Absatzschwäche in China belastet

Apple will Anleger mit Mega-Aktienrückkauf beruhigen

Apple muss im ersten Quartal einmal mehr einen Umsatzschwund und Gewinnrückgang verkraften. Gerade in China steht der Konzern unter Druck – bei den Anlegern wirbt der iPhone-Riese nun um Geduld.

Apple will Anleger mit Mega-Aktienrückkauf beruhigen

Apple will Anlegerseele durch Aktienrückkäufe beruhigen

Schwache iPhone-Verkäufe und verschärfter Konkurrenzkampf in China bescheren Konzern fünften Umsatzrückgang binnen sechs Quartalen

xaw New York

Schwächelnde iPhone-Verkäufe und ein verschärfter Konkurrenzkampf in China lasten schwer auf Apple – nun sucht der Tech-Riese die aufgewühlte Anlegerseele zu beruhigen. Für den Zeitraum zwischen Januar und März vermeldete der Konzern einen Umsatzschwund um 4,3% auf 90,75 Mrd. Dollar und damit den fünften Rückgang innerhalb der vergangenen sechs Quartale, der Nettogewinn fiel mit einem Minus von 2,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 23,64 Mrd. Dollar etwas besser aus als an der Wall Street erwartet.

Die trübe Geschäftsentwicklung sucht Apple aber nicht nur durch optimistische Parolen – für das laufende Quartal stellte der Konzern wieder ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Bereich in Aussicht – zu überdecken. Vielmehr hat der Verwaltungsrat zusätzliche Aktienrückkäufe im Volumen von 110 Mrd. Dollar freigegeben. Im frühen New Yorker Handel am Freitag legte die Apple-Aktie darauf zeitweise um mehr als 6,4% zu. Den genauen Zeitplan für die Buybacks legte der Konzern nicht offen. Seit 2018 hat Apple pro Quartal Aktien im Gegenwert von 20 Mrd. Dollar zurückgekauft.

iPhone-Schwäche gegen den globalen Trend

Allerdings leidet Apple insbesondere unter der Schwäche des iPhone. Die Erlöse aus dem wichtigsten Produkt des Konzerns setzten nun um 10,5% auf 45,96 Mrd. Dollar zurück. Zwar versucht Apple, Kunden in die teureren Pro-Varianten der Geräte zu lenken. Diese Strategie schlägt sich aber nicht wie erhofft im Umsatz nieder. Laut dem Research-Anbieter IDC ist der Smartphone-Markt im ersten Quartal zum Vorjahr um 7,8% gewachsen, Apple hat die kurzzeitig eroberte Spitzenstellung unter den Anbietern dabei wieder an Samsung abtreten müssen.

iPhone-15-Varianten in einem Store in Thailand: Die Premium-Strategie bei Smartphones zahlt sich für Apple nicht mehr voll aus. Foto: picture alliance/ZUMAPRESS.com | Peerapon Boonyakiat

Gerade der Blick auf die Plätze dahinter macht Anlegern aber Sorgen. Die chinesische Xiaomi hat laut IDC global zuletzt stark aufgeholt, und in China wächst der Druck gerade durch Huawei bedeutend. Der seit 2019 mit US-Sanktionen belegte Konzern aus Shenzhen stellte im vergangenen September das Mate 60 Pro vor, das zu ultraschneller Datenkonnektivität in der Lage ist. Gemäß Daten der Analysefirma Counterpoint Research sind die Smartphone-Verkäufe von Huawei in der Volksrepublik im ersten Quartal um 70% in die Höhe geschnellt.

Zum wachsenden Druck auf Apple trägt laut Analysten auch das Vorgehen der Regierung in Peking bei: Diese hat im vergangenen Jahr einen Bann verhängt, gemäß dem Beamte keine iPhones mehr im Arbeitsumfeld nutzen dürfen. Bei dem US-Anbieter ging der Absatz in der Großregion China – zu der auch Hongkong, Macau und Taiwan gehören – laut Unternehmensmitteilung über alle Produkte hinweg um 8,1% zurück, das iPhone soll mit einem Minus von 19% laut Counterpoint besonders schwer betroffen gewesen sein. Apple-CEO Tim Cook widersprach dieser Zahl nun teilweise: Die iPhone-Erlöse seien in Festlandchina gewachsen, betonte der Vorstandschef, ohne dabei konkrete Zahlen zu nennen.

Apple-CEO Tim Cook auf Besuch in China: In der Volksrepublik hat der Tech-Riese momentan eigentlich wenig zu lachen. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Tatan Syuflana.

Neben Herausforderungen im Reich der Mitte macht Apple aber auch regulatorischer Gegenwind zu schaffen. So haben das US-Justizministerium sowie 15 Bundesstaaten und der District of Columbia im März eine Kartellklage gegen den Tech-Riesen eingereicht. Darin werfen sie dem Konzern wettbewerbsfeindliche Geschäftspraktiken vor, mit denen er Kunden und Entwicklern den Wechsel auf Konkurrenzprodukte und Plattformen erschwert habe. Der Konzern habe „seine Marktmacht nicht durch Überlegenheit, sondern durch unrechtmäßiges Ausschlussverhalten“ gefestigt, sagte Justizminister Merrick Garland.

So habe Apple andere Unternehmen durch eine Reihe beliebig angepasster Regeln davon abgehalten, Alternativen zu Anwendungen wie der Apple Wallet anzubieten, in der Nutzer digitale Varianten von Kreditkarten sowie andere Dateien speichern können. Letztlich habe der iPhone-Konzern die Preise für Verbraucher damit künstlich hoch gehalten.

Regulatorischer Druck

Die Klage „gefährdet, wer wir sind“, und bedrohe „die Prinzipien, durch die Apple-Produkte sich in einem hart umkämpften Markt abheben“, teilte eine Apple-Sprecherin damals mit. Sei das US-Justizministerium erfolgreich, würde dies das Unternehmen in seinen Möglichkeiten behindern, die Technologien anzubieten, die Kunden erwarteten. Durch den „Digital Markets Act“ in der Europäischen Union muss Apple zudem Teile seines lukrativen App-Ökosystems für Drittparteienanbieter öffnen – laut Wirtschaftskanzleien stellt dies ein Einfallstor für Konkurrenten wie Alphabet dar.

Während der iPhone-Konzern also zahlreiche Baustellen bearbeitet, dürfte sein jüngstes Produkt, das Virtual-Reality-Headset Vision Pro, nach Ansicht von Analysten wohl noch lange keine nennenswerten Beiträge zum Umsatz leisten. Dieses war zum Start im vergangenen August mit 3.499 Dollar weitaus höher bepreist als Konkurrenzprodukte. Folglich fielen auch die an der Wall Street herumgereichten Absatzprognosen gedämpft aus: Im ersten Jahr dürften die Lieferungen nach Analystenschätzungen bei unter 1 Million Stück liegen.

Hoffnung auf KI

Nun ruht die Hoffnung darauf, dass Apple durch Innovationen zum Boomthema künstliche Intelligenz die Verkäufe der nächsten Geräte-Generationen beschleunigen kann. Auf der Hauptversammlung betonte CEO Cook Ende Februar, der Konzern investiere „signifikant“ in generative KI. Neben der eigenen Entwicklung prüft Apple laut Insidern auch Partnerschaften mit Alphabet oder der von Microsoft unterstützten, für ihren Textgenerator ChatGPT bekannten Technologieschmiede OpenAI. Ankündigungen zu neuen KI-Features im App-Ökosystem erwarten Analysten bei der jährlichen Apple-Entwicklerkonferenz im Juni.

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