Stromerzeuger

Arbeitsschutzbehörde geht grüne Musterfirma an

Dem Kraftwerksbetreiber Drax wird vorgeworfen, „Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen“ von Mitarbeitern gefährdet zu haben. Es geht um Holzstaub. Das ehemalige Kohlekraftwerk verfeuert Holzpellets.

Arbeitsschutzbehörde geht grüne Musterfirma an

hip London

Das börsennotierte Kohlekraftwerk Drax hat Ärger mit der britischen Arbeitsschutzbehörde bekommen. Einst wurde dort Kohle aus benachbarten Zechen verstromt. Bereits vor einigen Jahren begann man mit der Umstellung auf Holzpellets als Brennstoff. Wie Sky News berichtet, wirft die Health & Safety Executive (HSE) dem hochgradig subventionierten grünen Musterunternehmen vor, Mitarbeiter am Standort Selby Holzstaub ausgesetzt zu haben und dadurch deren „Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen am Arbeitsplatz“ gefährdet zu haben. Zudem sei das Unternehmen Verpflichtungen zur Risikoabschätzung nicht nachgekommen, bevor es Mitarbeitern mit potenziell „gefährlichen Substanzen“ arbeiten ließ. Das Unternehmen wollte sich unter Verweis auf das laufende Verfahren nicht dazu äußern.

Die Kühltürme des Kraftwerks dominieren seit den 1960er Jahren das Landschaftsbild in North Yorkshire. Nach dem ins britische Recht übernommenen europäischem Recht sind Holzpellets eine CO2-neutrale Energiequelle. Dabei wird argumentiert, dass bei der Verbrennung zwar Treibhausgase freigesetzt werden, die Bäume der Atmosphäre während ihres Wachstums aber auch Kohlendioxid entzogen hätten – ein natürlicher Kreislauf also. Drax wird als Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien von der Regierung gefördert. Der aus der Sandbag Climate Campaign hervorgegangenen Denkfabrik Ember zufolge erhielt Drax im vergangenen Jahr mehr als 800 Mill. Pfund – „ohne offensichtlichen Nutzen für das Klima“.

Holzpellets sind umstritten. Einer Studie von Chatham House aus dem Jahr 2017 zufolge werden bei der Verbrennung von Holz wegen der höheren Feuchtigkeit und der geringeren Dichte im Vergleich zu anderen fossilen Brennstoffen mehr Treibhausgase freigesetzt. Der Verfasser, Duncan Brack, beriet zuvor das britische Ministerium für Energie und Klimawandel. Er hält die Idee, die Emissionen aus der Verbrennung von Holz könnten durch das Pflanzen neuer Bäume ausgeglichen werden, für unglaubwürdig. Im Januar 2018 sprachen sich 800 Wissenschaftler in einem offenen Brief an das Europäische Parlament gegen den Einsatz von Holz als Brennstoff aus. „Das Verbrennen von Holz ist ineffizient und setzt deshalb mehr CO2 pro erzeugter Kilowattstunde Strom frei als die Verbrennung fossiler Brennstoffe“, heißt es in dem Schreiben.