Amazon Fresh krempelt Lebensmittelhandel um

Savills IM: Langfristige Folgen für Handels- und Logistikimmobilien - Wachsender Bedarf an Lagerflächen

Amazon Fresh krempelt Lebensmittelhandel um

ab Düsseldorf – Nach dem Start des Lebensmittellieferservice Amazon Fresh in Berlin und Potsdam ist der US-Handelsgigant seit kurzem auch in Hamburg aktiv. Welche Implikationen der Markteintritt des gefürchteten Online-Händlers für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel und die dazugehörigen Handels- und Logistikimmobilien nach sich zieht, analysiert Immobilieninvestmentmanager Savills IM. Das Ergebnis ist ernüchternd: Allein in Deutschland werden geschätzt 1 200 bis 1 700 Supermärkte von der Schließung bedroht sein. Zugleich geht Savills IM aber davon aus, dass die verbleibenden Filialen höhere Umsätze erwirtschaften und profitabler werden. Daher wiederum schätzt Savills IM, dass umsatzstarke Fachmarktzentren mit Ankermietern aus dem Lebensmittelhandel auch künftig eine gute Investitionsmöglichkeit sind.Unabhängig davon, ob und wie schnell es Amazon gelingt, den Lieferdienst in die Gewinnzone zu führen, wird sich der ohnehin harte Wettbewerb im deutschen Lebensmittelhandel nach Einschätzung von Savills IM weiter verschärfen. Zum Beleg wird auf Großbritannien verwiesen. Dort ist Amazon Fresh seit 2016 am Start und setzte die großen Lebensmittelhändler derart unter Druck, dass diese ihre Online-Strategien überarbeiten müssen.Da der deutsche Markt mit Blick auf den Online-Handel mit frischen Lebensmitteln noch vergleichsweise unterentwickelt ist – laut Handelsverband HDE beläuft sich der Anteil am gesamten Lebensmittelhandel hierzulande auf nicht einmal 1 % -, wiegen sich die traditionellen Handelsketten noch in Sicherheit. Zugleich gehen Einrichtungen wie GfK, BBE und Oliver Wyman jedoch davon aus, dass der Marktanteil in der Bundesrepublik bis 2025 auf etwa 5 % des Gesamtmarktes steigen wird, entsprechend einem Volumen von 6 bis 8 Mrd. Euro. DHL, die in Deutschland mit Amazon Fresh kooperiert, taxiert den Marktanteil bis 2022 sogar auf 10 % bzw. bis zu 15 Mrd. Euro, wie Savills IM schreibt.Beim Blick über den Großen Teich zeigt sich allerdings auch, dass es Amazon Fresh – trotz der hohen Online-Marktanteile – nur auf eine geringe Bedeutung im Gesamtmarkt bringt. Je nach Region rangieren die Anteile zwischen 0,2 % (New York) und 1,2 % (Seattle), wie die Handelsberater von Conlumino herausgefunden haben.Das Erreichen der Gewinnschwelle im Online-Handel mit Lebensmitteln ist nach Einschätzung von Oliver Wyman vor allem von der Bevölkerungsdichte abhängig, weil diese sich auf die Kosten für den Lieferweg der letzten Meile auswirkt. Zudem ist die Gesamtbevölkerung ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, Logistikimmobilien zu kaufen oder anzumieten. Vor diesem Hintegrund geht Oliver Wyman davon aus, dass in Deutschland etwa 60 % des Marktes gewinnbringend bedient werden können.Entsprechend verbindet Savills IM mit der erwarteten Belebung des Online-Lebensmittelhandels eine Neuausrichtung vieler Logistiknetzwerke. Betroffen seien davon sowohl Megalogistikzentren am Rande von Ballungsräumen als auch kleinere Verteilerzentren innerhalb der Ballungsgebiete sowie eine Vielzahl von “Click & Collect”-Abholstellen. Letztlich dürfte der wachsende Online-Handel bis 2020 zu einem zusätzlichen Bedarf an Logistikfläche von etwa 15 Millionen Quadratmetern führen, wobei Amazon bislang nur die Zuständigkeit für die Logistikobjekte der letzten Meile übernimmt.