Atlantia-Eigner prüfen Abertis-Deal

Hauptversammlung soll Voraussetzungen für Übernahme schaffen

Atlantia-Eigner prüfen Abertis-Deal

cru Düsseldorf – Morgen wird es spannend im milliardenschweren Bieterwettkampf um Spaniens Autobahnbetreiber Abertis. Der Bieterrivale von Hochtief, die italienische Atlantia-Gruppe, hat für Mittwoch eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Dort sollen die Aktionäre – darunter vor allem die Modedynastie Benetton mit 30 % der Anteile – die Voraussetzungen schaffen, damit der Mautstraßenkonzern aus Rom sein im Mai 2017 lanciertes Angebot über 16 Mrd. Euro für Abertis verbessern kann. Die Offerte solle nicht nur erhöht, sondern auch vollständig in Bargeld präsentiert werden, heißt es aus Finanzkreisen.Vorerst wartet Atlantia zwar die längst überfällige Genehmigung der im Oktober 2017 lancierten Offerte des deutschen Bieter-Rivalen Hochtief seitens der spanischen Börsenaufsicht CNMV ab. Auf der Hauptversammlung sollen die Atlantia-Aktionäre aber in jedem Fall eine Verlängerung der Frist für die geplante Kapitalerhöhung bis 30. November absegnen. Auch soll die Haltefrist, während der die Abertis-Aktionäre nicht die neuen Atlantia-Aktien verkaufen dürften, die sie bei der Offerte erhielten, verkürzt werden. Die Entscheidung über die kurz bevorstehenden Veränderungen der Offerte sei dem Verwaltungsrat vorbehalten, hieß es in einer Mitteilung vom 19. Januar zur Hauptversammlung. Dem Vernehmen nach soll die ursprüngliche Klausel, dass mindestens 10,1 % des Angebots in Aktien bezahlt werden sollen, abgeschafft werden. Atlantia bietet derzeit 16,5 Euro in bar oder 0,697 neu zu schaffende Atlantia-Aktien pro Abertis-Aktie.Auch bei Hochtief ist eine Aktienkomponente vorgesehen, die 20 % der rund 18,6 Mrd. Euro schweren Offerte betragen soll. Der deutsche Baukonzern, der am Mittwoch seine Bilanz für 2017 vorlegt, kommt jedoch zusehends in Schwierigkeiten, weil die neu zu schaffenden Hochtief-Aktien mit einem Wert von 146,42 Euro angesetzt sind, der aktuelle Kurs aber nur bei 134,30 Euro liegt. Dadurch klafft bei Hochtief eine Finanzierungslücke für die Offerte von bis zu 3,6 Mrd. Euro. Reiche Australien-TochterAllerdings profitiert Hochtief von der guten Geschäftsentwicklung der Australien-Tochter Cimic, an der der deutsche Baukonzern 72 % der Anteile hält. Im Jahr 2017 kletterte der Nettogewinn von Cimic um 21 % auf 702 Mill. austr. Dollar. Die Australier haben Barmittel von netto 910 Mill. austr. Dollar angehäuft, auf die Hochtief durch die beherrschende Position als Eigentümer Zugriff nehmen könnte. Geschlossener UmschlagDer nächste offizielle Schritt im Bieterwettkampf um Abertis ist die längst erwartete Genehmigung der Börsenaufsicht CNMV in Madrid für die Hochtief-Offerte. Erhält Hochtief wie nun erwartet am 22. Februar tatsächlich grünes Licht von der spanischen Behörde, wäre der weitere Weg des Bietergefechts mit Beginn der Annahmefrist am Freitag (23. Februar) vorgezeichnet. Nach Ablauf der Frist von 30 Werktagen würde jeder der beiden Bieter am 29. März einen verschlossenen Umschlag mit einem voraussichtlich abermals erhöhten Gebot bei der CNMV einreichen, der am 30. März von der Behörde geöffnet würde. Am 6. April hätte dann der zuerst als Kaufinteressent aufgetretene Bieter – dies ist Atlantia, die ihr Gebot schon im Mai 2017 lanciert hatte – die Chance auf eine letztmalige Erhöhung der Offerte.