Neue DB-Strategie

Alle Bahn-Töchter sollen 2028 wieder zurück in der Gewinnzone sein

Die Bahnstrategie des Verkehrsministeriums gibt neue Ziele für Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit vor. Im Vergleich zum heutigen DB-Sanierungsprogramm sind sie weniger ambitioniert.

Alle Bahn-Töchter sollen 2028 wieder zurück in der Gewinnzone sein

Alle Bahn-Töchter sollen 2028 in der Gewinnzone sein

DB-Vorstand wird verkleinert – Infrastrukturfinanzierung soll neu aufgestellt werden – Trassenpreisreform kommt erst 2027 – Generalsanierung geht weiter

ahe Berlin

Die Bundesregierung schraubt die Erwartungen an die Performance der Deutschen Bahn in Sachen Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit nach unten. Laut der neuen Strategie, die Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder in Berlin vorlegte, sollen sich der Fern- und Regionalverkehr spätestens ab Ende 2028 „dauerhaft und zuverlässig wirtschaftlich tragen“. Der Güterverkehr (DB Cargo) muss – auch aufgrund von Vorgaben der EU-Wettbewerbsbehörde – bereits 2026 wieder soweit sein.

Die Bahn selbst hatte sich bislang in ihrem Sanierungsprogramm S3 das Ziel gesetzt, schon 2027 wieder ein operatives Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2 Mrd. Euro zu erwirtschaften. Im ersten Halbjahr 2025 hatte DB Regio bereits den Turnaround geschafft und wieder ein positives Ebit von 103 Mill. Euro verbucht. DB Fernverkehr steckte mit minus 59 Mill. Euro und DB Cargo mit minus 96 Mill. Euro weiter in der Verlustzone fest.

Auch beim Thema Pünktlichkeit wurden die Ziele nicht verschärft: Schnieder forderte bis 2029 eine Quote von mindestens 70%, mittelfristig 80% und langfristig 90% im Fernverkehr. Laut dem S3-Programm der Bahn sollte bereits 2027 wieder ein Pünktlichkeitsniveau von 75 bis 80% erreicht werden.

Schlankere Aufstellung

Erreicht werden soll die höhere Effizienz unter anderem durch den Abbau von Doppelstrukturen im Konzern. Der Vorstand soll hierzu im ersten Quartal 2026 ein Konzept vorlegen. Ebenfalls für das nächste Jahr wird vom Vorstand ein Konzept für den Abbau der aktuell noch mehr als 200 Beteiligungen im In- und Ausland eingefordert.

Zur anvisierten schlankeren Aufstellung gehört auch eine Vorstandsverkleinerung von derzeit acht auf höchstens sechs Ressorts. Nach Angaben von Schnieder wird der Posten eines Infrastruktur-Vorstands ebenso abgeschafft wie das Technik-Ressort. Die beiden aktuell noch zuständigen Vorstände Berthold Huber und Daniela Gerd tom Markotten werden nach Angaben von Aufsichtsratschef Werner Gatzer den Konzern wahrscheinlich verlassen. Einen neuen Finanzvorstand und damit Nachfolger von Levin Holle konnte Gatzer am Montag noch nicht präsentieren. Die Suche sei aber schon „weit gediehen“, sagte er.

Keine Ergebnisvorgaben erhält die gemeinwohlorientierte Infrastrukturtochter InfraGo, die mit dem früheren DB-Netz-Vorstandsvorsitzenden Dirk Rompf ebenfalls einen neuen Chef bekommt. Schnieder kündigte eine stärkere Entflechtung von InfraGo und dem restlichen Konzern an.

Beifall der Monopolkommission

In diesem Zusammenhang soll auch der Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag der InfraGo bis zum ersten Halbjahr 2026 noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden. Dieser erlaubt derzeit einen Durchgriff des Konzerns auf den Infrastrukturbereich. Der InfraGo-Vorstand ist weisungsgebunden.

Gerade die stärkere Entflechtung von Netz und Betrieb erhielt Beifall von der Monopolkommission. „Mit der Übertragung weiterer Zuständigkeiten für die Infrastruktur an die InfraGO und der Abschaffung des Infrastrukturvorstands auf Ebene der DB AG werden die Bedingungen für wirksamen Wettbewerb gestärkt“, betont dessen Vorsitzender Tomaso Duso.

Verbände der Bahn-Wettbewerber kritisierten allerdings, dass die Strategie aus dem Verkehrsministerium kaum konkrete, messbare Ziele enthalte. „Die vom Bund gewährten Rahmenbedingungen bleiben vage und die Änderungen am Steuerungskonzept sind deutlich zu schwach, um einen Turnaround bei der DB herbeizuführen“, warnten Mofair und „Die Güterbahnen“. Hinzu kommt, dass eine Reform des derzeitigen Trassenpreissystems, das von den Bahn-Wettbewerbern heftig kritisiert wird, erst im nächsten Jahr besprochen werden soll.

Ebenfalls erst Anfang 2027 soll dann ein neues Konzept zur längerfristigen Finanzierung der Bahn-Infrastruktur eingeführt werden, wie Schnieder ankündigte. Schneller kommen dagegen drei Sofortprogramme, die den Komfort in den ICE-Zügen sowie die Sauberkeit und Sicherheit an den Bahnhöfen verbessern sollen. „Ein Neuanfang bei der Bahn ist dringend erforderlich“, betonte Schnieder.