Apples Flucht in mehr Luxus

Mit dem iPhone 8 plant der US-Konzern wohl Preissprung - Günstige Konkurrenz aus China sitzt im Nacken

Apples Flucht in mehr Luxus

Zum zehnten Jahrestag von Apples iPhone steigt der Preis der neuen Generation dem Vernehmen nach wieder auf 1000 Dollar – etwa so viel wie 2007. Auf einen Preiswettlauf mit der chinesischen Konkurrenz will sich CEO Tim Cook offenbar nicht einlassen. Statt auf höhere Absatzzahlen setzt er erneut auf höhere Margen. Experten haben Zweifel, ob diese Strategie aufgeht.Von Sebastian Schmid, FrankfurtIm Herbst bringt Apple im zehnten Jahr in Serie ein neues iPhone an den Start. Wegen des Jubiläums sind die Erwartungen an das iPhone 8, das informierten Kreisen zufolge am 12. oder 13. September vorgestellt werden dürfte, besonders hoch. Was bislang durchgesickert ist, klingt indes nicht nach der erhofften Revolution: Erstmals soll das iPhone einen OLED- statt einen LCD-Bildschirm haben. Die stromsparende Technologie, die dunklere Schwarztöne erlaubt, wird von Samsung seit Jahren eingesetzt. Apple-CEO Tim Cook hatte das Festhalten an der LCD-Technologie stets damit begründet, dass OLED auch Nachteile habe. In der Apple Watch kommt derweil seit der ersten Generation ein OLED-Bildschirm zum Einsatz. Weitere Neuerungen sind die kabellose Ladefähigkeit und die virtuelle Home-Taste auf einem praktisch rahmenlosen Display (hat Samsung mittlerweile auch). Zudem verfügt es offenbar über einen 3-D-Sensor, der das Gesicht des Besitzers in Millisekunden erkennen soll. Revolutionär mutet derweil der erwartete Preis an. Dieser soll, so schätzen Analysten, für das Modell mit der geringsten Speicherkapazität rund 1 000 Dollar betragen. Das wäre ein satter Preisanstieg. Das iPhone 7 ist aktuell ab 649 Dollar und das iPhone 7 Plus ab 769 Dollar zu haben. In der teuersten Spezifikation kostet das 7 Plus 969 Dollar und damit noch immer weniger als der erwartete Einstiegspreis für das iPhone 8. Der oft gut informierte Blogger John Gruber (Daringfireball.com), rechnet gar mit einem Einstiegspreis von 1099 Dollar. Für weniger finanzkräftige Apple-Anwender soll der Computerkonzern aus Cupertino mit dem iPhone 7s und 7s Plus leicht veränderte Nachfolgemodelle der 7er iPhones im Gepäck haben – zu aktuellen Preisen. Flopp im MassenmarktWie schon im Computermarkt verlegt sich Apple nun auch im Smartphone-Geschäft darauf, einzig die Premiumkunden zu bespielen. Vor einigen Jahren scheiterte der Versuch mit bunten Plastik-iPhones (5c) im Massenmarkt mehr Verbreitung zu finden, kläglich.Jetzt setzt Apple ganz auf Luxus. Nicht ohne Grund. Von unten rücken chinesische Rivalen nach, die mit Googles Android-Betriebssystem und hochwertiger Hardware den Massenmarkt aufrollen. Huawei, Oppo und Xiaomi, die drei größten Anbieter aus dem Reich der Mitte, kamen im zweiten Quartal zusammen bereits auf gut 25 % Marktanteil weltweit und damit auf mehr als der koreanische Marktführer Samsung.Der Versuch sich in sehr hochpreisige Gefilde zu begeben, ist für Apple in der Vergangenheit allerdings auch schon gescheitert. In der ersten Generation der Apple Watch wurde versucht, ins Luxusuhrensegment einzusteigen und Uhren, die in kürzester Zeit technologisch überholt waren, wurden für mehr als 10 000 Euro angeboten. Aufgrund mangelnder Nachfrage verschwand die Edeluhr bereits nach einem Jahr wieder aus dem Apple Store. Heute kostet die teuerste Uhr der zweiten Generation lediglich 1300 Dollar. Preissensible KundenBarclays-Analyst Mark Moskowitz, der die Branche seit Jahren begleitet, fürchtet beim iPhone 8 zurückhaltendes Kundeninteresse, sollten sich die Gerüchte über den hohen Preis bestätigen. Eine Befragung habe gezeigt, dass nicht einmal jeder fünfte potenzielle iPhone-Käufer bereit sei, 1 000 Dollar oder mehr für ein neues Gerät zu bezahlen. Erwartet wurde zuvor, dass etwa jeder Dritte dazu bereit sein dürfte.Samsungs Flaggschiffgerät Galaxy Note 8, das am Mittwoch vorgestellt worden war, ist derweil für rund 900 Dollar zu erstehen und dürfte den Koreanern laut Moskowitz helfen, Marktanteile gegenüber den Kaliforniern zu gewinnen. Er senkte sein Apple-Kursziel am Mittwoch um fast ein Zehntel auf 146 Dollar. Die Aktie des iPhone-Anbieters notierte am Donnerstag bei 160 Dollar.Allerdings ist auch das Samsung-Gerät Note 8 mit gut 900 Dollar preislich klar in der Oberklasse angesiedelt und hilft dem Unternehmen damit nicht, die Marktanteilsverluste an die Chinesen zu reduzieren. Bei Oppo, Xiaomi und Huawei sind die Spitzengeräte bereits für je 500 Dollar oder weniger zu haben.