Aktionäre verpassen Bayer-Aufsichtsrat Denkzettel
ab Düsseldorf – Die Aktionäre von Bayer schauen bei der Besetzung des Aufsichtsrats (AR) inzwischen genauer hin. Zwar wählten die Anteilseigner am Freitag alle vorgeschlagenen Kandidaten, doch die früher üblichen Abstimmungsergebnisse, die sich häufig nur in der Nachkommastelle unterschieden, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Bei einer Präsenz von knapp 60 % des Grundkapitals bekamen insbesondere Aufsichtsratschef Werner Wenning sowie der zum vierten Mal antretende Paul Achleitner den Unmut der Aktionäre zu spüren.Das schlechteste Ergebnis mit fast 17 % Nein-Stimmen kassierte der AR-Vorsitzende der Deutschen Bank, dicht gefolgt von Wenning, der nach der zweijährigen Cooling-off-Periode seit Oktober 2012 das Kontrollgremium anführt. Der langjährige Bayer-Chef wurde mit knapp 85 % der Stimmen gewählt oder anders ausgedrückt: 15,1 % lehnten Wennings Wiederwahl ab.Die übrigen Kandidaten schnitten dagegen mit Ja-Stimmen zwischen 90,5 % (ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling) bis 96,2 % (Klaus Sturany) sichtlich besser ab. Zwar gilt es dabei auch zu berücksichtigen, dass französische institutionelle Investoren grundsätzlich niemanden für länger als ein Jahr in ein Kontrollgremium entsenden, wie ein Bayer-Sprecher erläuterte. Mit Ausnahme von Sturany stellten sich jedoch alle Kandidaten für eine volle Amtsperiode von fünf Jahren zur Wahl.Ingo Speich von Union Investment hatte sich am Freitag ausdrücklich für die Wiederwahl Wennings starkgemacht, obwohl dieser die Altersgrenze von 70 Jahren bereits erreicht hat. Wenning kenne Bayer wie kein Zweiter und sei aus diesem Grund prädestiniert, “die Übernahme und Integration von Monsanto zu begleiten”, begründete der Fondsmanager. Zugleich forderte Speich Wenning auf, “nach einer gelungenen Integration einen Nachfolger zu benennen”.Kritik an Achleitner machte sich daran fest, dass der einstige Allianz-Vorstand bereits drei volle Amtsperioden im Aufsichtsrat von Bayer sitzt und damit nach Einschätzung vieler Investoren nicht mehr über die erforderliche kritische Distanz verfügt. Zumal sich das Kontrollgremium von Bayer selbst auferlegt hat, die Zugehörigkeitsdauer auf drei volle Amtsperioden zu begrenzen. Im Fall von Achleitner sollte eine Ausnahme gemacht werden, um nach den zahlreichen Veränderungen in der jüngeren Vergangenheit Kontinuität im Aufsichtsrat zu gewährleisten.