iPhone-Upgrade und Cloud-Wachstum

Apple und Amazon verschaffen sich neuen Schwung

Apple profitiert von einem starken Verrbaucherinteresse am iPhone 17. Bei Amazon goutieren Analysten indes verbesserte Aussichten im Cloud-Geschäft.

Apple und Amazon verschaffen sich neuen Schwung

Apple und Amazon verschaffen sich neuen Schwung

xaw New York

Nachdem die Big-Tech-Konkurrenz durchwachsen in die Berichtssaison gestartet ist, haben Apple und Amazon die Anleger überzeugt. Erstgenannter Konzern profitiert vom starken Verbraucherinteresse am neuen iPhone 17, während der E-Commerce-Riese aus Seattle sowohl im Retail- als auch im Cloud-Geschäft die Erlöse ankurbelte. Die Aktien beider Technologieriesen zogen auf die jüngsten Quartalsvorlagen hin an: Apple lagen im nachbörslichen New Yorker Handel am Donnerstag zeitweise mit rund 4% im Plus, während Amazon zwischenzeitlich gar um über 13% anzogen.

Der iPhone-Konzern punktete vor allem mit der Erlösprognose für das Weihnachtsquartal. Apple rechnet mit Umsatzsteigerungen von 10 bis 12%, wie Chief Financial Officer Kevan Parekh mitteilte – an der Wall Street waren im Vorfeld Schätzungen von 6% herumgereicht worden. Im abgelaufenen Viertel fielen die Erlöse mit 102,47 Mrd. Dollar bereits so hoch aus wie noch nie. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen Anstieg um 7,9%, der damit etwas stärker ausfiel als von Analysten erwartet. Die iPhone-Verkäufe erreichten zwar einen Rekord-Gegenwert von 49,03 Mrd. Dollar, blieben damit aber leicht hinter der Konsensprognose zurück. Parekh verwies dabei auf Lieferkettenprobleme bei einigen Ausführungen des iPhone 16 und iPhone 17. Apple habe die Nachfrage im zurückliegenden Quartal unterschätzt.

Neudesign zahlt sich aus

Bereits vor der Zahlenvorlage hatten Marktdaten darauf schließen lassen, dass sich das größte Neudesign des Flaggschiffprodukts seit Jahren für den Konzern aus Cupertino auszahlt. Upgrades für die Kameras, den Bildschirm und die Batterie des iPhone 17 sorgen dafür, dass Kunden in größerer Zahl alte Modelle gegen das neue Gerät eintauschen.

Bank of America wertete Mitte Oktober Apple-Store- und Mobilfunkanbieterdaten aus, gemäß denen die Lieferzeiten für die im September lancierte neue Version des Verkaufsschlagers deutlich länger ausfallen als in vergangenen Jahren, was auf eine starke Nachfrage hindeute. Die Analysten von Consumer Intelligence Research Partners beobachtet vor allem großes Interesse am iPhone 17 Pro und Pro Max, während die Air-Variante bisher deutlich schwächer abschneide. Finanzchef Parekh wollte sich in einer Analystenschalte nicht spezifisch dazu äußern, welche Modelle den Absatz derzeit antreiben.

Feiert eine Erholung der iPhone-Nachfrage: Apple-CEO Tim Cook.
Feiert eine Erholung der iPhone-Nachfrage: Apple-CEO Tim Cook.
picture alliance / Jiji Press | Chiharu Horikoshi

Für Apple-Aktionäre gibt es in der laufenden Woche aber auch abseits der Quartalszahlen positive Nachrichten. So kündigte US-Präsident Donald Trump am Donnerstag an, dass er im Rahmen eines vorläufigen Handelsdeals mit Peking Zölle von 20% halbiert, die wegen der Rolle Chinas im Fentanylhandel für Einfuhren aus der Volksrepublik gelten. Diese stellen die einzigen „Tariffs“ dar, die Apple für Produktimporte in die Vereinigten Staaten bezahlen muss, da Washington Smartphones, Computer und verschiedene Elektrogeräte von Strafmaßnahmen ausgenommen hat.

Apple hat im Gegenzug ihre Zusagen für Investitionen in die nordamerikanische Fertigung auf 600 Mrd. Dollar aufgestockt. CEO Tim Cook, der schon in der ersten Amtszeit Trumps ein gutes Verhältnis zu dem Republikaner pflegte, suchte in den vergangenen Monaten noch einmal verstärkt die Nähe der Administration in Washington. Im August überreichte er dem Präsidenten bei einem heftig kritisierten Auftritt im Weißen Haus eine Glasplakette mit einer Basis aus 24-Karat-Gold. Zuvor hatte Apple zu den Unternehmen gezählt, deren Aktien infolge von Trumps „Tariff“-Ankündigungen aus dem Frühjahr am stärksten unter Druck geraten waren. Laut Wedbush Securities sind bisher 90% der iPhone-Fertigung in China angesiedelt, die Zollpolitik verteuert die Einfuhren aus der Volksrepublik bedeutend.

Hoffnung auf Zoll-Einsparungen

Im abgelaufenen Quartal musste Apple nach eigenen Angaben mit den „Tariffs“ verbundene Kosten im Umfang von 1,1 Mrd. Dollar stemmen, für das aktuelle Viertel sagt der Konzern diesbezügliche Mehraufwendungen von 1,4 Mrd. Dollar voraus. Sollte Trump den vorläufigen Handelsdeal per Exekutivbeschluss offiziell machen, könnte dies für den iPhone-Konzern substanzielle Einsparungen bedeuten. Schließlich kann Apple die hochleistungsfähige Fertigung in China mit seiner Armee an qualifizierten Arbeitern nicht einfach ersetzen. Bisher hat der Tech-Riese lediglich die finale Zusammensetzung günstigerer und älterer iPhone-Varianten nach Indien verlegen können – mit Einfuhren aus dem südasiatischen Land unterliegen die Kalifornier keinen Zöllen.

Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping haben Spannungen im Handelskonflikt abgebaut.
Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping haben Spannungen im Handelskonflikt abgebaut.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Daniel Torok/White House

Eine Entspannung der Beziehungen mit China dürften Apple-Investoren auch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung im Reich der Mitte mit gewisser Erleichterung vernehmen. Ind er Volksrepublik haben die Wettbewerber Xiaomi, Vivo und Huawei rapide Marktanteile gewonnen – auch, weil die Regierung in Peking zum Beispiel die Nutzung von iPhones durch Beamte sanktioniert. Im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2025 ist der Umsatz in der Region Greater China, die auch Hongkong und Taiwan enthält, um 3,8% auf 64,38 Mrd. Dollar zurückgegangen.

Neue Kunden erreicht

Global hat Apple nach Jahren der gebremsten Umsatzentwicklung nun aber wieder in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen ein Umsatzplus zum Vorjahr erzielt. Zwar sind Upgrades von Bestandskunden auf neue Geräte dabei ein wichtiger Bestandteil, allerdings findet Apple auch neue Abnehmer, die sich nach einem iPhone-Kauf auch für den Rest der Produktsuite interessieren. „Fast die Hälfte“ der Mac-Nutzer im abgelaufenen Viertel hätten sich ihr erstes Computer-Modell des Konzerns angeschafft, bei iPad und Apple Watch seien es sogar „mehr als die Hälfte“ gewesen, teilte das Unternehmen mit.

Zudem erreicht das Unternehmen im margenstarken Service-Geschäft einen Meilenstein. Dort erzielte Apple im abgelaufenen Geschäftsjahr Erlöse von 109,16 Mrd. Dollar und übersprang damit erstmals die 100-Mrd.-Dollar-Marke. Dabei spielen neben Gebüreneinnahmen aus App-Verkäufen und Abonnements für Dienste wie Apple Music und Apple TV auch Zahlungen von Google eine wichtige Rolle. Die Alphabet-Tochter führt jährlich mehr als 20 Mrd. Dollar an den Konzern aus Cupertino ab, um sich den Status als Standard-Suchmaschine für den Safari-Browser zu sichern.

Erlöse aus Google-Zahlungen gerettet

Eine Kartellklage des US-Justizministeriums gegen Google hatte diese Vereinbarung bedroht – zwar erlitt der Search-Engine-Riese in dem Verfahren um angeblich illegale monopolistische Praktiken eine Niederlage, der zuständige Richter untersagte dem Konzern seine Vereinbarungen mit Apple in der Folge aber nicht. Die Zahlungen der Alphabet-Tochter schlagen für den iPhone-Konzern fast vollständig auf das Ergebnis unter dem Strich durch und sind nach Analystenschätzungen für fast ein Fünftel des operativen Gewinns verantwortlich.

Börsen-Zeitung, sw/iGrafik.de

Alphabet hatte nach dem vergleichsweise glimpflichen Ausgang des Kartellverfahrens auch mit den jüngsten Quartalszahlen positive Akzente gesetzt. Die Google-Mutter sprengte mit ihrer Bekanntgabe eines Erlössprungs um 16% auf 102,3 Mrd. Dollar und eines Anstiegs des Nettogewinns um ein Drittel auf 35 Mrd. Dollar in der alten Börsenwoche die Erwartungen der Wall Street. Zudem gelingt es dem Konzern aus Palo Alto derzeit besser als der Konkurrenz, Investoren die Return-Aussichten der explodierenden Aufwendungen für künstliche Intelligenz zu erklären. Die Aktien von Microsoft und Meta Platforms gerieten angesichts starker Kostenanstiege unter Druck.

Bei Amazon reagieren die Investoren indes mit Erleichterungen darauf, dass einige Kapazitätsbeschränkungen des Konzerns im Cloud-Geschäft offenbar wegfallen. Am Mittwoch teilte der Konzern mit, dass eins seiner bisher größten KI-Rechenzentren-Investments, das in Indiana unter dem Namen Project Rainier läuft, inzwischen voll betriebsfähig sei. CEO Andy Jassy sprach von „starkem Momentum und Wachstum“, da KI „bedeutende Verbesserungen in jeder Ecke unseres Geschäfts“ antreibe. Auch die Analysten der UBS zeigen sich bezüglich der Erlösaussichten angesichts eines Ausbaus der Cloud-Kapazitäten optimistisch.

Amazon-CEO Andy Jassy will die KI-Kapazitäten schnell ausbauen.
Amazon-CEO Andy Jassy will die KI-Kapazitäten schnell ausbauen.
picture alliance / ipa-agency | Matteo Chinellato

Der Tech-Riese aus Seattle ist im Cloud-Geschäft mit der Sparte Amazon Web Services (AWS) zwar global führend, allerdings war bei Investoren zuletzt der Eindruck entstanden, dass das Unternehmen bei KI-Angeboten hinter beweglichere Wettbewerber zurückfällt. Die Erlöse von AWS stiegen im abgelaufenen Quartal um 20% auf 33 Mrd. Dollar und damit etwas stärker als erwartet, Alphabet und Microsoft vermeldeten ein Wachstum ihrer Cloud-Geschäfte um 40 bzw. 34%.

Amazon selbst hat bereits eingeräumt, dass die Nachfrage nach Computing-Kapazitäten derzeit die Fähigkeiten des Konzerns übersteigt, neue Rechenzentren ans Netz zu bringen. Zuletzt verdeutlichte ein Ausfall bei AWS, durch den Millionen Menschen und Unternehmen den Zugang zu wichtigen Internetdienstleistungen verloren, die Abhängigkeiten von den Cloud-Dienstleistungen des Tech-Riesen.

Brummendes Weihnachtsgeschäft voraus

Dieser bekam die Auswirkungen der Panne zuerst an seinen eigenen Systemen zu spüren und rang mit Problemen in seinen Lagerhallen und im Lieferverkehr. Trotz aller Fokussierung auf die Cloud liefert der E-Commerce für Amazon noch immer einen enorm wichtigen Erlösbeitrag. Der konzernweite Umsatz legte im dritten Quartal um 13% auf 180,2 Mrd. Dollar zu, Analysten hatten im Konsens mit 177,9 Mrd. Dollar gerechnet. Für das Schlussviertel, das von einem brummenden Weihnachtsgeschäft geprägt sein dürfte, stellte Amazon Erlöse von 206 bis 213 Mrd. Dollar in Aussicht.

Der Nettogewinn sprang im Zeitraum zwischen Juli und September gegenüber dem Vorjahr um 39% auf 21,2 Mrd. Dollar. Dies entsprach einem verwässerten Überschuss von 1,95 Dollar pro Aktie, die Wall Street hatte mit 1,57 Dollar gerechnet. Das Ergebnis enthält auch Gewinne aus Investitionen in das KI-Startup Anthropic. Bei Microsoft hatten Verluste aus Anlagen in OpenAI den Nettogewinn gedrückt.

Stellenabbau macht sich bemerkbar

Bei Amazon machten sich indes Einmalbelastungen aus Rechtsstreitigkeiten mit der Verbraucherschutzbehörde FTC wegen Geschäftspraktiken bei ihren Prime-Abonnements sowie durch einen Abbau der Belegschaft bemerkbar. Der Konzern kündigte Mitarbeitern am Dienstag an, 14.000 Büro-Jobs streichen zu wollen, insgesamt könnten die Kürzungen laut Insidern bis zu 30.000 Stellen betreffen. Zunächst rechnet Amazon mit Abfindungskosten in Höhe von 1,8 Mrd. Dollar.

Somit will Amazon sich schlanker auch für einen fortwährend verschärften KI-Wettbewerb aufstellen. Wachsende Sorgen von Investoren, gemäß denen der Boom um künstliche Intelligenz zu einer Blasenbildung führt, hat die Berichtssaison der Tech-Riesen indes nicht zerstreut. Doch Amazon und auch Apple – die ihre Ausgaben für die Zukunftstechnologie zwar ankurbelt, dabei aber längst nicht in ähnliche Sphären vorstößt wie die Cloud-Giganten – verfügen mit dem Retail-Geschäft derzeit über ein stärkeres zweites Standbein als der Großteil der Konkurrenz.