Arktis wird für Shell zum Milliardengrab

Bohrungen werden "auf absehbare Zeit" eingestellt

Arktis wird für Shell zum Milliardengrab

hip London – Royal Dutch Shell wird die Ölsuche vor der Küste von Alaska “auf absehbare Zeit” einstellen. Wie der BP-Rivale mitteilt, wurde er zwar dort fündig, allerdings nicht in einem Maße, das weitere Bohrungen rechtfertigen würde. Marvin Odum, Direktor von Shell Upstream Americas, sprach von einem “klar enttäuschenden” Ergebnis. Zudem machten dem Unternehmen hohe Kosten und das “schwierige und unvorhersehbare” regulatorische Umfeld für Offshore-Bohrungen in der Arktis zu schaffen. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace hatten Shell für die Bohrungen in der Arktis immer wieder scharf kritisiert. Das Bohrloch “Burger J” werde entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen wieder verschlossen und aufgegeben, ließ Shell wissen.CEO Ben van Beurden hatte Anfang des Jahres noch vor einer Überreaktion auf den tiefen Fall der Erdölpreise gewarnt, nun stellt sich das Unternehmen offenbar auf eine längere Phase niedriger Notierungen ein. Dem Unternehmen stehen für das Alaska-Abenteuer Milliardenabschreibungen ins Haus. In der Bilanz steht Alaska mit 3 Mrd. Dollar. Hinzu kommen 1,1 Mrd. Dollar an diesbezüglichen vertraglichen Verpflichtungen in den Jahren 2016/17. Alles in allem habe Shell in den vergangenen sieben Jahren 7 Mrd. Dollar in die Ölsuche in Alaska gesteckt, 15 % des gesamten Explorationsbudgets, schreiben die Analysten der UBS. Offshore-Aktivitäten in der Arktis erschienen ihnen wie Artefakte aus einer Welt überhöhter Ölpreise. Selbst wenn Shell in nennenswertem Umfang Öl gefunden hätte, wäre der Wert der Entdeckung fragwürdig.”Burger J” befindet sich gut 200 Kilometer entfernt von Barrow, einer Stadt im Norden von Alaska und liegt rund 50 Meter unter dem Meeresspiegel. Hier hatte Shell in den vergangenen Jahren mehr als 2 000 Meter in die Tiefe gebohrt. Neuorganisation mit BGAnleger könnten aufatmen, weil dieses Programm nun beendet sei. Die UBS-Analysten gehen davon aus, dass die Fusion mit BG eine Neuorganisation und -ausrichtung des Upstream-Geschäfts (Exploration und Produktion) von Shell nach sich ziehen wird. Der Konzern hatte Ende Juli angekündigt, das Investitionsvolumen auf 30 Mrd. Dollar zu senken, was unterhalb der drei Monate davor abgegebenen Einschätzung lag (vgl. BZ vom 31. Juli).