Aktionäre hinterfragen BMW-Image

Konzern spricht von "handwerklichen" Fehlern in Sachen Dieselabgaswerte - Kritik am Vergütungssystem

Aktionäre hinterfragen BMW-Image

Die Aktionäre von BMW manchen sich Sorgen um das Image des Münchner Autobauers aufgrund von jüngst aufgedeckten Mängeln bei Dieselabgaswerten. Auf der Hauptversammlung sprach die Verwaltung des Dax-Konzerns von “handwerklichen” Fehlern und versprach Aufklärung und Besserung.sck München – Auf der ordentlichen Hauptversammlung von BMW hinterfragten sowohl Kleinaktionäre als auch institutionelle Investoren das bisherige Saubermann-Image des Unternehmens im Dieselabgasbetrugsskandal. “Die Dieselaffäre ist irgendwie im Streifschuss an BMW herangekommen”, sagte die Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt. Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) stimmte in seiner Kritik versöhnliche Worte an: “Ich glaube Ihnen, dass es sich um ein Versehen handelt.” Winfried Mathes von Deka Investment betonte, man sei “aus allen Wolken gefallen”, als die Staatsanwaltschaft München in der Konzernzentrale “vorbeischaute”. In der insgesamt dreistündigen Generaldebatte in der Münchner Olympiahalle forderten die Redner mehr Details zum Stand der Ermittlungen im Strafverfahren. Aufsichtsratschef Norbert Reithofer und Vorstandsvorsitzender Harald Krüger drückten ihr Bedauern aus. Sie bekräftigten, dass es sich um “handwerkliche” Fehler bei der Einrichtung einer Software gehandelt habe. Es sei kein vorsätzliches Handeln gewesen, um Abgaswerte zu manipulieren. “Wir haben keine Zweifel an der Darstellung des Vorstands”, sagte der Chefkontrolleur. “Uns ist vor einigen Jahren ein Fehler unterlaufen”, räumte der CEO vor rund 4 800 Aktionären ein, die 79,9 % des stimmberechtigten Grundkapitals präsentierten. Beide versprachen, den Vorfall aufzuklären. Krüger zufolge ermittelt die Staatsanwaltschaft weiterhin gegen unbekannt. Alle Vorschläge gebilligtIm März sorgte BMW für Aufsehen, als die Strafermittler ein Verfahren wegen des Anfangsverdachts einleiteten, dass BMW eine illegale Abschaltvorrichtung bei Dieselfahrzeugen verwendet haben könnte (vgl. BZ vom 21. März). Nach Unternehmensangaben sind davon 11 700 Autos der Modelle BMW 750d und BMW M550d betroffen. Zuvor benachrichtigte der Konzern darüber das Kraftfahrt-Bundesamt (vgl. BZ vom 27. Februar). Seinerzeit sprach das Unternehmen bereits von einer Abgasreinigungssoftware, die irrtümlich falsch aufgespielt worden sei. “Mit einer gezielten Manipulation von Motorsteuerung und Abgasreinigung hat das nichts zu tun”, betonte Krüger. Seinen Worten zufolge führt das Unternehmen regelmäßige Untersuchungen durch, um zu gewährleisten, dass sich solche Mängel nicht wiederholen.Zwar billigten die Anteilseigner sämtliche sieben Tagesordnungspunkte der Verwaltung. Beim Thema neues Vorstandsvergütungssystem erhielt BMW aber mit nur 78,7 % Ja-Stimmen das schlechteste Abstimmungsergebnis. Für diesen Punkt musste BMW eine einfache Mehrheit von mindestens 50 % des anwesenden stimmberechtigten Aktienkapitals erreichen. 21,3 % der Aktionäre lehnten die überarbeitete Gehaltsstruktur der obersten Führungsebene ab. Somit fielen die Stimmen der beiden Großaktionäre und Aufsichtsratsmitglieder Stefan Quandt und Susanne Klatten, die 46,8 % der Anteile auf sich vereinen, ins Gewicht. In der Generaldebatte kritisierten die DSW-Sprecherin und der SdK-Vertreter das Gehaltssystem. Sie kündigten an, dagegen zu stimmen. Bergdolt zufolge ist die potenzielle Maximalvergütung zu hoch angesetzt. Laut Bauer ist die Erfolgsbeteiligungskomponente nicht nachvollziehbar. Reithofer zufolge richtet sich die Vorstandsvergütung stärker auf die nachhaltige Unternehmensentwicklung aus. Ein Jahr zuvor fielen Munich Re und ProSiebenSat.1 mit ihren neuen Gehaltssystemen durch. Beide Konzerne schafften dies erst kürzlich in einem zweiten Anlauf mit einer Nachbesserung.