Airbus setzt auf die USA

Flugzeugbauer eröffnet erste Endmontage in den USA - Marktanteil soll dort auf 50 Prozent steigen

Airbus setzt auf die USA

Von Gesche Wüpper, ParisAirbus eröffnet zu Beginn der neuen Woche am 14. September offiziell ihre erste Flugzeugendmontage in den USA, dem Heimatland seines Erzrivalen Boeing. Für den europäischen Flugzeugbauer ist das Werk in Mobile im US-Bundesstaat Alabama das zweite außerhalb Europas nach Tianjin in China. Großer BedarfSowohl die Vereinigten Staaten als auch China gelten als Schlüsselmärkte für die Luftfahrtindustrie. So schätzt Airbus, dass in Amerika in den kommenden 20 Jahren 4 700 Mittelstreckenflugzeuge wie der A320 benötigt werden. Airbus-Chef Fabrice Brégier verspricht sich davon auch engere Beziehungen zu amerikanischen Airlines und Zulieferern. Vor allem aber hofft er, mit Hilfe des Werks ähnlich wie in China die Marktanteile des Flugzeugbauers in den USA steigern zu können, dem nach wie vor größten Flugzeugmarkt der Welt. Denn der wird von Boeing dominiert.Als Airbus im Juli 2012 die Entscheidung traf, rund 600 Mill. Dollar in den Bau einer A320-Endfertigungslinie in den USA zu investieren, lag der Marktanteil des europäischen Flugzeugbauers dort von den Auslieferungen her gerade mal bei 20 %. Rechne man die Neuaufträge mit dazu, sei der Anteil in den letzten zwei Jahren schon auf 40 % gestiegen, heißt es bei Airbus.Doch das ist Brégier nicht genug, denn er möchte einen Marktanteil von 50 % in den USA erreichen. Die Fertigung der Flugzeuge in den USA könnte Airbus einen wichtigen Pluspunkt bei den amerikanischen Fluggesellschaften verschaffen. Die Produktion im Dollarraum kann außerdem langfristig helfen, Währungsunterschiede auszugleichen. Schub für A320neoNicht zuletzt aber soll das Werk in Mobile auch dabei helfen, mit der Produktion seines meistverkauften Modells A320 nachzukommen. Für das Mittelstreckenflugzeug standen Ende August Bestellungen für 5 439 Maschinen in den Auftragsbüchern. Allein für die Ende 2010 lancierte spritsparende Version A320neo liegen Airbus fast 4 200 Bestellungen vor. Derzeit werden pro Monat 42 A320 gebaut, davon 22 in Hamburg, 16 in Toulouse und vier in Tianjin. Die Produktionsrate soll bis 2017 auf monatlich 50 Stück hochgefahren werden, Airbus verhandelt jedoch gerade mit den Zulieferern über eine weitere Steigerung später auf rund 60 Maschinen pro Monat. Die Entscheidung soll bis Ende des Jahres fallen. Sollte sich Airbus dafür entscheiden, dürfte Hamburg eine weitere A320-Endfertigungslinie bekommen.Bei dem für 2017 geplanten Hochfahren der Produktion helfen soll auch das Werk in Mobile, wo bereits Ende 2017 monatlich vier Maschinen gebaut werden soll. Damit wird die volle Produktionsrate in dem US-Werk sechs Monate schneller kommen als ursprünglich geplant. Die erste Maschine, ein A321, soll bereits im Frühjahr nächsten Jahrs an Jetblue aus den USA ausgeliefert werden. Die neumotorisierte Variante des Mittelstreckenflugzeugs, der A320neo, soll von 2017 an in Mobile endmontiert werden, genau wie in Tianjin. Die Erstauslieferung dieses spritsparenden Modells ist für Ende des Jahres geplant. Airbus-Chef Brégier hofft, die Zertifizierung für die Variante mit Triebwerken von Pratt & Whitney bis Ende des Jahres zu bekommen und dann neben Erstkunden Qatar Airways weitere Neo-Kunden zufriedenstellen zu können.Nach Angaben Brégiers dürfte die Produktion dort im Vergleich zu den anderen A320-Endfertigungen am günstigsten sein. Die USA hätten eindeutig einen Wettbewerbsvorteil, findet er. Das dürfte dabei helfen, die Kosten, die durch den Schifftransport der A320-Teile von Hamburg nach Mobile für die Endfertigung in den USA entstehen, mehr als wettzumachen.Als Airbus 2008 einen Tanker-Auftrag der US-Luftwaffe gewann, entschied sich das europäische Unternehmen bereits für den Standort in Mobile. Später wurde der Tanker-Auftrag dann jedoch neu ausgeschrieben und an Boeing vergeben. Großauftrag von Wizz AirIn Europa zurrte Airbus am Freitag einen Großauftrag der ungarischen Billigfluglinie Wizz Air fest. Die Airline bestellte 110 Mittelstreckenjets vom Typ A321neo. Die Maschinen sollen zwischen 2019 und 2024 ausgeliefert werden. Einen Vorvertrag war zur Pariser Luftfahrtmesse im Juni unterzeichnet worden. Der Listenpreis beträgt 13,7 Mrd. Dollar.