AstraZeneca kauft für 39 Mrd. Dollar zu

Alexion erweitert das Portfolio - Aktie unter Druck

AstraZeneca kauft für 39 Mrd. Dollar zu

hip London – AstraZeneca hat den Anteilseignern von Alexion ein Kaufangebot gemacht, durch das die auf seltene Immunkrankheiten spezialisierte US-Gesellschaft mit 39,4 Mrd. Dollar bewertet wird. Stimmen die Aktionäre zu, wäre es der bislang größte Zukauf des britisch-schwedischen Pharmakonzerns, der vor sechs Jahren eine Übernahme durch den Viagrahersteller Pfizer abgewehrt hatte. Um die 13,5 Mrd. Dollar schwere Barkomponente des Kaufpreises zu bestreiten, ließ sich die FTSE-100-Gesellschaft von Morgan Stanley, J.P. Morgan und Goldman Sachs eine 17,5 Mrd. Dollar schwere Brückenfinanzierung stricken. Den Rest zahlt AstraZeneca mit Aktien (American Depositary Shares, ADR). Die Alexion-Aktionäre sollen 60 Dollar in bar und 2,1243 neue ADRs je Anteilschein erhalten.”Diese Akquisition ermöglicht uns die Weiterentwicklung unserer Präsenz in der Immunologie”, sagte der AstraZeneca-CEO Pascal Soriot. Das vor allem in der Onkologie starke Unternehmen sieht in der Behandlung seltener Erkrankungen ein neues Wachstumsfeld und beziffert die Synergien drei Jahre nach Abschluss der Transaktion vor Steuern auf 500 Mill. Dollar jährlich. In den ersten drei Jahren werde das bereinigte Ergebnis je Aktie zweistellig wachsen. “Teure Wette”Die Aktie der Nummer 2 der britischen Pharmabranche geriet nach Bekanntwerden der Akquisitionspläne erheblich unter Druck. Sie verbilligte sich in London um 5,7 % auf 7 692 Pence. Zwar könnte der Umsatz von AstraZeneca durch die neuen Produkte signifikant steigen, der Deal sei aber “eine teure Wette”, schrieb die Marktanalystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown. Zudem berge er mit Blick auf die extrem hohen Preise, die mitunter für Immuntherapien verlangt werden, Reputationsrisiken. Die Branchenanalysten der UBS gehen davon aus, dass es AstraZeneca in erster Linie darum geht, sich einen Cash-Lieferanten zu beschaffen. Alexion werde 2021 und 2022 jeweils 1,7 Mrd. Dollar generieren, ohne das Umsatzwachstum groß zu verwässern.Bei der HSBC spricht man mit Blick auf die Bewertung von einem “opportunistischen Schritt”. Die Aktien von AstraZeneca seien in den vergangenen fünf Jahren um 82 % gestiegen und würden mit dem 21,4-Fachen des für 2021 erwarteten bereinigten Ergebnisses bewertet. Die Papiere von Alexion seien im gleichen Zeitraum um 37 % gesunken und wiesen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,6 auf. “Die Anleger waren vom Wachstumsprofil von Alexion offenkundig nicht überzeugt”, konstatiert Steve McGarry, Global Head of Healthcare Research bei HSBC, in einer ersten Einschätzung. Doch AstraZeneca scheine anderer Meinung zu sein. Mangels näherer Einzelheiten sei es derzeit nicht möglich zu bewerten, ob der Deal auf bereinigter Basis Werte schaffen werde. Zu McGarrys Fragen gehört, was AstraZeneca tun wird, sollte ein höheres Gegenangebot oder ein reines Barangebot für Alexion eingehen. AstraZeneca lässt sich von Centervie, Evercore, J.P. Morgan, Morgan Stanley und Ondra beraten. In juristischen Angelegenheiten geht dem Unternehmen Freshfields Bruckhaus Deringer zur Hand. Alexion stehen Bank of America und die Kanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz zur Seite. – Wertberichtigt Seite 6