Chipausrüster

ASML korrigiert Umsatzprognose nach unten

Der Chipausrüster ASML muss seine Jahresprognose kappen. Ursache dafür sind altbekannte Probleme. Deren Dimension hat sich ausgeweitet.

ASML korrigiert Umsatzprognose nach unten

sck München – Die Probleme bei der Verbuchung ausgelieferter Lithografieanlagen haben beim Chipausrüster ASML eine größere Dimension erreicht als zuvor befürchtet. Aufgrund verzögerter Umsatzbuchungen infolge angespannter Lieferketten reduzierte der niederländische Großsystemausstatter für Halbleiterhersteller seine Jahresprognose deutlich.

Dies sorgte bei den Anlegern für Verstimmung. Die Aktie des Euro-Stoxx-Schwergewichts büßte zeitweise bis zu 4,8% ein, drehte aber später mit Öffnung der US-Börsen wie der Gesamtmarkt ins Plus und gewann in der Spitze 4,4% auf 506 Euro an Wert. ASML bringt dadurch über 200 Mrd. Euro auf die Waage.

Zur Vorlage der Zahlen fürs zurückliegende Frühjahrsquartal nannte die Konzernführung als Grund für den gekappten Ausblick Umsatzbuchungen, die sich wegen Lieferengpässen in das kommende Jahr 2023 verlagern. Statt eines zuvor geplanten Erlösschubs von rund 20% im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus rechnet CEO Peter Wennink nur noch mit einer Steigerung um 10%. Die derzeitigen Rückstände bei der eigenen Beschaffung von Material zwängen ASML zu einer beschleunigten Auslieferung von Lithografiesystemen an Chipproduzenten. Das wiederum führt erneut dazu, dass das Unternehmen mit Sitz im holländischen Veldhoven seine Maschinen zwar an die Endabnehmer zeitig ausliefert, die Endabnahme dieser Systeme aber erst Wochen oder Monate später in den entsprechenden Werken der Kunden durchgeführt wird.

Umfang von 2,8 Mrd. Euro

Auf diese Weise verschieben sich nach Angaben von ASML Umsätze von insgesamt 2,8 Mrd. Euro in das nächste Jahr. Das sind rund 1,8 Mrd. Euro mehr als bisher befürchtet. Bereits in den Quartalen zuvor berichtete die Konzernführung über dieses Thema (vgl. BZ vom 20. April). Das Problem hat sich aber offensichtlich in jüngster Zeit verschärft.

Hinzu kommt ein wachsender Kostendruck. Die steigende Inflation und höhere Vorleistungen für den Ausbau der eigenen Fertigungskapazitäten dämpfen die Marge. Vor diesem Hintergrund rechnet das Management für 2022 mit einer Bruttomarge in einer Spanne zwischen 49 und 50%. Damit liegt ASML unter den Analystenschätzungen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Konzern noch eine Bruttomarge von 52,7%. Das war ein Plus von 4,1 Prozentpunkten. Die Mehrbelastungen schlagen im laufenden Jahr deutlicher ins Kontor.

In den Monaten April bis Juni steigerte ASML zwar den Konzernüberschuss gemäß US-GAAP-Rechnungslegung um 36% auf 1,4 Mrd. Euro, nach sechs Monaten ging der Nettogewinn aber auf 2,1 (i.V. 2,4) Mrd. Euro zurück (vgl. Tabelle). Ursache dafür war ein schwaches Jahres­auftaktquartal. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt steigerte ASML ihre Nettoumsätze deutlich um 35% auf 5,4 Mrd. Euro. Nach sechs Monaten verbuchte der Konzern einen Erlöszuwachs von 7% auf 9 Mrd. Euro.

ASML
Konzernzahlen nach US-GAAP
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Nettoumsatz89658384
Bruttoergebnis43964397
Bruttomarge (%)49,052,4
F&E-Aufwand15281257
Operatives Ergebnis24382800
Nettoergebnis21062370
Liquide Mittel *40976952
*) 2021 per 31.12.Börsen-Zeitung
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