Luftfahrtbranche

Airbus will weg von russischem Titan

Der Flugzeugbauer bezieht noch immer Titan aus Russland. Sich von russischen Lieferungen abzukoppeln ist aber nach Konzernangaben nur eine Frage von Monaten.

Airbus will weg von russischem Titan

wü/Reuters zzt. München/Paris

Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus reagiert auf den Ukraine-Krieg und seine Folgen. Man sei gerade dabei, sich bei Titanlieferungen von Russland abzukoppeln, sagte Airbus-Defence-&-Space-Chef Michael Schoell­horn auf einer Unternehmensveranstaltung. Es sei eher eine Frage von Monaten als von Jahren, dass der Flugzeugbauer seine letzte Titanlieferung aus Russland erhalte.

Russland ist einer der weltweit größten Produzenten von Titanschwamm mit einem Kapazitätsanteil von 18 % nach China mit 42 % und Japan mit 26 %. Der russische Konzern VSMPO-Avisma war bis zur Invasion der Ukraine durch Russland einer der wichtigsten Titanlieferanten von Airbus und Boeing sowie Triebwerksherstellern wie Safran.

Der europäische Flugzeugbauer bezog bis dahin gut die Hälfte des benötigten Titans von VSMPO-Avisma. Er hatte jedoch bereits nach der Annexion der Krim durch Russland 2014 die Titanvorräte erhöht, so dass sein Bedarf nach Beginn des Ukraine-Krieges kurz- und mittelfristig abgesichert war. Nach Angaben von Konzernchef Guillaume Faury waren die Vorräte von Titan und Titanteilen zu Beginn des Krieges ausreichend für sechs bis zwölf Monate. Das gebe Airbus Zeit, andere Quellen zu mobilisieren, auch wenn Titan keinen Sanktionen unterliegt.

Was das militärische Geschäft angehe, habe Airbus die notwendigen Maßnahmen ergriffen, erklärte Schoellhorn. „Wir brauchen kein russisches Titan mehr.“ Die Zivilflugzeugsparte benötige jedoch noch etwas mehr Zeit, um auf russische Quellen verzichten zu können. Das sei angesichts der notwendigen Zertifizierungen und des Ansturms auf alternative Titanlieferanten nicht ganz einfach, doch der dafür notwendige Prozess sei in vollem Gang. Schoellhorn sprach sich dafür aus, innerhalb Europas generell mehr dafür zu tun, um die Zulieferketten beim Zugang zu strategischen Rohstoffen unabhängiger zu machen.

Die Energiekrise wirke sich negativ auf die Kostenbasis aus, erklärte Strategiechef Antoine Bouvier. Gleichzeitig führe sie jedoch dazu, dass jetzt die meisten Airlines ihre Flotte erneuern wollten, um alte Modelle durch treibstoffsparende neue Flugzeuge zu ersetzen. Allerdings scheint Airbus derzeit bei den Auslieferungen etwas hinterherzuhinken. Laut Daten der Luftfahrtanalysefirma Cirium hat der Flugzeugbauer im November nur 55 Maschinen ausgeliefert.

Nach Einschätzung des Chefs von Dassault Aviation ist der Weg für das europäische Kampfflugzeugprojekt FCAS frei. Die beteiligten Unternehmen hätten ihren Streit beigelegt und sich auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt, sagte Éric Trappier der Zeitung „Le Figaro“. Es gebe eine Verständigung mit dem Flugzeug-Partner Airbus. „Wir haben alle nötigen Garantien erhalten, um in die nächste Phase einzutreten, bei der es sich (. . .) immer noch um eine Untersuchungsphase handelt.“