Apple dreht mehr am Preis als an der Performance
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
Für den US-Technologiekonzern Apple war der Mittwochabend der vielleicht wichtigste des Jahres. Die neue iPhone-Generation wurde vorgestellt. Die vier neuen Modelle 14, 14 Plus, 14 Pro und 14 Pro Max sollen sicherstellen, dass die Cash-Cow des Konzerns aus Cupertino in einem schwieriger gewordenen Konjunkturumfeld bei zunehmend schlechter Verbraucherstimmung weiter ordentlich gemolken werden kann. Rund die Hälfte der Erlöse erzielt Apple mit dem iPhone – daran haben auch die wachsenden Erlöse mit konzerneigenen Dienstleistungen oder tragbaren Geräten wie der Apple Watch wenig geändert.
Bei den Anlegern haben die neuen Geräte zunächst kaum Begeisterung entfacht. Das Flaggschiffmodell bietet wie üblich gegenüber der Vorjahresversion leicht verbesserte Kameramodule, einen in der Spitze leicht helleren Bildschirm, der auch ein leicht verändertes Design erhält und einen neuen leistungsstärkeren Chip. Die vielleicht spannendste Innovation ist da noch die SOS-Funktion via Satellitenkommunikation – wenn ein Notsignal mal jenseits des zunehmend dichteren Mobilfunknetzes auftritt. Allerdings soll das Feature ab November zunächst nur in Nordamerika verfügbar sein. Für US-Kunden exklusiv bleibt auch die Preisstabilität. Ein iPhone 14 kostet wie das Vorgängermodell 799 Dollar. Ein iPhone 14 Pro gibt es für 999 Dollar.
Analysten zeigten sich überrascht, hatten sie aufgrund der US-Inflation doch fest mit einem Preisanstieg gerechnet. Allerdings müssen die Anleger deshalb kaum fürchten, dass die Marge des Unternehmens leidet. Schließlich profitiert Apple auch davon, dass die Währungen praktisch aller Länder, aus denen Teile für das iPhone und andere Apple-Produkte geliefert werden, gegenüber dem Dollar kräftig an Wert eingebüßt haben – etwa der koreanische Won, der chinesische Yuan oder der japanische Yen.
Die Kehrseite dieser Medaille bekommen die Apple-Kunden außerhalb der USA zu spüren, wo die iPhone-Preise keinesfalls stabil gehalten wurden. In Deutschland steigt der Preis des regulären iPhone 14 etwa um 11% auf 999 Euro, das iPhone 14 Pro verteuert sich in der Basisversion um 13% auf 1299 Euro und das iPhone Pro Max legt um satte 16% auf 1449 Euro zu. Dass die teureren Geräte stärker im Preis zulegen, passt derweil zu einer vorab von Analysten verbreiteten Einschätzung, Apple sei der Ansicht, bei den teureren Pro-Modellen sei die Preiselastizität geringer – die Nachfrage also von Preisanhebungen weniger stark betroffen.
Mehr Umsatz will sich Apple wie in vergangenen Krisen dadurch sichern, dass günstige Modelle aus dem Lineup verschwinden oder teurere Modelle hinzukommen. So gibt es keinen Nachfolger des iPhone 13 Mini, das in den USA ab 699 Dollar zu haben war. Es wird ersetzt durch das größere iPhone 14 Plus, das bei 899 Dollar startet.
Auch der Apple-Watch-Reihe wurde eine teurere und leistungsstärkere Variante hinzugefügt. Die 799 Dollar teure Apple Watch Ultra richtet sich an Sport- und Outdoorenthusiasten, die bislang eher auf smarte Uhren von Garmin zurückgegriffen hatten. Dabei scheint die Watch Ultra auf reges Interesse zu stoßen. Nur einen Tag nach Bestellstart muss auf einzelne Modelle bereist bis November gewartet werden.