Cybersicherheit

Airbus schielt auf Atos-Sparte

Die Cybersicherheitsaktivitäten von Atos wecken Begehrlichkeiten. Der IT-Dienstleister will sie in eine neue Sparte abspalten. Er spricht mit Interessenten über mögliche Beteiligungen.

Airbus schielt auf Atos-Sparte

wü Paris – Airbus könnte sich im Bereich Cybersicherheit verstärken. Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hat laut Informationen von „Les Echos“ ein Auge auf die Cybersicherheitsaktivitäten von Atos geworfen. Er verhandele mit dem IT-Dienst­leister über eine Minderheitsbeteiligung an dessen geplanter Sparte Evidian, berichtet die französische Wirtschaftszeitung unter Be­rufung auf mehrere namentlich nicht genannte Quellen. Dabei handele es sich um vorläufige Gespräche.

Atos hatte Mitte letzten Jahres Pläne bekannt gegeben, in deren Rahmen die größten Wachstumsbereiche wie Cybersicherheit, Big Data und Digitalisierungsdienstleistungen von den übrigen Aktivitäten in ein Unternehmen namens Evidian abgespalten werden sollen. Im September dann hatte der IT-Dienstleister, dessen Kurs an der Börse von Paris innerhalb von einem Jahr um mehr als 70 % eingebrochen ist, ein Übernahmeangebot von Onepoint für Evidian abgelehnt, durch das die geplante Sparte mit 4,2 Mrd. Euro bewertet wurde.

Im Rahmen der Umsetzung des Strategieplans gäbe es Sondierungsgespräche mit möglichen Minderheitsaktionären der Aktivitäten, die unter dem Namen Evidian zusammengefasst werden sollten, erklärte Atos nun gegenüber Reuters. Airbus selbst teilte auf Anfrage mit, Spekulationen und Gerüchte nicht zu kommentieren. Als globaler Konzern führe man ständig Gespräche mit Partnern, Kunden und Zulieferern, aber diese seien vertraulich.

Neben Onepoint sollen sich auch der Telekommunikationskonzern Orange und der Rüstungselektronik- und Avionik-Konzern Thales für die Cybersicherheitsaktivitäten von Atos interessieren. Thales soll im Februar Kontakt mit Investoren aufgenommen haben, um die Möglichkeiten auszuloten, ein gemeinsames Angebot für Atos zu machen und den Konzern dann zu zerschlagen. Der Konzern hatte damals Gespräche mit Atos dementiert, aber erklärt, grundsätzlich an allen Cybersicherheitsaktivitäten interessiert zu sein, die zum Verkauf stünden. Thales soll jedoch nicht zu den Unternehmen gehören, mit denen Atos jetzt über eine mögliche Minderheitsbeteiligung an Evidian spricht.

Aufspaltung bis Juni

Der IT-Dienstleister will die ge­plan­te Aufspaltung bis Juni dieses Jahres durchführen, um die Restrukturierung des historischen Geschäftsbereichs zu finanzieren, des IT-Outsourcings und des IT-Managements. Er soll in eine neue Sparte namens TFCo eingebracht werden. Nach der Aufspaltung soll TFCo 29,9 % an der für Investoren interessanten Sparte Evidian halten und damit knapp unter der Schwelle bleiben, ab der ein Übernahmeangebot vorgelegt werden müsste.

Sowohl für Airbus Defence and Space, die Rüstungs- und Raumfahrtsparte von Airbus, als auch für Thales wäre eine Beteiligung an der künftigen Cybersicherheitssparte von Atos strategisch interessant, da gesicherter Datenaustausch und Kommunikation von Flugzeugen, Schiffen und Panzern eine Schlüsselrolle für die künftige Kriegsführung spielen werden. Atos verfügt bereits über entsprechendes Know-how, da der IT-Dienst­leister einer der Schlüssellieferanten in dem Bereich für die französischen Landstreitkräfte ist. Der französische Staat dürfte auch deshalb darauf achten, dass die Cybersicherheitsaktivitäten von Atos nicht in ausländische Hände fallen.

Die Atos-Aktie legte, getrieben von dem möglichen Interesse von Airbus, am Montag an der Börse von Paris im Laufe des Vormittags fast 15 % auf 10,36 Euro zu. Der Kurs von Airbus stieg dagegen nur geringfügig um 1,4 % auf 112,58 Euro.