Alitalia droht Zwangsverwaltung

Konkurs-Forderung wird lauter - Verkehrsexperte: Lufthansa könnte einsteigen

Alitalia droht Zwangsverwaltung

tkb Mailand – Alitalia steht kurz vor der Pleite. Sollte die von der arabischen Etihad Airways zu 49 % kontrollierte italienische Fluglinie nicht bis Ostern einen rigorosen Kostenabbauplan genehmigen und 1,2 Mrd. Euro für Investitionen auftreiben, hat die Regierung bereits einen “Plan B” zur Rettung der Fluggesellschaft vorbereitet. Alitalia gerät dann vorerst unter Zwangsverwaltung, bis sich mögliche Interessenten finden. Das wäre nichts Neues. Bereits 2008 wurde für den ehemaligen Staatsmonopolisten die Zwangsverwaltung beantragt. Der Unternehmer Roberto Colaninno (Vespa) übernahm damals mit anderen Aktionären die Alitalia. Doch weder ihm noch seinen Nachfolgern gelang eine Sanierung.Für 2016 erwartet Alitalia trotz wachsendem internationalen Flugverkehr und niedrigen Treibstoffpreisen einen Verlust von 500 Mill. Euro. Ab April sind die Kassen leer. Sollten die beiden Großaktionäre, die HVB-Mutter Unicredit (12 %) und Intesa Sanpaolo (20 %), nicht mit neuen Krediten intervenieren und ihre Anleihen in Aktien wandeln, scheint die Pleite unvermeidbar. Generali hat bereits einen Wandel für ihre Alitalia-Anleihen über 300 Mill. Euro abgelehnt. Alitalia lastet auch auf der Bilanz von Poste Italiane, die mit 19 % an der Airline beteiligt ist. In Finanzkreisen werden die Forderungen lauter, Alitalia solle in Konkurs gehen. Gewerkschaften alarmiertAlitalia-Chef Cramer Ball hatte die Beraterfirmen Roland Berger und KPMG beauftragt, einen Sanierungsplan auszuarbeiten. Dieser wird derzeit mit den Großaktionären besprochen. Angeblich sollen 2 000 der 12 000 Arbeitsplätze abgebaut, die Kosten um 400 Mill. Euro gesenkt und der Erlös erhöht werden. Die Gewerkschaften sind bereits auf dem Kriegspfad, und Banken zögern, weitere Mittel in das Fass ohne Boden zu investieren. Zwischen den Alitalia-Aktionären, Etihad und den Banken gibt es Spannungen. Intesa-Sanpaolo-Chef Carlo Messina hat wiederholt, so schnell wie möglich aus Alitalia aussteigen zu wollen. Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier ist dabei, seine Anteile zu verkaufen.”Erst wenn der Geschäftsplan abgesegnet ist, kann ein möglicher industrieller Partner gefunden werden”, meint der Mailänder Verkehrsexperte Andrea Giuricin. Er sieht einen der wenigen Auswege aus der Krise, dass die jüngste Vereinbarung zwischen Air Berlin, Etihad und Lufthansa auf Alitalia erweitert wird. “Falls Lufthansa Interesse zeigt, wird sie die Bedingungen vorgeben”, meint Giuricin. Allerdings ist Alitalia bis 2018 an den Star-Alliance-Rivalen Sky Team gebunden.