Jindal Steel klopft an

Kaufangebot aus Indien für Thyssenkrupp Steel

Mit der indischen Jindal Steel hat sich ein Kaufinteressent für die kriselnde Stahlsparte von Thyssenkrupp aus der Deckung gewagt. Der Mutterkonzern verspricht, das Angebot zu prüfen.

Kaufangebot aus Indien für Thyssenkrupp Steel

Inder greifen nach Thyssen Stahl

Jindal Steel legt unverbindliches Angebot vor – Mutterkonzern prüft

ab Köln

Mit der indischen Jindal Steel hat sich ein Kaufinteressent für die kriselnde Stahlsparte von Thyssenkrupp aus der Deckung gewagt. Dem Mutterkonzern ging ein indikatives, unverbindliches Angebot zu. Die Inder sichern die Fertigstellung der DRI-Anlage in Duisburg sowie weitere Investitionen von mehr als 2 Mrd. Euro zu.

Thyssenkrupp ist ein Kaufangebot für die schwächelnde Stahlsparte ins Haus geflattert. Die indische Jindal Steel International habe eine unverbindliche, indikative Offerte auf den Tisch gelegt, teilte Thyssenkrupp am Dienstag mit. „Der Vorstand der Thyssenkrupp AG wird dieses Angebot – insbesondere mit Blick auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation sowie die Beschäftigung an unseren Stahl-Standorten – intensiv prüfen“, heißt es. Mehr Details gab Thyssenkrupp zunächst nicht preis.

Jindal Steel bestätigte die Abgabe des Übernahmeangebots und kündigte die Aufnahme von Gesprächen an. Jindal verspreche eine Kombination aus finanzieller Stärke, globaler Stahlkompetenz und klarer Vision für die Dekarbonisierung sowie eine wettbewerbsfähige Stahlproduktion in Deutschland, heißt es. „Wir glauben an die Zukunft einer grünen Stahlproduktion in Deutschland und Europa“, wird Narendra Misra, Europachef von Jindal, zitiert.Das Angebot an Thyssenkrupp sehe unter anderem die Fertigstellung der im Bau befindlichen DRI-Anlage in Duisburg vor. Zusätzlich wolle Jindal dort für mehr als 2 Mrd. Euro Lichtbogenkapazitäten schaffen. In diesen Anlagen wird der aus der DRI-Anlage kommende Eisenschwamm weiterverarbeitet.

Investitionsversprechen

Während sich Thyssenkrupp zugeknöpft gab, äußerte sich die IG Metall postwendend und positiv: „Dass ein wachstumsorientierter Stahlkonzern wie Jindal Steel als strategischer Investor bei Thyssenkrupp Steel einsteigen will, ist grundsätzlich eine gute Nachricht für unsere Beschäftigten“, sagte Jürgen Kerner, Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp und Zweiter Vorsitzender der IG Metall, im Anschluss eine Aufsichtsratssitzung. Auf dieser habe Konzernchef Miguel López über das Angebot informiert. Jetzt komme es darauf an, „zügig in substanzielle Gespräche einzusteigen, um möglichst schnell Klarheit über die wichtigsten offenen Fragen zu erlangen“.

Die Ambitionen der Inder sind groß: Ziel sei es, das industrielle Erbe von Thyssenkrupp zu bewahren, weiter auszubauen und dazu beizutragen, Thyssenkrupp Steel zum größten integrierten sowie klimafreundlichen Stahlhersteller Europas zu machen. Jindal Steel ist nach eigener Darstellung einer der führenden integrierten Stahlkonzerne in Indien und verfügt darüber hinaus über Aktivitäten in Afrika und Australien. Jindal Steel deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – „von der Mine zum Metall“.

Auch der Gesamtbetriebsrat der Stahlsparte sieht in dem Kaufangebot ein „positives Zeichen“. „In einem ersten persönlichen Brief an mich hat die Eigentümerfamilie die Absicht erklärt, in unsere Standorte zu investieren und die Bedeutung der Mitbestimmungskultur betont“, sagt Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Stahlsparte. Es gebe die Bereitschaft, „mit uns in einen konstruktiven Dialog einzutreten – dieses Angebot nehmen wir an“.

Auf Wachstumskurs

Der Konzern, der Teil der familiengeführten Naveen Jindal Group ist, hat auch erste Engagements in Europa. So wurde Anfang des Jahres ein Stahlunternehmen in Tschechien erworben, zudem beteiligt sich Jindal Steel in Italien gerade am Bieterverfahren für einen Stahlhersteller, wie eine Sprecherin sagte. Jindal Steel verfolge eine klare Wachstums- und Expansionsstrategie.

Im vorigen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Stahlkonzern nach den Angaben einen Umsatz von 12 Mrd. Euro und eine operative Umsatzrendite (Ebitda) von 22%. Von solchen Werten können europäische Stahlunternehmen nur träumen. Die Stahlsparte von Thyssenkrupp hatte im Geschäftsjahr 2023/24 (30. September) aus einem Umsatz von 10,7 Mrd. Euro lediglich ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) von 261 Mill. Euro gezogen.

Traumrenditen

Bislang wollte Thyssenkrupp die Stahlsparte in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský einbringen. Dieser hatte sich im vorigen Jahr zunächst mit 20% beteiligt und kann auf 50% aufstocken. Für den Ausbau der Beteiligung sind allerdings noch eine Reihe von Voraussetzungen zu schaffen. Noch haben beide Seiten das Recht, den Verkauf der 20-%-Beteiligung wieder rückgängig zu machen.