Private Equity

Apollo investiert über RWE Milliarden ins Stromnetz

Amprion stärkt sich mit einem Apollo-Investment: 3,2 Mrd. Euro für den Netzausbau kommen von dem Finanzinvestor. RWE und Apollo gründen dazu ein Joint Venture zur Finanzierung der 25,1%-Beteiligung an Amprion.

Apollo investiert über RWE Milliarden ins Stromnetz

Apollo investiert Milliarden ins Stromnetz

Private-Equity-Riese bringt vorab 3,2 Mrd. Euro für die nächste große Kapitalerhöhung bei der RWE-Beteiligung Amprion ein

cru Frankfurt

Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion bekommt Private Equity als indirekten neuen Miteigentümer. Der US-Finanzinvestor Apollo hat zugesagt, 3,2 Mrd. Euro Eigenkapital in ein neu gegründetes Joint Venture mit RWE einzubringen. Wie hoch der Anteil von Apollo an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen ist, wollten weder Apollo noch RWE auf Anfrage verraten.

Das Joint Venture werde operativ von RWE kontrolliert und könne somit auch beim Konzern in der Bilanz konsolidiert werden, hieß es. Es soll die 25,1%-Beteiligung am Übertragungsnetzbetreiber Amprion in Dortmund halten und finanzieren.

Amprion ist ein Übertragungsnetzbetreiber, der sich über sieben deutsche Bundesländer erstreckt und rund 29 Millionen Menschen sowie Industrieunternehmen mit Strom versorgt. Nach Angaben einer Sprecherin investiert Amprion bis 2029 rund 36,4 Mrd. Euro. Typischerweise sind nach Einschätzung von Branchenexperten 30% davon Eigenkapitalbedarf. Somit hätte Amprion einen Eigenkapitalbedarf von rund 12 Mrd. Euro.

Kapitalerhöhung 2024 brachte 850 Mill. Euro

Die Amprion-Eigentümer hatten bereits 2024 rund 850 Mill. Euro an frischem Eigenkapital nachgeschossen. Eine weitere Kapitalspritze, die „signifikant höher als 2024“ ausfalle, solle 2025 folgen, hatte Amprion-Finanzchef Peter Rüth jüngst angekündigt. Dazu lägen schriftliche Zusagen aller Eigentümer vor. Das Joint Venture von Apollo und RWE soll nun das erforderliche Eigenkapital für den 25,1% Anteil bereitstellen, um Amprions Investitionen in den den Netzausbau im kommenden Jahrzehnt zu unterstützen. Gestützt werde das Gemeinschaftsunternehmen durch Dividendenzahlungen aus Amprions regulierter Vermögensbasis (RAB). Das Unternehmen bekommt die Investitionen ins Stromnetz von der Bundesnetzagentur verzinst. Im Jahr 2024 hat sich die RAB um beinahe die Hälfte auf 11,7 Mrd. Euro erhöht.

RWE konzentriert sich auf Kerngeschäft der Stromerzeugung

Für RWE steht die Partnerschaft mit Apollo im Einklang mit der Strategie, das Erzeugungsportfolio an erneuerbaren Energien auszubauen und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. „Wir planen keine Anteilsaufstockung“, sagte eine RWE-Sprecherin. In diesem Sinne springt Apollo künftig für einen Teil des Kapitalbedarfs bei Amprion ein, so dass der Anteil des Joint Ventures an Amprion bei 25,1% gehalten werden kann.

Latham berät Apollo

RWE wurde bei dem Deal von der Deutschen Bank und Hengeler beraten. Für Apollo waren die Kanzleien Latham und Paul Weiss im Einsatz. „Wir sehen insbesondere im Infrastruktur-Bereich großes Interesse internationaler Investoren an deutschen Assets“, sagt Otto von Gruben, Private-Equity-Infrastruktur-Partner bei Latham. „In den nächsten Monaten werden wir hier sicher noch einige dieser großen und komplexen Deals sehen.“

„Langfristige Investitionen in den Netzausbau“

Laut Apollo-Partner Jamshid Ehsani will die Private-Equity-Firma „langfristige Investitionen in den kritischen Netzausbau in Deutschland finanzieren“. Für Apollo ist die Konstruktion mit RWE auch eine Möglichkeit, die Prämien ihrer Versicherungstöchter Athene bzw. in Deutschland Athora im Einklang mit den Vorgaben der Regulatorik für Versicherer hoch verzinst zu investieren.

Formal handelt es sich um Eigenkapital. Tatsächlich aber dürften die Vereinbarungen mit RWE vorsehen, dass Apollo erst bei großen Wertverlusten betroffen wäre. Ähnliche Konstruktionen hat Apollo bereits in Joint Ventures mit dem Wohnungskonzern Vonovia in Deutschland und dem Chiphersteller Intel für den Neubau einer Fabrik in Irland gewählt. Ein spezielles Team strukturiert solche Investments.

Umgekehrt hat RWE vor allem einen Vorteil: Der Konzern hat keinen Kapitalbedarf mehr für Amprion, profitiert aber bei Wertsteigerungen von Amprion in der eigenen Bilanz. Ein Verkauf des Amprion-Anteils war zuvor offenbar gescheitert. Anfang 2025 hatte Apollo angekündigt, bis 2035 in Deutschland mehr als 100 Mrd. Dollar zu investieren. Der Finanzinvestor verwaltet insgesamt 840 Mrd. Dollar.

Auch bei Tennet gerät Eigentümerkreis in Bewegung

Auch andernorts kommt im Netz einiges in Bewegung. In der kommenden Woche entscheidet der niederländische Finanzminister Eelco Heinen, ob ein Minderheitsanteil an Tennet Germany per Kapitalerhöhung an neue Investoren geht oder an die Börse kommt. Das Unternehmen wird mit rund 30 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet.

Apollo investiert das Kapital der Versicherungstochter Athene gern sicher und hochverzinst. Beispiele sind die Joint Venture mit Vonovia und Intel. Jetzt investiert der Finanzinvestor über RWE ins deutsche Stromnetz. Das Geld kommt bei der nächsten milliardenschweren Kapitalerhöhung von Amprion zum Einsatz.