AstraZeneca hält sich bei Covid-Impfstoff bedeckt

Großbritannien plant Massenimpfungen

AstraZeneca hält sich bei Covid-Impfstoff bedeckt

hip London – AstraZeneca hat zwar versprochen, den gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelten Sars-CoV2-Impfstoff während der Pandemie zum Selbstkostenpreis anzubieten. Doch wie die “Financial Times” berichtet, wird in einer Übereinkunft, die von der Nummer 2 der britischen Pharmabranche mit der brasilianischen Fiocruz abgeschlossen wurde, das Ende der Pandemie auf den 1.7.2021 terminiert. Der Termin könne zwar nach hinten verschoben werden, aber nur wenn AstraZeneca der Ansicht sei, dass die Pandemie fortdauere. Das Unternehmen betonte, es habe die Entwicklung des Impfstoffs nie als geschäftliche Chance betrachtet, sondern als Antwort auf einen weltweiten Gesundheitsnotstand.Die für AstraZeneca erzielbaren Einnahmen sind schwer zu schätzen, zumal nicht viele Informationen zu den bereits abgeschlossenen Liefervereinbarungen für rund 3 Milliarden Dosen vorliegen. Der “Financial Times” zufolge deuten die bisher abgeschlossenen Liefervereinbarungen auf einen Preis zwischen 3 und 4 Dollar je Dosis hin. Die Analysten von Jefferies beziffern die wiederkehrenden Umsätze für eine Reimmunisierung nach der Pandemie in einer groben Schätzung auf 1,5 Mrd. Dollar jährlich. Sie nehmen an, dass in den Industrieländern 250 Millionen Dosen für 6 Dollar je Impfung abgesetzt werden können. Zum Vergleich: Die US-Grippeimpfung schlägt mit 11 bis 13 Dollar je Dosis zu Buche. Allerdings sind beim Coronavirus-Impfstoff öffentliche Ausschreibungen und die Unterstützung der Regierungen bei der Entwicklung zu berücksichtigen.In den Vereinigten Staaten ist die klinische Erprobung des Impfstoffs an Menschen weiterhin ausgesetzt, nachdem es bei einem Studienteilnehmer zu Komplikationen gekommen war (vgl. BZ vom 10. September). Doch das britische Massenblatt “Sun” berichtete gestern unter Berufung auf interne Dokumente des National Health Service (NHS), dass sich das öffentliche Gesundheitswesen bereits auf Massenimpfungen vorbereitet. Zu den beiden Impfstoffen, die als vielversprechendste Kandidaten gelten, gehöre das Produkt von AstraZeneca. Noch vor Weihnachten sollen fünf Impfzentren eingerichtet werden, in denen täglich Zehntausende geimpft werden können – unter anderem in London, Leeds und Hull. Sie sollen von Hunderten mobiler Einheiten unterstützt werden, die Pflegeheime und besonders gefährdete Menschen zu Hause besuchen. Ärzte und Apotheker sollen Millionen von Menschen die Impfung verabreichen. Ursprünglich sollten sich die NHS-Teams Ende Oktober bereithalten. Nachdem sich aber bislang kein erfolgreicher Impfstoff abgezeichnet habe, sei das Timing nach hinten verschoben worden. Gesundheitsminister Matt Hancock verkündete zuletzt, dass die Armee an der Verteilung des Impfstoffs beteiligt werde. Das Militär hatte zu Beginn der Pandemie auch dafür gesorgt, dass Schutzkleidung, die der NHS eingelagert hatte, an Krankenhäuser ausgeliefert wurde.