IT-Dienstleister

Frankreich will nationale Lösung für sensible Atos-Aktivitäten

Der französische Staat will nach der Absage von Airbus für den Bereich Big Data und Cybersicherheit von Atos sensible Aktivitäten mithilfe einer nationalen Lösung schützen. Der IT-Dienstleister musste seine Bilanz erneut verschieben.

Frankreich will nationale Lösung für sensible Atos-Aktivitäten

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Frankreich will nationale Lösung für Atos

Staat will nach Airbus-Absage für Big Data und Cybersicherheit sensible Bereiche schützen

wü Paris

Nach der Absage von Airbus für den Geschäftsbereich Big Data und Cybersicherheit (BDS) von Atos meldet sich der französische Staat zu Wort. Was die sensiblen Aktivitäten von Atos – vor allem BDS – angehe, werde der Staat in den nächsten Wochen eine nationale Lösung zum Schutz der strategischen Aktivitäten des IT-Dienstleisters schaffen, erklärte das Wirtschaftsministerium. Die Interessen Frankreichs würden gewahrt. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire werde alle Mittel einsetzen, um den Schutz der strategischen Aktivitäten zu gewährleisten.

Die defizitären Superrechner-Aktivitäten, die zu BDS gehören, sind unverzichtbar für die französische Atomindustrie und die Verteidigung – zwei für Frankreich strategisch wichtige Bereiche. Deshalb verfolgt der Staat Gespräche von Atos mit Schuldnern und möglichen Käufern von einzelnen Aktivitäten sehr genau. Diese politische Komponente dürfte Airbus ebenfalls abgeschreckt haben. Die Absage des Luft- und Raumfahrtkonzerns dürfte nun die staatliche Investitionsbank BPI France und andere an einzelnen Aktivitäten interessierte Akteure wie Dassault Aviation und Thales auf den Plan rufen.

Bilanz erneut verschoben

Nachdem bereits im Februar die Verhandlungen mit dem tschechischen Geschäftsmann Daniel Kretinsky über den Verkauf der traditionellen Aktivitäten gescheitert waren, hat Airbus am Dienstag das Handtuch geworfen. Nach sorgfältiger Prüfung aller Aspekte einer möglichen Akquisition von BDS habe man beschlossen, die Gespräche mit Atos nicht fortzusetzen, teilte Airbus mit. Atos hatte für den Bereich im Januar ein Due-Diligence-Verfahren eingeleitet.

An der Börse von Paris wurde die Aktie des IT-Dienstleisters nach der Airbus-Absage abgestraft: Der Kurs brach um 19% auf 1,74 Euro ein. Der Konzern, der im Februar für die Verhandlungen mit den Banken über die Schulden die Ad-hoc-Verwalterin Hélène Bourbouloux zu Hilfe gerufen hat, hat nun erneut die Veröffentlichung seiner Bilanz für 2023 verschoben. Ursprünglich war sie für den 29. Februar geplant, dann jedoch nach Abbruch der Verhandlungen mit Kretinsky auf den 20. März vertagt worden. Einen neuen Termin teilte Atos nicht mit. Der IT-Dienstleister sprach lediglich von der „nahen Zukunft“.

Druck auf Mustier steigt

Atos muss bis Ende 2025 Kredite und Verbindlichkeiten in Höhe von 3,65 Mrd. Euro refinanzieren oder zurückzahlen. Der Druck auf Verwaltungsratschef Jean-Pierre Mustier steigt nach der Absage für BDS. Airbus hatte BDS ursprünglich mit 1,5 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet. Der Luft- und Raumfahrtkonzern hatte sich für den Bereich interessiert, weil Digitalisierung, Cybersicherheit und Big Data vor allem für seine Rüstungs-, aber auch die Flugzeugbausparte immer wichtiger werden.

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