airbus wegen der Coronavirus-Krise die Produktion in diesem und im nächsten Jahr um 40 % reduziert, bricht auch ihre Produktion ein.Im Gegensatz zu großen Zulieferern wie dem Triebwerkshersteller Safran könnte die Krise die Existenz kleinerer Zulieferer gefährden. Branchenkenner erwarten deshalb in den kommenden Monaten eine Konsolidierungswelle. Die französische Regierung hat vor einem Monat bereits einen Hilfsplan über 15 Mrd. Euro für die Luftfahrtindustrie angekündigt. Darin sind allerdings auch die staatlichen Kredite über 7 Mrd. Euro für Air France enthalten. Ebenfalls dazu gehört ein Investitionsfonds zur Unterstützung kleiner und mittlerer Zulieferer, der jetzt mit zunächst 500 Mill. Euro an den Start gehen soll. Neben Safran, Thales und Dassault Aviation will sich Airbus daran nach Angaben von Konzernchef Guillaume Faury mit 116 Mill. Euro beteiligen. Die Region Occitanie hat nun zusätzliche Hilfen in Höhe von 100 Mill. Euro angekündigt. Details dazu will sie am heutigen Freitag vorstellen.Zu den Zulieferern, die bereits Sozialpläne angekündigt haben, gehört Daher. Das Unternehmen, das derzeit 10 000 Mitarbeiter beschäftigt, will 1 300 Stellen abbauen, sich von 1 700 Zeitarbeitern und von Zulieferern trennen und ein Werk mit 300 Mitarbeitern verkaufen. Andere Zulieferer versuchen, sich mit Arbeitnehmervertretern auf Lohnkürzungen zu verständigen, um Stellenstreichungen zu vermeiden. So hat Derichebourg Aeronautics Services versprochen, bis Ende 2021 nicht 700 Stellen zu streichen. Dafür verzichten die Mitarbeiter auf Essensmarken, Transportpauschalen und ein 13. Monatsgehalt, wenn sie mehr als das 2,5-Fache des Mindestlohns verdienen.Derichebourg Aeronautics Services ist vor allem für Airbus tätig. Der Luft- und Raumfahrtkonzern gab am Donnerstag Details bekannt, wie sich der geplante Arbeitsplatzabbau auf die einzelnen Standorte seiner Flugzeugbausparte verteilen wird. So sollen in Deutschland in Hamburg-Finkenwerder 2 265 Stellen wegfallen, in Bremen 445, in Stade 365, in Buxtehude 60, woanders 40 und bei Premium Aerotec 900. In Frankreich sollen in Toulouse 3 400 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon 2 400 in den Werken und 1 000 in der Firmenzentrale. In Nantes sollen 484 wegfallen, in Saint-Nazaire und bei der Tochter Stelia in Saint-Nazaire 201.