IT-Dienstleister

Atos prüft Aufspaltung

Atos könnte sich 2023 in zwei börsennotierte Unternehmen aufteilen. Vor allem die Cyberschutzaktivitäten finden Interesse. Investoren straften die Aktie des IT-Dienstleisters indes stark ab.

Atos prüft Aufspaltung

wü Paris

Paukenschlag bei Atos: Der französische IT-Dienstleister erwägt eine Aufspaltung in zwei börsennotierte Firmen. Gleichzeitig gab Atos jetzt bekannt, dass Unternehmenschef Rodolphe Belmer nach noch nur ein paar Monaten seinen Hut nehmen wird. Er hatte Elie Girard erst zu Beginn des Jahres abgelöst, um den IT-Dienstleister wieder zurück auf den Wachstumspfad zu bringen.

Bei Investoren kamen die geplante Strategie und der Personalwechsel überhaupt nicht an. Der Aktienkurs brach in Paris um 23,4 % auf 14,41 Euro ein, nachdem er bereits innerhalb von einer Woche um 47,5% nachgegeben hatte. Erste Berichte, Belmers Pläne seien beim Verwaltungsrat auf Widerstand gestoßen, hatten bereits letzte Woche die Runde gemacht. Montag dann hatte Atos bekannt gegeben, seine verbleibenden Anteile an dem Bezahldienstleister Worldline in Höhe von 2,5 % im Rahmen einer beschleunigten Platzierung bei institutionellen Anlegern zu verkaufen. Das hat dem Unternehmen netto rund 220 Mill. Euro gebracht.

Im Rahmen der neuen Strategie könnte sich Atos nun in ein Unternehmen für die Verarbeitung großer Datenmengen (Big Data) und Cyber-Sicherheit namens Evidian und einen Anbieter für IT-Outsourcing sowie IT-Management namens TFCo aufspalten. Dies stellt den historischen Geschäftsbereich von Atos dar. Die Verwaltung von Computersystemen verliert jedoch immer mehr an Bedeutung, während der Bereich Cybersicherheit und Superrechner auf ein Umsatzwachstum von rund 10 % kommt.

Sollte sich Atos für die geplante Aufspaltung, an der die Berater von McKinsey arbeiten, entscheiden, so soll sie im zweiten Halbjahr 2023 abgeschlossen werden. 70 % des Kapitals von Evidian sollen an die derzeitigen Atos-Aktionäre gehen, während TFCo 30 % behalten soll. Der Verkauf dieses verbleibenden Anteils könnte dabei helfen, die Restrukturierung von Atos zu finanzieren. Deren Kosten werden auf 1,1 Mrd. Euro geschätzt. Sollte Atos die Aufspaltung durchführen, werden sich die benötigten Finanzierungen nach Angaben der Gruppe für den Zeitraum 2022/ 23 auf rund 1,6 Mrd. Euro belaufen. Die Sparte Big Data & Sécurité (BDS) und der Bereich Digitales, die im Rahmen der Aufspaltung zusammen abgetrennt werden sollen, kamen letztes Jahr auf einen Umsatz von 4,9 Mrd. Euro, ein organisches Umsatzwachstum von 5 % und eine operative Marge von 7,8 %.

Der Umsatz des restlichen IT-Geschäfts, das unter anderem mit der Telekom-Tochter T-Systems konkurriert, schrumpfte hingegen um 12 % auf 5,4 Mrd. Euro und schrieb operativ rote Zahlen. Größter Aktionär von Atos ist nach einem Verkauf des eigenen IT-Geschäfts an die Franzosen im Jahr 2011 Siemens aus Deutschland mit zuletzt 10 % des Kapitals.

Nach einer Aufspaltung könnten beide Atos-Einheiten das Interesse von potenziellen Käufern wecken, allen voran Evidian. So haben bereits mehrere Gruppen seit ein paar Monaten ein Auge auf die Cyberaktivitäten von Atos geworfen, darunter Thales, Orange und Airbus. Angesichts von deren strategischer Bedeutung dürfte der französische Staat darauf achten, dass sie in französischen Händen blieben, heißt es in Paris. Dagegen könnten die historischen Aktivitäten von Atos Finanzinvestoren interessieren.

Die anhaltenden Schwierigkeiten des IT-Dienstleisters, der trotz eines günstigen Umfeldes seit zwei Jahren einen Umsatzrückgang hinnehmen muss, haben innerhalb der Belegschaft zu einer tiefen Verunsicherung geführt. Sie wurden durch Sparmaßnahmen, die Verlagerung des Personalwesens und der Finanzabteilung nach Bulgarien sowie die Abwanderung von zahlreichen Managern noch zusätzlich verstärkt. Die geplante Aufspaltung dürfte das Vertrauen der Mitarbeiter nun weiter erschüttern.

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