Luftfahrt

Airbus stellt sich in Deutschland neu auf

Airbus ordnet die Fertigung von Rumpfsektionen in Deutschland neu. Die Konzernführung schaffte das nur mit Zusagen an die Gewerkschaft IG Metall.

Airbus stellt sich in Deutschland neu auf

sck/dpa-afx München/Hamburg – Nach einer Lösung an französischen Standorten haben sich die Airbus-Führung und die IG Metall auf eine neue Unternehmensstruktur für den weltgrößten Flugzeugbauer in Deutschland verständigt. Der Vereinbarung gingen monatelange zähe Verhandlungen voraus. Die Gewerkschaft organisierte zeitweilig Warnstreiks, um den Druck auf das Management zu erhöhen.

Die Einigung sieht im Kern vor, dass der europäische Boeing-Rivale eine deutlich vergrößerte Tochtergesellschaft gründet. Diese an Airbus angeschlossene Einheit soll künftig Rumpfsektionen für zivile Passagiermaschinen fertigen. Die neue Struktur soll am 1. Juli 2022 in Kraft treten. Betroffen sind nach Angaben von Deutschlandchef André Walter Teile des größten deutschen Airbus-Standorts Hamburg, das Airbus-Werk Stade sowie die Airbus-Tochter Premium Aerotec mit den Standorten Bremen und Nordenham. Die noch namenlose Tochter, intern „ASA“ genannt, wird ihren Hauptsitz in Hamburg haben. Sie umfasst rund 12000 Beschäftigte. In Frankreich ist eine vergleichbare Struktur mit der neuen Konzerntochter Airbus Atlantic seit Jahresanfang im Betrieb.

Zudem ist in Deutschland geplant, die vier Werke des bisherigen Airbus-Zulieferers Premium Aerotec in Augsburg und in Varel an den Autozulieferer Muhr und Bender KG (Mubea) aus Nordrhein-Westfalen zu veräußern. Davon betroffen sind 3000 Mitarbeiter. Nach Verhandlungen mit Mubea wollen die Geschäftsführung sowie die Airbus-Betriebsräte eine Entscheidung treffen. Das soll in den kommenden Wochen geschehen. Ein Verkauf wäre ein Einschnitt, würde doch die mittelständische Mubea-Gruppe künftig als wichtiger Airbus-Zulieferer agieren.

Das Familienunternehmen, welches weltweit über 2 Mrd. Euro umsetzt, beliefert Airbus bereits seit Jahren mit Einzelkomponenten. Mubea zählt rund 14000 Beschäftigte. Sollte der Verkauf aber scheitern, werden die Standorte Augsburg und Varel als separate rechtliche Einheiten Teil des Airbus-Konzerns bleiben, so das Unternehmen.

Als Gegenleistung für die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter sicherte das Airbus-Management Beschäftigungsgarantien für die betroffenen Mitarbeiter zu. Demzufolge sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2030 ausgeschlossen. Das Paket sieht auch den Erhalt und die Weiterentwicklung der einzelnen Standorte bis dahin vor, wie beide Seiten erklärten.

„Wir freuen uns, dass als Ergebnis dieser Gespräche nun eine Vereinbarung über die Gründung dieses neuen Sektionsmontage-Unternehmens und ein gemeinsames Konzept für das Einzelteilgeschäft vorliegt“, ließ sich Airbus-CFO Dominik Asam in einer Pressemitteilung zitieren.

Ursprünglich hatte Airbus versucht, Premium Aerotec und die vergleichbare französische Einheit Stelia Aerospace zu verkaufen. Eine überzeugende Lösung fand sich aber nicht. Konzernchef Guillaume Faury erklärt den Bau von Strukturkomponenten nun wieder zur Kernaktivität.