US-TECHNOLOGIEKONZERNE

Angriff auf den Hamsterbau

Wie dieser Winter kann auch die nächste Wirtschaftskrise länger dauern als gedacht. Nach zwei Krisen allein im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends ist es daher verständlich, dass die zyklischen US-Technologiekonzerne hamstern, als ob schon...

Angriff auf den Hamsterbau

Wie dieser Winter kann auch die nächste Wirtschaftskrise länger dauern als gedacht. Nach zwei Krisen allein im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends ist es daher verständlich, dass die zyklischen US-Technologiekonzerne hamstern, als ob schon morgen die nächste Eiszeit anstünde. Den Rekordbetrag von gut 560 Mrd. Dollar hatten die von Moody’s bewerteten US-Technologiekonzerne Ende 2012 auf der hohen Kante. Keine andere Branche außer der Finanzindustrie hat derart viel gebunkert.Mit den Barreserven steigt derweil auch die Gier der Investoren. Noch vor wenigen Jahren wurde Technologiefirmen wie selbstverständlich zugebilligt, auf Ausschüttungen zu verzichten, um finanziellen Spielraum zur Wachstumsfinanzierung zu haben. Die Zeiten scheinen indes vorbei. Die Investoren blasen nun lieber zum Angriff auf den übervollen Hamsterbau.Milliardär Carl Icahn, der beim Computerbauer Dell eine hohe Sonderausschüttung fordert und sich mit dem geringen Übernahmeangebot nicht zufrieden geben will, steht exemplarisch für die neue Aggressivität. Auch Apple sieht sich mit Hedgefondsmanager David Einhorn einem fordernden Investor gegenüber. Einhorn will höhere Ausschüttungen und geißelt den Umgang des iPhone-Anbieters mit der fast 140 Mrd. Dollar schweren Barreserve.Zwar zahlt Apple wie Microsoft, HP oder IBM mittlerweile eine Dividende. Bei der aktuellen Ausschüttungshöhe wird die exorbitante Barreserve indes nicht abgebaut, sondern laut Moody’s zum Jahresende bis auf 170 Mrd. Dollar anwachsen. Mehrere Analysten spekulieren deshalb, Apple werde in den nächsten Tagen die Ausschüttung bis zu 50 % anheben.Aus Investorensicht ist die Forderung nach höheren Dividenden nachvollziehbar. Der Technologiesektor verspricht kein garantiertes Wachstum mehr. Der PC-Markt schrumpft. Der Smartphone-Absatz wächst inzwischen weniger rasant. Im Software- und Servicegeschäft ist zwar Wachstum drin. Die zunehmende Umstellung auf Mietsoftware sorgt aber zumindest kurzfristig bei vielen Konzernen für geringere Margen. Ob das Modell längerfristig ähnlich profitabel wie die Kombination aus Lizenz- und Wartungsvertrag sein wird, muss sich noch zeigen. Die meisten Technologiefirmen sind inzwischen eben nur noch ganz normale Firmen, die hohe Cash-flows generieren. Dass der gehamsterte Vorrat von den Anlegern nun lautstark eingefordert wird, ist keine Modeerscheinung, sondern Zeichen einer neuen Normalität.