Gefragte Mittelstreckenjets

Airbus und Safran bauen Produktionskapazitäten aus

Die Mittelstreckenjets der A320-Familie von Airbus sind so gefragt, dass sie Boeings 737 als meistverkauftes Flugzeug abgelöst haben. Um die Nachfrage bedienen zu können, hat Airbus gerade zwei neue Endfertigungslinien eröffnet.

Airbus und Safran bauen Produktionskapazitäten aus

Airbus und Safran bauen Produktionskapazitäten aus

Flugzeugbauer weiht zwei neue A320-Endfertigungslinien in den USA und China ein — Safran plant Fertigung in Marokko

wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris

Airbus gibt Gas. Der europäische Flugzeugbauer hat in diesem Monat gleich zwei neue Endfertigungslinien für seine A320-Familie in China und den USA eingeweiht. Der in den 80er Jahren lancierte Mittelstreckenjet ist so gefragt, dass er inzwischen sogar das Konkurrenzprodukt 737 als das meistverkaufte Flugzeug der Luftfahrtgeschichte abgelöst hat, obwohl Boeing sein Modell 20 Jahre früher auf den Markt gebracht hat. Um die große Nachfrage bedienen zu können, will auch Safran seine Produktionskapazitäten ausbauen und in Marokko Ende 2027 eine neue Fertigungslinie für die für Airbus bestimmten Leap-Triebwerke eröffnen. Diese stellt CFM International her, ein Gemeinschaftsunternehmen von Safran und GE (General Electric).

Dank der Ausweitung der Produktionskapazitäten verfügt Airbus nun über insgesamt zehn Endfertigungslinien für seinen Kassenschlager: Vier in Hamburg, dem A320-Kompetenzzentrum des Konzerns, sowie je zwei in Toulouse, Mobile (USA) und Tianjin (China). Der Flugzeugbauer gab die Eröffnung der zweiten Endfertigungslinie in Tianjin Mittwoch bekannt. Die in Mobile wurde am 13. Oktober eingeweiht.

75 Flugzeuge pro Monat

Die Flugzeuge, die Airbus in China und den USA baut, sind vor allem für Kunden aus diesen Regionen bestimmt. Um die Verkäufe in China und Amerika anzukurbeln, hatte der Flugzeugbauer erst 2008 eine Endfertigungslinie in Tianjin eröffnet, dann 2015 eine in Mobile. In der Hafenstadt in Alabama verfügt er zudem seit 2020 über eine Endfertigungslinie für den kleineren Mittelstreckenjet A220.

Die neue Endfertigungslinie in Tianjin gebe Airbus „die notwendige Flexibilität und Kapazität unseren Plan zu erfüllen, 2027 pro Monat 75 Flugzeuge aus der A320-Familie auszuliefern“, erklärte Airbus-Chef Guillaume Faury. Analysten schätzen, dass der Konzern derzeit rund 60 Exemplare des Mittelstreckenjets baut. In diesem Jahr will er gut 820 Flugzeuge ausliefern, 7% mehr als 2024.

A321 dominiert Auftragsbestand

Bis Ende September beliefen sich die Auslieferungen jedoch nur auf 507. Schuld daran sind auch fehlende Triebwerke. Deshalb saß Airbus am Ende des ersten Halbjahres auf 60 in der Branche als Glider bezeichneten Flugzeugen, die nicht ausgeliefert werden konnten, weil die Triebwerke fehlten. Eine Airbus-Sprecherin bestätigte gegenüber der Börsen-Zeitung, dass sich die Zahl der Glider seitdem verringert hat. Man könne keine neue Zahl nennen, gehe aber davon aus, dass der Bestand bis Ende des Jahres abgebaut werde, sofern die Triebwerke rechtzeitig geliefert würden.

Der Luft- und Raumfahrtkonzern veröffentlicht am 29. Oktober nach Börsenschluss die Ergebnisse der ersten neun Monate, Safran am 24. vormittags. Ende September lagen Airbus für die A320-Familie Bestellungen für 19.362 Maschinen vor, von denen 7.105 noch ausgeliefert werden mussten. Die größte Variante A321 macht 75% des Auftragsbestandes aus. Deshalb habe Airbus alle existierenden A320-Endfertigungslinien so aufgerüstet, dass dort auch der A321 gebaut werden könne, erklärt eine Sprecherin.

Bis Ende September hatte Airbus insgesamt 12.257 Exemplare des 1988 auf den Markt gekommenen Mittelstreckenjets ausgeliefert. Bei Boeing standen zum selben Zeitpunkt 12.254 Auslieferungen der 737 in den Büchern, obwohl der Flugzeugtyp bereits 1968 erstmals in Dienst gestellt wurde. Boeing muss noch 4.816 bestellte Exemplare davon ausliefern.