Analysten erwarten vor Quartalszahlen wenig von Facebook

Umsatzwachstum soll nur halb so hoch ausfallen wie im ersten Vierteljahr - Negativnachrichten verunsichern Marktbeobachter

Analysten erwarten vor Quartalszahlen wenig von Facebook

Von Sebastian Schmid, New YorkFür die ersten Facebook -Aktionäre sind die zwei Monate seit dem Börsengang eine einzige Enttäuschung gewesen. Die Anteilscheine des weltgrößten sozialen Netzwerks, die zu je 38 Dollar platziert worden waren, haben seit dem Going Public mehr als ein Viertel an Wert eingebüßt auf derzeit gut 28 Dollar. In rund drei Wochen droht zudem das Ende der ersten Haltefrist für einige Altaktionäre. Dann kommen bis zu 271 Millionen weitere Aktien in den Handel – eine Zunahme um mehr als 60 %. Damit dürfte der Druck auf die Papiere weiter steigen.Die Hoffnung der Anleger, die sich noch nicht aus den Titeln verabschiedet haben, dürfte daher im Wesentlichen auf den anstehenden Quartalszahlen ruhen. Deren Veröffentlichung ist für diesen Donnerstag geplant. Aufgrund zahlreicher Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen sind die Erwartungen der Marktbeobachter mittlerweile deutlich gesunken.So hatte der US-Autobauer General Motors die Wirksamkeit von Facebook-Werbung öffentlich in Frage gestellt und seine Anzeigenkampagne im Volumen von rund 10 Mill. Dollar eingestellt. Zudem sorgte eine Studie von Capstone für Aufsehen, die ermittelt haben will, dass die Zahl der Facebook-Nutzer in den gesättigten Märkten bereits wieder sinkt. In 14 von 23 Ländern, in denen Facebook über 50 % der Internetnutzer erreicht, ist die Anwenderzahl in den vergangenen drei Monaten entweder gesunken oder sie stagniert, stellt Capstone-Analyst Rory Maher fest. Auch im Heimatland USA, dem wichtigsten Online-Werbemarkt der Welt, soll die Zahl der Facebook-Nutzer zuletzt zurückgegangen sein. Tatsächlich brüsten sich in New York immer mehr Banker, Analysten und Anwälte damit, ihre Facebook-Aktivitäten eingestellt zu haben. “Ich habe mein Nutzerkonto vor drei Monaten geschlossen und das noch keine Minute bereut”, erzählte etwa ein Marktbeobachter erst vergangenen Freitag und erhielt dabei Zustimmung aus der anwesenden Runde. Die Zeiten, in denen “out” war, wer keinen Facebook-Account hatte, sind zumindest in New York vorbei. Nutzerwachstum im FokusNeben den absoluten Umsatzzahlen wird am Donnerstag deshalb auch die Nutzerstatistik kritisch beäugt werden. Raymond-James-Analyst Aaron Kessler erwartet, dass Facebook die Zahl der täglich aktiven Anwender bis Ende 2012 um 30 % steigert und im nächsten Jahr noch einmal um 24 %. Kessler zählt dabei mit einer “Halten”-Empfehlung noch zu den Pessimisten unter den Analysten. Von 27 Analysten empfehlen derzeit 14 den Kauf der Titel – wobei zwölf von ihnen der Aktie sogar ihren “Strong-Buy”-Stempel verpasst haben.Laut Thomson Reuters wird auf der Erlösseite von den Analysten bereits ein herber Rückschlag eingepreist. Im Schnitt prognostizieren die Marktbeobachter, dass das soziale Netzwerk den Umsatz um 23 % auf 1,1 Mrd. Dollar steigert. Damit würde sich das Wachstumstempo des ersten Quartals nahezu halbieren. Das Ergebnis je Aktie soll auf 12 Cent steigen. Im ersten Vierteljahr hatte Facebook 11 Cent je Titel verdient.Noch pessimistischer sieht S & P- Equity-Analyst Scott Kessler die Facebook-Aktie. Er rechnet mit 9 Cent Gewinn je Titel und rät zum Halten der Titel bei einem Zwölf-Monats-Kursziel von 27 Dollar. Dabei rechnet er bereits eine Prämie von 25 % auf die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Wettbewerber ein, da Facebook dominanter Marktführer in den sozialen Netzwerken ist.